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Tagebuch
meiner
Segelschulschiff-Reise
mit
der
„Padua“
(Der letzte Kap-Horner der Reederei Laeisz)
von Herbert Schrödter
Schiffsjunge
|
Dieser
Schreibmaschinentext
weicht
nur
an
einigen
Stellen
stilistisch
von
dem
Originaltext
des
Tagebuchs
ab,
das
ich
als
Schiffsjunge
an
Bord
der
„Padua“
während
der
Reise
–
als
17-Jähriger
–
geschrieben
habe.
Nur
die
Zeit
der
Seemannsschule
(nicht
zu
verwechseln
mit
der
Seefahrtsschule
in
Hamburg)
und
einige
Zwischenbemerkungen
sind
später
hinzugefügt.
|
Tagebuch
Herbert
Schrödter
wohnhaft
in
Berlin-Neukölln,
Wildenbruchstraße
10
zur
Zeit
auf
dem
Segelschulschiff
„Padua“,
Viermastbark
der
Hamburger
Reederei
Laeisz
Ich
wollte
schon
immer
einen
Beruf
ergreifen,
bei
dem
ich
an
der
frischen
Luft
bin.
In
meinen
Jungenjahren
dachte
ich
dabei
an
Förster
oder
Gutsverwalter.
Schließlich
aber
schlug
ich
die
Seemannslaufbahn
ein,
und
das
kam
so:
Eines
Tages
traf
ich
in
Oberschöneweide
meinen
ehemaligen
Schulkameraden
Harald
Laage,
der
mit
dem
Einjährigen
abgegangen
und
zur
Handelsmarine
gegangen
war.
Er
erzählte
mir,
daß
man
für
die
Laufbahn
des
Offiziers
der
Handelsmarine
kein
Abitur
braucht.
Voraussetzung
war
lediglich
eine
mehrjährige
Fahrzeit
als
Matrose,
davon
2
Jahre
Segelschiffsfahrzeit,
und
der
erfolgreiche
Abschluß
der
Seefahrtschule,
die
man
dann
als
Leutnant
(Steuermannspatent)
verließ.
Nichtabiturienten
mußten
nur
einen
halbjährigen
Vorkurs
absolvieren.
Da
dies
alles
stimmte,
schienen
mir
die
2
Jahre,
die
ich
noch
bis
zum
Abitur
brauchte,
verlorene
Zeit.
Mein
Vater
war
einverstanden,
und
so
beschloß
ich,
Seefahrer
zu
werden.
Ich
fuhr
mit
Papa
nach
Hamburg,
um
mich
bei
Prof.
Steppes,
dem
Leiter
der
Seefahrtschule
in
Hamburg,
für
die
Seemannsschule
in
FinkenwärderFOTO
anzumelden.
Der
Professor,
ein
sehr
ruhiger
und
sympathischer
Mann,
war
sehr
beeindruckt
von
der
Ordnung
und
Vollständigkeit
meiner
Zeugnismappe,
die
wir
ihm
vorgelegt
hatten.
|
Dann
kam
eines
Tages
die
Einberufung
nach
Finkenwärder
zum
1.
Januar
1927,
und
ich
fuhr
wieder
mit
Papa
dorthin.
Auf
der
Elbfähre
trafen
wir
schon
weitere
Anwärter.
Auch
andere
Jungen
waren
mit
Ihren
Vätern
gekommen.
Einer
der
Jungen
gibt
sich
sehr
vertraut
mit
der
Seefahrt,
setzt
sich
rittlings
auf
die
Reeling
und
spielt
sich
mächtig
auf.
Sein
Vater,
ein
ev.
Pastor,
sagt
im
Gespräch
mit
meinem
Vater
so
ganz
beiläufig:
„Mein
Junge
kennt
das
alles
schon.
Der
kann
hier
nicht
mehr
viel
lernen.“
Meinem
Vater
und
mir
wurde
das
Herz
etwas
schwer
angesichts
solcher
Konkurrenz
auf
der
Schule.
Aber
es
kam
dann
doch
anders.
Dieser
so
tüchtige
Junge
ging
mit
dem
schlechtesten
Zeugnis
unseres
Lehrgangs
ab.
Er
kam
auch
nicht
auf
ein
Schulschiff,
sondern
heuerte
auf
einem
kleinen
Kutter
an.
Die
Ausbildung
erfolgte
dann
in
allen
praktischen
und
theoretischen
Fächern,
die
zur
Seefahrt
gehörten
(siehe
Zeugnis).
Der
Leiter
der
Schule
war
Kapitän
Ölkers,
die
Ausbilder
waren
1
Oberbootsmann
und
ein
Signalmeister.
Der
Dienstbetrieb
war
militärisch,
die
politische
Atmosphäre
konservativ.
Wir
trugen
Uniform,
die
ein
Laie
nicht
von
der
Kriegsmarine
unterscheiden
konnteFOTO,
und
wenn
wir
durch
Hamburg
marschierten,
wie
z.B.
bei
der
Besichtigung
der
Seewetterwarte,
dann
in
militärischer
Formation.
Der
Oberbootsmann,
noch
aus
der
kaiserlichen
Marine,
war
ein
Feldwebel,
wie
er
im
Buche
steht:
Nach
außen
rauh
und
bärbeißig,
aber
mit
Verständnis
für
uns
arme
Würstchen.
Meinen
Namen
verwechselte
er
immer
mit
em
eines
anderen
Kameraden.
Als
ich
ihm
das
wiederholt
zu
verstehen
gab,
guckt
er
mich
halb
überrascht,
halb
wütend
an
und
brummt
dann:
„Verwechsel’
euch
immer,
seht
beide
egal
dämlich
aus!“
Als
ich
ein
andermal
einen
Tag
krank
in
der
Hängematte
lag,
kam
er
zu
meiner
Überraschung
in
den
Schlafsaal
(er
zeigte
also
auch
Fürsorge!)
und
fragt
nach
meinem
Befinden.
Dann
geht
er
eine
Weile
stumm
und
nachdenklich
auf
und
ab,
als
ob
er
über
die
Ursache
meiner
Krankheit
nachdenkt.
Dann
brummt
er
plötzlich:
„Ihr
freßt
zuviel!“
und
verschwindet.
Der
Signalmeister
war
das
Gegenteil.
Er
war
still
und
leise.
Er
polterte
nie,
wie
der
andere.
Er
schlug
uns
auch
nie,
wie
der
andere.
Aber
man
wußte
nie,
woran
man
bei
ihm
war.
Er
war
verschlossen
und
schien
mir
etwas
hinterhältig.
Aber
ich
will
ihm
nicht
Unrecht
tun,
denn
er
muß
im
1. Weltkrieg
Furchtbares
durchgemacht
haben.
Er
war
ein
Nervenbündel.
Das
zeigte
sich,
als
wir
bei
einer
Übungsfahrt
mit
unserem
Kutter
auf
der
Elbe
ruderten
und
dabei
an
einer
Wasserleiche
vorbeiglitten.
Er
befahl
aufgeregt,
nach
der
anderen
Seite
zu
gucken.
Man
sah,
daß
er
sich
selbst
nur
mühsam
beherrschte.
Wahrscheinlich
hat
er
im
Krieg
zu
viele
Wasserleichen
gesehen.
In
den
ersten
Tagen
war
ich
entsetzt
über
den
Ton
und
die
Gesprächsthemen
meiner
neuen
Kameraden.
Ich
kam
als
wohlerzogener
Junge
aus
einer
behüteten
Familie
und
trat
nun
plötzlich
in
die
rauhe
Lebenswirklichkeit.
Die
soziale
Herkunft
der
Jungens
war
sehr
unterschiedlich.
Unter
den
3o
Jungen
unseres
Lehrgangs
waren
nur
2
Abiturienten.
Mehrere
waren
verkrachte
Gymnasiasten,
aus
der
Mittelstufe
abgegangen.
Andere
waren
Volksschüler.
Einer
kam
aus
der
schwarzen
Reichswehr,
blieb
aber
nicht
lange
bei
uns.
Im
Grunde
waren
die
meisten
gar
keine
schlechten
Kerle,
auch
wenn
wir
uns
mal
prügelten.
Es
waren
sogar
sehr
gute
Kameraden
und
auch
brave
Jungen
darunter.
Aber
es
war
eine
völlig
andere
Welt,
in
die
ich
nun
eingetreten
war.
Und
auch
hier,
wie
überall,
traten
die
Anständigen
nur
wenig
hervor.
Wir
schliefen
mit
3o
Mann
in
einem
großen
Schlafsaal
in
Hängematten.
Zu
meinen
täglichen
Dienstpflichten
gehörte
gleich
nach
dem
Wecken
und
Waschen
das
Schneefegen
vor
unserem
Gebäude.
Es
war
mir
lieber,
als
das
staubaufwirbelnde
Fegen
der
Gänge
und
Treppen
im
Haus,
aber
es
war
auch
bitterkalt
und
stockfinster
draußen,
denn
es
war
6.3o
früh
im
Januar.
Begleitmusik
zu
meiner
Arbeit
und
Trost
zugleich
war
das
Rattern
und
knattern
der
Niethämmer
auf
der
benachbarten
Werft.
Die
Arbeiter
dort
mußten
auch
so
früh
aufstehen.
Sonntags
vormittags
fuhr
ich
immer
mit
der
Elbfähre
nach
Hamburg
zum
Gottesdienst.
Da
der
Lehrgang
schon
gegessen
hatte,
wenn
ich
zurückkam,
wurde
mir
mein
Mittagessen
immer
zurückgestellt.
Einmal
kam
ich
völlig
durchgefroren
zurück
und
setzte
mich
zum
Essen
an
den
Tisch.
Da
kippte
ich
um.
Der
plötzliche
Wechsel
von
der
Kälte
draußen
und
der
Wärme
im
Haus
hatte
mich
umgeworfen.
Für
den
Rest
des
Tages
legte
ich
mich
in
meine
Hängematte.
Das
war
der
Tag,
an
dem
mich
der
Oberbootsmann
besuchte.
Die
Fähre
besorgte
den
Personenverkehr
zwischen
Finkenwärder,
Altona,
Hamburg-Landungsbrücken
und
anderen
kleinen
Stationen
am
Elbufer.
Unter
den
Finkenwärder
Einwohnern,
die
in
Hamburg
arbeiteten,
war
auch
ein
Mädchen,
das
zahlreiche
Freundschaften
mit
Seemännern
und
auch
unseren
Lehrgangsteilnehmern
unterhielt.
Sie
war
immer
von
einem
Schwarm
von
Lehrgangsteilnehmern
umlagert,
wenn
sie
gleichzeitig
mit
ihnen
auf
der
Fähre
war.
Das
war
immer
in
einem
kleinen
Passagierraum
auf
dem
Oberdeck,
den
die
zivilen
Passagiere
mieden,
wenn
eine
größere
Anzahl
von
uns
da
war.
Dieses
Mädchen
war
herzensgut
und
konnte
offenbar
niemand
etwas
abschlagen.
Sie
verschenkte
sogar
ihre
Frühstücksbrote,
die
sie
mit
in
den
Dienst
mitnehmen
wollte,
an
unsere
gefräßigen
Jungs.
Und
wenn
ihr
von
einem
auslaufenden
Schiff
ein
Matrose
zuwinkte,
den
sie
kannte,
dann
begann
sie
zu
weinen.
Einmal
wurde
eine
Gruppe
von
uns
zu
Aushilfsarbeiten
auf
das
Vollschiff
„Pinnas“
geschickt,
das
gerade
im
Hafen
lag.
Der
Lehrgang
zeigte
natürlich
auch
alle
üblen
Symptome,
die
in
solchen
Gemeinschaften
auftreten.
Da
wird
den
Mitgliedern
des
neuen
Lehrgangs
übel
mitgespielt,
wie
den
Rekruten
in
der
Kaserne.
Da
gibt
es
Prügeleien
betrunkener
Urlauber.
Da
gibt
es
die
ständigen
gehässigen
Sticheleien
notorischer
Stänker
und
andere
Schweinereien
in
Wort
und
Tat.
Aber
es
gab
natürlich
auch
manche
urkomische
Situation,
die
herzhaftes
Lachen
auslöste.
Lehrgangsende!
Wir
haben
unsere
ZeugnisseDOKUMENT
erhalten.
Morgen
früh
geht
es
nach
Hause!
Noch
in
der
Nacht
trennen
wir
die
schwarzen
Knöpfe
von
unseren
Pyjacken
(Anm.
des
Herausgebers:
Heißt
eigentlich
Pea-Jacke
(engl.:
pea
coat),
auch
Caban)
ab
und
nähen
heimlich
goldene
Knöpfe
an,
wie
sie
die
Reichsmarine
hatte.FOTO
Beim
letzten
Morgenappell
versteckten
wir
die
Jacken,
aber
auf
der
Fähre
zogen
wir
sie
wieder
an
und
stolzierten
durch
das
Schiff.
Die
meisten
von
uns
hatten
sich
entschieden,
den
nächsten
Ausbildungsabschnitt,
die
Segelschiff-Fahrzeit,
zu
beginnen.
Das
brauchte
nicht
unbedingt
ein
Schulschiff
zu
sein,
aber
wessen
Eltern
in
der
Lage
waren,
die
500,-
Mark
Ausbildungskosten
für
eine
Reise
mit
einem
der
großen
Segelschulschiffe
zu
bezahlen,
der
tat
dies.
Die
Hamburger
Reederei
Laeiß
stellte
einige
ihrer
Großsegler
zur
Verfügung.
Sie
fuhren
Fracht
und
bildeten
gleichzeitig
den
Offiziersnachwuchs
der
Handelsmarine
aus.
Es
waren
also
Frachtschulschiffe,
gewaltige
Vier-
und
Fünfmaster,
die,
da
ihre
Namen
alle
mit
„P“
begannen,
unter
dem
Schlagwort
„Flying
P-Liner“
weit
über
Seefahrerkreise
hinaus
bekannt
wurden.
|
Wir
fuhren
nun
also
in
Urlaub
und
mußten
warten,
bis
wieder
eines
der
Segelschiffe
in
Hamburg
einlief.
Dann
wurden
wir
von
der
Reederei
benachrichtigt
und
aufgefordert,
uns
anheuern
zu
lassen.
Unheimlich
lange
dauern
die
letzten
Wochen
des
2-monatigen
Urlaubs.
Tag
für
Tag
steigert
sich
die
Ungeduld.
Endlich
naht
der
Tag
der
langersehnten
Abreise.
An
diesem
Tag
steht
alles
Kopf.
Seesack
und
Koffer
stehen
fertig
gepackt.
Das
Auto
fährt
vor,
Gepäck
wird
verstaut,
einsteigen,
Abfahrt
Richtung
Lehrter
Bahnhof.
Onkel
Ernst
und
Tante
Else
sind
auch
auf
dem
Bahnsteig.
Meine
Tante
kann
es
sich
nicht
verkneifen,
überlaut,
fast
schreiend
(damit
es
auch
alle
Umstehenden
hörten!)
meinem
neben
ihr
stehenden
Onkel
zuzurufen:
„Denk’
dir,
er
fährt
nach
Amerika!“
Und
sie
hörten
es
alle!
Natürlich
war
ich
stolz
wie
ein
Pfau.
Dann
naht
der
große
Augenblick
der
Abfahrt.
„Alles
einsteigen!
Türen
schließen!“
ein
Pfiff,
„Zurücktreten!“
Ab
geht’s.
Ich
war
so
erfüllt
von
Erlebnisdrang,
daß
ich
keine
Sekunde
an
den
Kummer
meiner
lieben
Mutter
dachte.
Arme,
gute
Mutter!
Mich
beherrschte
nur
ein
Gedanke:
Jetzt
geht
es
hinaus
auf
die
See!
nach
Amerika!
Hamburg
begrüße
ich
mit
den
freudigsten
Gefühlen.
Hamburg!
Es
sollte
meine
zweite
heimat
werden.
Der
Heimathafen,
den
man
nach
langer
Seereise
freudig
begrüßt.
Auf
dem
Bahnsteig
treffe
ich
schon
den
ersten
Kameraden
aus
der
Seemannsschule.
Wir
begrüßen
uns
stramm
militärisch,
freudestrahlend.
Wir
fahren
dann
nach
Finkenwärder,
um
in
der
Seemannsschule
zu
übernachten.
Hier
waren
schon
weitere
„Paduagäste“
eingetroffen,
die
uns
mit
Hallo
begrüßten.
Es
herrschte
eine
überschwengliche
Stimmung,
und
der
gemeinsame
Gedanke
an
die
„Padua“
hatte
uns
unausgesprochen
enger
zusammengeschlossen.
Der
Signalmeister
wies
uns
ein
Zimmer
an,
in
dem
wir
eine
ungemütlich
kalte
Nacht
erbrachten.
Wir
hatten
zwar
eine
Koje,
aber
kaum
etwas
zum
Zudecken.
Die
Schule
war
auf
unser
Kommen
gar
nicht
eingerichtet,
und
wir
waren
auch
überhaupt
nicht
erwünscht.
Aber
das
haben
wir
in
unserer
jugendlichen
Unbekümmertheit
gar
nicht
bemerkt.
Bis
tief
in
die
Nacht
hinein
erzählten
wir
von
unseren
Urlaubserlebnissen,
bis
wir
infolge
einer
Art
von
Erstarrung
wegen
der
Kälte
in
einen
kurzen
Schlaf
fielen.
Trotzdem
waren
wir
am
Morgen
wieder
munter.
Am
Nachmittag
kam
dann
der
entscheidende
Augenblick:
Anmusterung!
Wir
wanderten
von
Pontius
zu
Pilatus,
zwei
Stunden
lang
von
einem
Büro
zum
anderen.
Um
13.3o
Uhr
war
endlich
alles
erledigt.
Wir
schulterten
unsere
Seesäcke
und
schleppten
sie
zu
einer
Anlegestelle
am
Baumwall,
wo
eine
Barkasse
auf
uns
wartete.
Sie
brachte
uns
zum
Segelschiffhafen.
Wir
näherten
uns
dem
verwirklichten
Bild
unserer
Träume.
Da
lag
die
stolze
„Padua“FOTO
mit
ihren
himmelanstrebenden
Masten,
riesigen
Masten,
die
uns
fast
zu
drohen
schienen
mit
ihrer
kahlen,
ragenden
Größe
und
der
angsteinflößenden
Menge
an
Tauwerk.
Ich
fühlte
richtigen
Respekt
vor
diesem
majestätischen
Schiff,
das
seine
Masten
so
stolz
in
den
Himmel
reckte.
Ich
war
begeistert,
auf
diesem
Schiff
fahren
zu
dürfen
als
echter,
rechter
Seemann.
Wir
klettern
an
Deck
und
treten
an.
Der
1.
Offizier
empfängt
uns.
Sein
Äußeres
flößt
Achtung
ein.
Seine
harten,
stahlblauen
Augen
mustern
uns
kritisch.
Dann
erschien
der
KapitänFOTO.
Er
gibt
uns
gleich
Verhaltensmaßregeln.
Sein
erstes
Wort
war
„Arbeit“,
sein
letztes
war
„arbeiten“.
Dann
verschwindet
er
wieder.
In
mir
begann
es
zu
dämmern.
Wir
sollten
noch
5
Tage
im
Hafen
liegen.
Mit
der
angedrohten
Arbeit
war
es
nicht
so
schlimm,
und
ich
fand,
das
Leben
ist
schön.
Einmal
war
ich
noch
an
Land
gegangen.
Abends
aber
stand
ich
an
der
Reling
und
schaute
träumerisch
über
den
Hafen,
blickte
auf
die
Dampfer
mit
ihren
Reihen
erleuchteter
Kabinen,
deren
Licht
sich
glitzernd
auf
dem
dunklen
Wasser
spiegelt.
Ich
sehe
Hamburg
im
Schein
seines
Lichtermeeres.
Drüben
am
Quai,
an
den
letzten
Häusern,
steht
einsam
eine
Laterne
an
der
stillen
Straßenecke
und
erhellt
die
Hauswand
mit
ihrem
fahlen
Licht.
Ich
starre
immer
wieder
dort
hinüber,
denn
dieses
Bild
weckt
Erinnerungen
an
meine
Kinderzeit.
Heute
ist
Sonntagnachmittag.
Die
meisten
Kameraden
sind
an
Land
gegangen.
Ich
klettere
aus
reinem
Vergnügen
in
der
Takelage
herum.
(Ich
glaube,
das
ist
gar
nicht
erlaubt).
Unten
am
Quai
gehen
einige
Spaziergänger.
Sie
sehen
winzig
klein
aus
von
hier
oben.
Ich
bemerke
eine
Familie,
Eltern
mit
Tochter,
die
mit
dem
Kopf
im
Nacken
zu
mir
heraufblicken
und
meiner
Kletterei
zuschauen.
Da
packt
mich
der
Übermut.
Ich
klettere
bis
zur
Royalrah,
rutsche
seitwärts
bis
zur
Nock
und
stelle
mich
dort
aufrecht
auf
die
Rah,
mich
nur
an
der
Nant
festhaltend.
Ich
blicke
nach
unten
und
sehe,
wie
das
Mädchen
in
jähem
Erschrecken
ihre
Hände
vor
den
Mund
preßt.
In
tiefbefriedigtem
Stolz
entere
ich
wieder
an
Deck.
(s.
Skizze)
Und
dann
war
es
soweit.
Die
Reise
begann.
|
Angemustert
als
Junge
am
Freitag,
den
10.6.1927
in
Hamburg.
Am
selben
Tag
an
Bord.
Fünf
Tage
später
(Mittwoch
nachmittag
5
Uhr)
gehen
wir
in
See.
Wir
fuhren
unter
dauernden
Hurra-Rufen die
Elbe
abwärts
und
gingen
bei
Brunshausen
abends
vor
Anker.
In
Brunsbüttelkoog
übernehmen
wir
Benzin-Fässer
als
Decksladung.
Anschließend
folgte
das
Deckaufklaren.
Das
Tauwerk
wurde
ordentlich
aufgeschossen,
das
Gerät,
das
der
Ladungsübernahme
diente,
wurde
beiseite
geschafft,
der
Dreck
beseitigt,
alles
Überflüssige
verstaut.
Das
Deck
mußte
klar
und
sauber
sein.
Mitternacht
war
schon
vorüber.
Inzwischen
hatte
der
Seetörn
für
die
Wachen
begonnen.
Die
Besatzung
war
in
2
Wachen
eingeteilt:
Steuerbord-
und
Backbordwache,
die
im
4-Stundenwechsel
Wache
gingen,
also
4
Stunden
Wache,
4
Stunden
Ruhe.
(Das
Einnehmen
der
Mahlzeiten,
Wäschewaschen
und
alle
sonstigen
privaten
Tätigkeiten
fielen
natürlich
in
die
Ruhezeit).
Ich
gehöre
zur
Backbordwache.
Wachhabender
ist
der
2.
Offizier
Gippe.
Die
Steuerbordwache
untersteht
dem
1.
Offizier.
Da
dieser
es
zu
sagen
hatte,
schickte
er
nun
seine
Wache
in
die
Kojen,
während
wir,
hundemüde
wie
wir
waren,
noch
bis
4
Uhr
früh
an
Deck
bleiben
mußten.
Wir
waren
stinkwütend.
Der
nächste
Tag
war
herrlich.
Für
den
Romantiker
und
für
ein
empfindsames
Gemüt,
das
für
alle
Schönheit
empfänglich
ist,
muß
es
ein
wundervoller
Anblick
gewesen
sein:
Unser
Schiff
pflügte
bei
schönstem
Sonnenschein
durch
die
Nordsee.
Wir
hatten
alle
Segel
gesetzt,
die,
von
einer
leichten
Brise
aufgebläht,
wie
weiße
Wolken
an
den
turmhohen
Masten
in
den
blauen
Himmel
ragten.FOTO
Ich
stand
zum
ersten
Mal
am
Ruder,
zusammen
mit
einem
Matrosen,
als
als
wir
Helgoland
passierten.
Wir
begegneten
mehreren
Kriegsschiffen
und
grüßten
uns
gegenseitig.
Entgegen
meinen
Befürchtungen
sind
die
Matrosen
–
soweit
ich
es
bisher
beurteilen
kann
–
größtenteils
tadellose
Kerle.
Dennoch
regen
sich
2
Stimmen
in
mir.
Die
erste
meldet
sich
in
schönen
Augenblicken,
wunderbar
farbenprächtigen
Anblicken
der
See
oder
freundlichen
Erlebnissen.
Dann
denke
ich:
„Hier
ist
es
richtig.
Schöner
kann
es
nirgends
sein.
Hier
bleibst
du.“
Ein
paar
Minuten
später
gibt
es
schwere
Arbeit,
die
zuweilen
gar
keine
seemännische
ist
und
nur
dazu
dient,
uns
zu
beschäftigen.
Dann
sage
ich
mir:
„Wozu
bist
du
eigentlich
hier?
Zu
Hause
kannst
Du
es
viel
besser
und
bequemer
haben.
Warum
machst
du
dir
hier
das
Leben
so
schwer?“
Heimweh
ist
das
Letztere
nicht.
Das
kenne
ich
bisher
noch
nicht.
Aber
dauernd
kämpfen
diese
beiden
Gedanken
in
meinem
Gehirn.
Ich
will
ehrlich
sein:
Direkt
überschwenglich
froh
bin
ich
bisher
noch
nicht
gewesen,
wenigstens
nicht
längere
Zeit
hindurch.
Noch
einiges
über
das
Schiff
und
die
Besatzung.
Gesamtlänge
des
Schiffes: 114,5o
m. Länge
zwischen
den
Loten: 95
m
Größte
Breite: 14
m.
Viermastbark:
3
vollgetakelte
Rahmasten,
1
Besanmast.
Höhe
der
Masten:
48
m.
Segelfläche:
3400
qm, mit
Stagsegeln
3800
qm
Vermessung:
3148
ts
; Gesamttragfähigkeit
4698
ts
;
Wasserverdrängung
6655
ts
(beladen)
Gesamtstärke
der
Besatzung:
70
Mann
1
Kapitän
und
4
Offiziere
, je
1
Bootsmann,
Segelmacher,
Zimmermann,
Schlosser,
Koch,
Bäcker,
Steward, 18
Jungmänner
und
22
Jungen.
Ladung:
Stückgut
(Eisenstangen,
Zement,
Koks,
Hausrat
und
Sanitäreinrichtungen
wie
Badewannen,
Klosetts,
Tafelgeschirr).
Als
Decksladung:
Benzolfässer.
Vieh: 3
Schweine;
Hühner
und
Tauben
(Nur
für
die
Unteroffiziere), 1
Hund
Ich
will
auf
die
bisher
vorgefallenen
unangenehmen
-
allerdings
unbedeutenden
Ereignisse
ebensowenig
eingehen,
wie
auf
die
schönen
Szenen
und
Augenblicke
und
wundervollen
Erlebnisse,
die
sich
mir
bisher
geboten
haben.
(geschrieben
am
Donnerstag,
16.6.1927)
|
Der
Wind
kommt
uns
aus
dem
Kanal
direkt
entgegen.
Wir
müssen
aufkreuzen,
d.h.
dauernd
wenden
und
kommen
nur
langsam
vorwärts.
In
der
Nacht
von
Sonnabend
zu
Sonntag
hatten
wir
Regen
und
so
starken
Wind,
daß
wir
mit
Sturmsegeln
fahren
mußten.
Dies
war
die
erste
Nacht,
in
der
ich
eine
kleine
Ahnung
von
einem
Sturm
bekam.
Der
Klang
des
durch
die
Nacht
heulenden
Nebelhorns
war
zwar
etwas
unheimlich,
aber
es
war
doch
spannend
und
irgendwie
schön.
Dennoch
verstärkt
sich
die
Meinung
in
mir,
daß
die
Seefahrt
nichts
für
mich
ist.
Ich
will
als
Mensch
ein
normales
Leben
führen, d.h.
ich
will
nachts
schlafen
und
am
Tage
wach
sein.
Ich
will
immer
ordentlich
gewaschen
sein
und
nicht
schmutzig
wie
ein
Neger
herumlaufen.
Die
geleistete
Arbeit
soll
auch
ein
wenig
persönlichen
Nutzen
haben.
Zwar
sind
Lehrjahre
keine
Herrenjahre,
aber
soll
ich
mir
jetzt
die
Knochen
abrackern,
damit
ich
später
ganze
200,-
Mark
bekomme?
geschrieben
am
Sonntag,
19.6.27
|
Montag,
d. 20.6. Dover
passiert.
Dienstag,
d. 21.6. Dungeness
passiert.
Bei
Dunkelheit
passieren
wir
das
Seebad
Brighton.
Die
Lichter
seiner
Uferpromenade
glitzern
wie
eine
Perlenkette
zu
uns
herüber.
Bisher
habe
ich
schon
zweimal
die
Royal
festgemacht.
Das
1.
Mal
war
es
zusammen
mit
einem
Leichtmatrosen.
Wir
liegen
vor
der
Isle
of
Wight
vor
Anker,
weil
wir
einen
Kranken
an
Land
setzen
mußten.
Die
Insel
ist
ein
schönes
Fleckchen
Erde.
Das
Gelände
ist
hügelig,
bewaldet,
mit
vereinzelten
Feldern.
In
jeder
Talsenkung
liegt
ein
Städtchen
oder
Dörfchen.
Die
Küste
ist
steil
abfallend.
Mittwoch,
22.6.27
|
Drei
Tage
liegen
wir
hier
vor
Anker
(Mittwoch,
Donnerstag,
Freitag)
Der
Kranke
hatte
Heimweh.
Schon
kurz
nach
dem
Auslaufen
begann
er
zu
weinen
und
hörte
nicht
mehr
auf.
Er
heulte
und
wimmerte
tag
und
nacht
und
war
schon
so
erschöpft,
daß
er
ins
Krankenlogis
gelegt
wurde.
Dieser
Raum
lag
neben
unserem
Logis,
so
daß
wir
sein
Gejammer
mit
angehört
haben.
Nach
3
Tagen
war
sein
Zustand
so
ernst,
daß
wir
ihn
absetzen
mußten.
Von
2
Mann
gestützt,
wankte
er
über
das
Deck,
um
in
das
englische
Rettungsboot
geschafft
zu
werden,
das
ihn
zur
Küste
brachte.
Inzwischen
war
der
Vater
des
Jungen
(und?)
der
Reedereiinspektor
Petersen
mit
Flugzeug
von
Hamburg
gekommen,
um
seinen
Sohn
zurückzuholen.
Auf
dem
Rückweg
nahm
er
die
ganze
schnell
von
uns
geschriebene
Post
mit,
von
denen
die
meiste,
auch
meine,
unfrankiert
war.
Freitag
nachmittag
lichten
wir
die
Anker
und
setzen
die
Reise
fort.
Sonnabend
(25.6.)
|
Der
Wind
frischt
auf.
Steifer
Wind
und
kabbelige
See.
Wir
machen
gute
Fahrt.
Sind
jetzt
ungefähr
in
der
Biskays. -
Gestern
sah
ich
Schweinsfische
(Delphine),
die
neben
dem
Schiff
herschwammen.
Etwa
gut
1
m
lang. -
Das
Essen
ist
meist
miserabel. -
Wir
gehen
jetzt
schon
Ruder
und
Ausguck
und
müssen
alle
Segel
mit
festmachen.
Zuweilen
machen
wir
die
Segel
auch
schon
allein
los
und
fest.
Auch
leichtere
arbeiten
in
der
Takelage
machen
wir
schon
allein.
Der
Sonntag
unterscheidet
sich
nicht
im
geringsten
vom
Wochentag.
Wir
bekommen
außer
den
Mahlzeiten
jeder
pro
Tag
1/4
Brot.
Ferner
pro
Woche
ein
Stück
Käse
und
1
Stück
Corned
Beef
bzw
Wurst.
Margarine
kann
jeder
essen,
soviel
er
will.
Eine
10
L-Blechdose
steht
im
Logis
immer
bereit.
(geschrieben
(Dienstag)
28.6.27)
|
Am
Donnerstag
hatten
wir
eine
kleine
Havarie,
die
für
mich
sehr
gefährlich
werden
konnte.
Ich
stand
Ausguck.
Es
wehte
eine
steife
Brise.
Wir
hatten
alle
4
Klüversegel
gesetzt.
Da
brach
mit
einem
Krach
die
Nagelbank
weg,
an
der
die
Schoten
belegt
sind.
Die
eisernen
Stützen
der
Nagelbank
waren
glatt
weggebrochen,
die
ganze
Bank
weggerissen.
Die
Klüverschoten
schlugen
knatternd
in
der
Luft
hin
und
her.
Wären
sie
gerissen,
hätten
sie
mir
den
Schädel
einschlagen
können.
Als
es
diesig
wurde,
mußte
ich
das
Nebelhorn
bedienen.
Dabei
drehte
ich
so
stark
an
der
Kurbel,
daß
sie
abbrach.
Danach
mußte
das
Nebelsignal
mit
einer
Hupe
gegeben
werden.
Donnerstag,
d.
30.
und
Freitag,
d.
1.7.27
Spanien
passiert.
Wetter
günstig.
Laufen
durchschnittlich
8
sm
.
(geschr.
am
Sonnabend,
d.
2.7.27)
|
Am
Sonnabend
den
2.7. die
Insel
Madeira
passiert.
Ich
stand
gerade
Ausguck.
Für
den
ungeübten
Anfänger
ist
schwer
zu
erkennen,
ob
das
am
Horizont
aufkommende
Gebilde
eine
Wolkenbank
oder
Land
ist.
Deshalb
war
die
Insel
schon
hoch
über
der
Kimm,
ehe
ich
sie
ausrief.
Der
Wachoffizier
Gippe,
der
natürlich
längst
wußte,
wann
die
Insel
auftauchen
mußte,
und
der
außerdem
ein
Fernglas
hatte,
antwortet
mir
mit:
„Na
endlich!“
Nach
meinem
Aussingen
strömt
die
ganze
Besatzung
an
Deck,
um
die
Insel
zu
sehen.ZEICHNUNG
Es
wird
jetzt
schon
reichlich
warm.
Wir
haben
außer
Turnschuhen
nur
noch
Hemd
und
Hose
an.
(geschr.
am
Sonntag,d.
3.7.)
|
Am
Montag,
d.
4.7. die
Inseln
Palma
und
Teneriffa
passiertZEICHNUNG.
Wir
erreichen
jetzt
den
Passat.
Nachts
darf
auch
die
Wache
an
Deck
schlafen.
Da
der
Passat
fast
immer
in
gleicher
Stärke
und
aus
der
gleichen
Richtung
weht,
sind
Segelmanöver
kaum
erforderlich.
Wir
Jungens
kommen
natürlich
nicht
in
den
vollen
Genuß
dieser
Erleichterung.
Wir
müsen
den
Ausguck
vorn
auf
der
Back,
den
Rudergänger
und
den
Flötentörn
stellen.
(Der
Flötentörn
ist
der
Wachmann,
der
die
anderen
wecken
muß,
falls
was
los
ist.)
Einmal
beschien
der
Vollmond
die
Schlafenden
an
Deck.
Als
sie
aufstanden,
waren
ihre
Backen,
die
der
Mond
beschienen
hatte,
geschwollen.
Es
ist
jetzt
schon
mächtig
warm.
Sogar
der
1.
Offizier
läuft
in
Badehosen
herum.
Am
Sonntag
abend
bin
ich
zum
ersten
Mal
allein
Ruder
gegangen.
Ich
habe
diesen
gewaltigen
Viermaster
ganz
allein
gesteuert!
(10.7.27)
|
Montag,
d.
11.7. die
Kapverdischen
Inseln
passiert.
Haben
sie
allerdings
kaum
gesehen,
nur
die
letzte
an
Steuerbord.-
Am
selben
Tag
fingen
wir
einen
Schweinsfisch
von
etwa
2,5
m
Länge.
Eine
ganze
Herde
von
ihnen
schoß
spielerisch
und
elegant
vor
unserem
Bug
her,
bis
der
3.
Offz.,
der
im
Netz
unter
dem
Klüverbaum
auf
der
Lauer
lag,
einen
von
ihnen
harpunierte.
Er
wurde
ausgeweidet
und
gab
eine
willkommene
Frischfleischmahlzeit.
Auch
fliegende
Fische
sehen
wir
jetzt
häufiger.
In
glitzernden
Schwärmen
fliegen
sie
etwa
50m
weit
dicht
über
dem
Wasser,
um
dann
wieder
einzutauchen.
Bei
solchen
Flügen
geraten
sie
dann
manchmal
auf
unser
Deck, wo
wir sie
dann
morgens
finden.
Sie
haben
etwa
die
Größe
eines
mittleren
Herings.
Ihre
Brustflossen
sind
sehr
groß
und
dienen
auch
als
Flügel. Einen
solchen
Flügel
habe
ich
als
Andenken
mit
nach
Hause
gebracht.FOTO
Den
eigentlichen
Passat
(NO-Passat)
haben
wir
hinter
uns.
Es
herrscht
eine
Bullenhitze.
Wir
sind
in
der
Äquatorialzone.
(geschr.
Mittwoch,
d.
13.7.)
|
Wir
sind
jetzt
im
Malpassat
oder
den
Mallungen.
(exakt
geographisch
ist
es
die
Kalmenzone).
Meist
Windstille.
Das
Meer
glänzt
in
Farbe
und
träger
Bewegung
wie
flüssiges
Blei.
Ab
und
zu
ein
kaum
merklicher
Luftzug,
ein
hauch.
Sofort
wird
gebraßt
oder
geluvt,
um
auch
den
kleinsten
Luftzug
auszunutzen.
Aber
die
Strömung
ist
stärker,
als
der
Wind.
Das
Schiff
treibt
hilflos.
Da
es
keine
Fahrt
macht,
kann
es
auch
nicht
gesteuert
werden.
Die
Logge,
sonst
von
dem
fahrenden
Schiff
kräftig
hinterhergezogen,
hängt
schlaff
an
der
Logleine
ins
Wasser.
Ab
und
zu
mal
ein
tropischer
Regenguß.
Kapitän
und
Offiziere,
deren
Ehrgeiz
schnelle
Reisen
verlangt,
sind
reine
Nervenbündel,
mürrisch
und
reizbar.
Die
Hitze
ist
ungeheuer.
Man
schwitzt,
daß
einem
der
Schweiß
buchstäblich
tropfenweise
vom
Gesicht
rinnt.
Wir
laufen
meist
mit
freiem
Oberkörper,
nur
in
Arbeitshosen
herum.
Vor
einigen
Tagen
habe
ich
zum
1.
Mal
vom
2.
Offz.
Gippe
zwei
Backpfeifen
bekommen.
Eine
rechts,
eine
links,
weil
ich
einen
Farbtopf
umgekippt
habe.
Hat
aber
nicht
weh
getan. -
Sonnabend
wieder
Flaute.
Ich
war
„Bursche“
beim
4.
Offizier,
aber
jetzt
hat
er
mich
rausgeschmissen.
Als
ich
ihm
kürzlich
seine
Leibwäsche
waschen
sollte,
hatte
ich,
sparsam
wie
ich
bin,
zu
wenig
Seife
genommen.
Außerdem
bin
ich
nicht
sehr
erfahren
im
Wäschewaschen,
so
daß
die
Wäsche
mit
hellen
und
dunklen
Flächen
eher
wie
eine
Mondlandschaft
aussah,
als
sie
auf
der
Leine
hing.
Der
Vierte
war
wütend
und
feuerte
mich.
Außerdem
begann
er
von
da
ab,
mich
zu
schikanieren.
Er
benutzte
jede
Gelegenheit,
mir
zusätzliche
Arbeit
aufzubrummen.
Dazu
eignete
sich
besonders
die
Zeit
von
6-8
Uhr
abands.
Das
war
eine
Art
Ausgleichszeit,
in
der
die
Wache
noch
einmal
wegtreten
und
ins
Logis
gehen
konnte.
Dann
holte
mich
der
Vierte
jedesmal
heran
und
trug
mir
irgendeine
lächerliche
Arbeit
in
der
Takelage
auf.
Als
es
mir
schließlich
zu
dumm
wurde,
blieb
ich
eines
Tages
oben
und
versteckte
mich.
Bei
50m
hohen
Masten
und
dem
Gewirr
von
Takelwerk
ist
das
nicht
schwer.
Der
Vierte
kam
mehrmals
aus
dem
kartenhaus
und
blickte
suchend
nach
oben.
Er
wurde
unruhig,
als
er
mich
nicht
fand.
Ich
blieb
volle
2
Stunden
oben,
und
als
er
dann
mal
einen
Augenblick
verschwand,
enterte
ich
wie
eine
Katze
an
Deck
und
mischte
mich
unter
die
Kameraden.
Von
da
an
ließ
er
mich
in
Ruhe.
(geschr.
Sonntag,
d.
17.7.)
|
Rostkratzen
muß
sein,
und
jetzt
bei
schönem
Wetter
an
Deck
ist
es
auch
gar
nicht
schlimm.
Scheußlich
wird
es
aber,
wenn
man
in
die
Bilge
muß,
noch
dazu
im
Vordersteven,
wo
es
so
eng
und
schmal
wird,
daß
man
sich
kriechend
zwischen
den
engen
Schottwänden
fortbewegen
muß.
Der
Rost
dort
unten
blättert
in
nassen
Fladen
ab
und
verdreckt
Körper
und
Wäsche.
Da
es
außerdem
noch
stockfinster
ist,
muß
man
eine
blakende
Petroleumlampe
mitnehmen,
die
einem
das
Gesicht
verrußt.
Ich
habe
eine
Wache
dort
unten
gearbeitet.
Das
langt.
Aber
ich
hatte
einen
Trost:
Unser
Zweiter
kann
den
Vierten
auch
nicht
leiden
und
hat
ihn
auch
einmal
da
hinunter
geschickt,
zum
„Kontrollieren“.
Der
Anblick
hat
mir
richtig
wohlgetan,
als
ich
den
Vierten
völlig
verrußt
und
verdreckt
wie
ein
Schwein
wieder
hochkommen
sah.
Seine
Wäsche
brauchte
ich
ja
auch
nicht
mehr
zu
waschen.
Das
Schiff
ist
so
groß,
daß
es
auch
Arbeitsscheuen
Gelegenheit
gibt,
sich
zu
drücken.
Man
kann
sich
im
Klo
verstecken.
Oder
man
nimmt
ein
Werkzeug
in
die
Hand
und
rennt
damit
eifrig
längs
Deck
von
der
Back
bis
zur
Poob.
Dort
versteckt
man
sich
eine
Weile
und
rennt
dann
wieder
zurück.
Das
kann
man
wiederholen.
(19.7.)
|
Wir
kommen
jetzt
nur
langsam
vorwärts,
da
wir
dauernd
hart
am
Wind
fahren
müssen.
Hier
ist
mir
ein
Malheur
passiert.
Es
ist
Nacht,
und
ich
bin
allein
am
Ruder.
Den
Kurs,
den
wir
eigentlich
steuern
wollen,
kann
ich
nicht
halten,
weil
der
Wind
genau
aus
der
Richtung
kommt,
wo
wir
hin
wollen.
Also
kann
ich
nicht
nach
dem
Kompass
steuern,
sondern
nur
nach
dem
Wind.
Ich
stehe
also
am
Ruder,
den
Kopf
im
Nacken,
um
den
Flögel
zu
beobachten.
(Ein
Windsack,
wie
auf
den
Flugplätzen),
der
oben
am
Großtopp
wehte.
Ich
gehe
so
hart
an
den
Wind,
daß
er
gerade
noch
schräg
von
vorn
in
die
Segel
bläst.
Plötzlich
fängt
die
Royal
zu
flattern
an
und
back
zu
schlagen.
Das
bedeutet,
daß
sich
das
Schiff
etwas
zum
Wind
hin
gedreht
hat.
Ich
falle
sofort
ab,
aber
es
war
zu
spät.
Der
Wind
drückt
jetzt
schräg
von
vorn
gegen
die
Segel
und
drückt
das
Schiff
herum.
Der
Wachoffizier
hat
das
natürlich
sofort
gemerkt,
kommt
aus
dem
Kartenhaus,
sieht
die
Bescherung
und
fängt
an
zu
brüllen.
Das
Schiff
muß
halsen,
d.h.
in
einem
großen
Bogen
nach
rückwärts
wieder
auf
den
alten
Kurs
gebracht
werden.
Ein
zeitraubendes
Manöver
und
unnötige
Arbeit
für
die
Wache.
Ich
kriege
von
Gippe
rechts
und
links
ein
Paar
hinter
die
Ohren
und
werde
abgelöst.
Sind
noch
etwa
5
Breitengrade
vom
Äquator
entfernt.
Am
Dienstag
habe
ich
zum
1.
Mal
das
Kreuz
des
Südens
gesehen.
Das
Kreuz
wird
von
4
Sternen
gebildet
und
hat
etwa
diese
Form:
.
Es
ist
ein
wundervolles
Sternbild.
Der
südliche
Nachthimmel
ist
überhaupt
viel
eindrucksvoller,
als
der
nördliche.
Er
ist
tief
schwarzblau
und
übersät
von
unendlich
vielen
Sternen,
die
in
der
reinen,
klaren
Luft
viel
heller
strahlen,
als
im
Norden.
Gestern
ereignete
sich
wieder
etwas,
das
am
besten
geeignet
ist,
mich
von
der
Seefahrt
abzubringen:
Der
1.
Offz.
machte
die
Runde
im
Schiff
um
nachzusehen,
ob
alles
sauber
ist.
In
der
Messe
lag
aber
in
einer
Ecke
etwas
Schmutz.
Der
Erste
ließ
die
Backschafter
rufen
und
schlug
auf
sie
in
einer
Weise
ein,
die
nicht
mehr
menschlich
ist.
Abends
kam
er
wieder
den
Gang
entlanggeschlichen.
In
der
einen
Hand
die
Taschenlampe,
in
der
anderen
ein
Tauende.
Seine
ohnehin
nicht
sehr
freundlichen
Gesichtszüge
schienen
in
diesem
Aufzug
nicht
freundlicher.
Er
sah
aus
wie
ein
Tiger.
Die
Messe
war
natürlich
wieder
nicht
sauber,
und
die
Prozedur
vom
Mittag
wiederholte
sich
in
ebenso
unmenschlicher
Weise.
Ich
weiß
nicht,
ob
Tropenhitze
und
nervöse
Flautenmentalität(Zusatz
in
Bleistift)
Ärger
über
die
Flaute
eine
Entschuldigung
für
solch
Verhalten
sind.
Noch
eine
zweite
Beobachtung
hat
mich
von
diesem
Beruf
abgeschreckt:
Der
2.
und
4.
Offz.
können
sich
nicht
leiden,
müssen
aber
notgedrungen
dieselbe
Wache
gehen.
Und
wenn
beide
in
der
Nachtwache
auf
dem
Hochdeck
sind,
dann
geht
der
eine
an
Steuerbord
und
der
andere
auf
der
Backbordseite
hin
und
her.
Was
ist
das
für
ein
Leben!
An
Land
kann
man
sich
wenigstens
nach
dem
Dienst
aus
dem
Wege
gehen.
Aber
es
gibt
nicht
nur
schlechte
Erlebnisse.
Die
Natur
überrascht
und
entschädigt
immer
wieder
mit
unvergeßlichen
Eindrücken.
Alle
24
Stunden
erlebe
ich
abwechselnd
einen
Sonnenaufgang
und
einen
Sonnenuntergang,
und
jedesmal
ist
er
anders
und
unvergleichlich
schön.
Die
See,
der
Himmel
und
die
Wolken
verändern
ständig
ihre
Farbe
und
ihre
Formen,
und
oft
ist
es
überwältigend
schön.
Selbst
bei
Sturm
und
Orkan
verliert
diese
Natur
nichts
von
ihrer
ergreifenden(Zusatz
in
Bleistift)
packenden
Schönheit.
Daß
sie
lebensgefährlich
sein
kann,
ist
eine
andere
Sache.
Aber
ier
und
jetzt,
im
Passat
und
in
den
Tropen,
ist
sogar
die
Arbeit
manchmal
ein
reines
Vergnügen.
Wenn
ich
in
der
Takelage
arbeite,
himmelhoch
über
den
winzigen
Menschen
an
Deck,
umweht
von
einer
warmen
und
doch
erfrischenden
Brise,
dann
bin
ich
oft
wirklich
glücklich.
(geschr.
am
Donnerstag,
21.7.)
|
Vor
einigen
Tagen
hatten
wir
den
etwas
nördlich
vom
Äquator
beginnenden
SO-Passat
erreicht.
Am
Sonnabend
den
23.7.27
den
Äquator
passiert.
Ich
hatte
ihn
mir
ganz
anders
vorgestellt,
als
er
diesmal
war.
Es
war
verhältnismäßig
kühl,
der
Himmel
größtenteils
bedeckt,
die
See
ziemlich
bewegt.
Wir
liefen
mit
einer
Durchschnittsgeschwindigkeit
von
etwa
7
sm
über
den
Äquator.
Wir
laufen
heute,
südlich
vom
Äquator,
12
sm
durchschnittlich.
(Nachtrag)
Die
Vorstellung,
daß
am
Äquator
die
Sonne
heiß
von
einem
wolkenlosen
Himmel
brennt,
ist
laienhaft
und
falsch.
Es
ist
zwar
heiß,
aber
deshalb
ist
auch
die
Verdunstung
sehr
stark,
so
daß
die
Sonne
nur
durch
milchigen
Dunst
scheint.
Meist
ist
der
Himmel
stark
bewölkt.
Die
Taufe
habe
ich
glücklich
überstanden.
Sie
ist
weiter
nichts
als
eine
Schweinerei.
Schon
am
Abend
vorher
kam
„Triton“
an
Bord.
Wir
wurden
von
„Negern“
aus
den
Kojen
gejagt.
Draußen
packten
sie
uns
und
stießen
uns
hin
und
her,
wobei
sie
uns
mit
Kettenschmiere
vollkommen
anschwärzten
und
dann
gründlich
mit
Wasser
begossen.
In
die
Kojen
konnten
wir
in
diesem
Zustand
nicht
mehr
gehen.
Am
nächsten
Tag
begann
die
Taufe
mit
einem
Umzug
der
Garde
Neptuns.
Wüste
Gesellen.
Dann
Ansprache
Neptuns.
Nach
der
Ansprache
wurden
wir
erst
wieder
einmal
gründlich
beschmiert
und
dann
einzeln
zur
Taufe
geführt.
Die
Täuflinge
-
das
waren
alles
Jungen
-
waren
im
Vorschiff
unter
der
Back
versammelt,
während
die
Taufe
auf
dem
Achterdeck
stattfand.
Sobald
der
Täufling
aufgerufen
wurde,
mußte
er
also
von
vorn
nach
achtern
laufen.
Auf
diesem
Weg
aber
hatte
sich
die
übrige
Besatzung
aufgestellt,
mit
Tampen
in
der
Hand,
und
ließ
den
armen
Teufel
regelrecht
Spießruten
laufen.
Achtern
angelangt,
erfolgte
die
Impfung
mit
Rostkratzern,
bis
man
blutete.
Niederknien
vor
dem
Pastor
und
Verkündigung
des
Taufnamens.
Schlachtbank.
Man
saß
auf
einem
Brett
und
mußte
zunächst
eine
schauderhaft
schmeckende,
kirschgroße
Pille
schlucken,
die
aus
den
widerlichsten
Bestandteilen
zusammengesetzt
war.
Sie
wurde
mit
verdünntem
Petroleumwasser
hinuntergespült.
Dann
erschien
der
„Friseur“
und
kämmte
uns
mit
einem
riesigen
Kamm
(Ein
Brett,
dessen
eine
Seite
zu
Zähnen
ausgesägt
war).
Einigen
Täuflingen
wurden
auch
die
Haare
zu
abenteuerlichen
Frisuren
geschnitten.
Das
Kämmen
mit
dem
Brett
hinterließ
leichte
Kopfschmerzen.
Danach
wurde
man
nochmals
gründlich
mit
Holzteer
beschmiert,
oder
auch
mit
Tran,
und
dann
erfolgte
die
eigentliche
Taufe,
indem
man
rückwärts
in
ein
großes
Wasserbecken
geworfen
wurde.
Hier
standen
schon
2
Neger
bereit,
die
den
Täufling
packten
und
unzählige
Male
untertauchten,
bis
er
nur
noch
japste.
Dann
warfen
sie
ihn
aus
dem
Becken.
Die
Taufe
ist
beendet.
Die
Taufe
hatte
aber
auch
eine
gute
Seite,
wenn
sie
auch
bescheiden
war:
Jeder
Täufling
bekam,
nachdem
er
seinen
TaufscheinFOTO
erhalten
hatte,
eine
halbe
Tasse
Punsch
und
1
Flasche
Bier.
Es
gab
sogar
auch
etwas
hintergründigen
Witz:
Der
I.O.
erhielt
bei
der
Geschenkverteilung
eine
Peitsche
„Zur
Erziehung
junger
Hunde“.
Eine
Anspielung
auf
den
Wutanfall
der
vorletzten
Woche.
Der
II.
erhielt
eine
Trilerpfeife
von
der
Größe
eines
kleinen
Bierfasses.
Er
pfeift
oft
Signale
zu
Segelmanövern,
denn
er
segelt
sehr
vorsichtig
und
nimmt
ein
Segel
lieber
zu
früh
als
zu
spät
weg.
Der
III.
bekam
ein
kleines
Kopfkissen.
Er
schläft
gern. Wir
haben
einen
Passagier
an
Bord,
ein
Lehrer
an
der
Seefahrtschule
Hmburg.
Der
stand
während
unserer
Taufe
in
weißem
Tropenanzug
bei
den
Offizieren
auf
der
Poob
und
schaute
amüsiert
den
Taufzeremonien
zu.
Da
schlich
sich
ein
Neger
von
hinten
an
ihn
heran
und
goß
ihm
eine
Pütz
Wasser
über
den
Kopf.
Das
entschädigte
uns
etwas
für
unsere
Qualen.
So
ein
kleines
Mißgeschick
ist
doch
immer
amüsant
-
wenn
es
andere
trifft.
Ich
muß
noch
hinzufügen,
daß
wir
uns
nach
der
Taufe
volle
3
Stunden
gewaschen
und
geschrubbt
haben,
um
den
Teer,
tran
und
anderen
Dreck
aus
Haaren,
Ohren
und
Augen
zu
bekommen.
Reste
davon
blieben
noch
tagelang. (geschr.
am
Sonntag,
d.
24.7.)
|
Wir
kommen
gut
vorwärts.
Sind
jetzt
ungefähr
17
Grad
Süd.
Laufen
in
diesen
Tagen
etwa
8
sm
durchschnittlich.
Der
SO-Passat
weht
bedeutend
stärker
als
der
NO-Passat.
Wir
fahren
zeitweilig
mit
12
sm
und
20
Grad
Schlagseite,
und
das
Schiff
stampft
und
schlingert
erheblich.
Trotzdem
lassen
wir
uns
im
Schlaf
nicht
stören,
auch
wenn
wir
selbst
ebenfalls
mit
den
Bewegungen
des
Schiffes
hin
und
herrollen.
Man
kann
das
etwas
abbremsen,
indem
man
die
Knie
anzieht
und
die
Knie
gegen
die
eine
und
den
verlängerten
Rücken
gegen
die
andere
Kojenwand
stemmt.
Kleine
Überraschungen
bietet
dieses
Wetter,
wenn
man
auf
dem
Klo
sitzt.
Das
Klo
hat
ja
einen
offenen
Abfluß
nach
außen
zur
Bordwand.
Sobald
nun
eine
Woge
gegen
die
Bordwand
schlägt,
preßt
sie
das
Wasser
in
das
Abflußrohr
und
sprudelt
im
Klobecken
nach
oben.
Der
Anfänger
fährt
dann
erschreckt
hoch.
Er
braucht
dann
kein
Papier,
sondern
ein
Handtuch.
Regenböen
sind
ziemlich
häufig.
An
das
Essen
gewöhnt
man
sich
allmählich.
Das
Brot,
von
unserem
eigenen
Bäcker
gebacken,
ist
lebendig.
Wenn
man
eine
Scheibe
abgeschnitten
hat,
klopft
man
sie
erst
auf
den
Tisch.
Da
fallen
dann
winzige
schwarze
Käfer
heraus
und
fliegen
fort.
Dan
kann
man
die
Schnitte
verzehren,
nachdem
man
erst
noch
einen
Eßlöffel
flüssiger
Margarine
darüber
gegossen
hat.
Die
Margarine
steht
in
einer
großen
10
Liter-Blechdose
im
Logis,
für
alle
jederzeit
zur
Verfügung.
Die
tropenhitze
hat
das
Fett
geschmolzen.
Die
Käseration
ist
in
den
Tropen
ungenießbar,
weil
sie
von
Maden
nur
so
wimmelt.
Wir
werfen
sie
nach
dem
Empfang
sofort
über
Bord.
Jetzt,
in
der
heißen
Zone,
bekommen
wir
zweimal
wöchentlich
Milchsuppe
und
Aprikosensuppe.
Die
sind
sehr
schmackhaft,
obgleich
auch
hier
viele
Maden
drin
schwimmen.
Aber
daran
gewöhnt
man
sich.
Sonst
taugt
das
Eseen
nichts.
Auch
ist
es
zuweilen
verdammt
wenig.
Auch
die
Hygiene
beim
Essen
läßt
zu
wünschen
übrig.
Rostige
Messer
und
Gabeln,
schmutzige
Tassen
und
Teller.
Besonders
widerlich
ist
die
dauernde
Balgerei
um
das
Essen.
(geschr.
am
28.7.27)
|
Wir
haben
die
südl.
Roßbreiten
erreicht.
Seit
Sonntag,
also
seit
2
Tagen,
haben
wir
Flaute.
Machen
sehr
wenig
Fahrt,
vielleicht
1
sm.
Der
schwache
Wind,
der
überhaupt
vorhanden
ist,
kommt
dauernd
aus
einer
anderen
Richtung.
Heute
bekam
ich
von
einem
Matrosen
eine
ins
genick
gehauen.
Das
ist
mir
persönlich
ziemlich
wurscht.
Ich
will
nur
festgestellt
haben,
daß
es
Matrosen
gibt,
die
weiter
nichts
können,
als
uns
verhauen.
Die
„Hackordnung“
wird
hier
an
Bord
immer
mit
Gewalt
aufrecht
erhalten.
Matrosen,
die
keinerlei
Persönlichkeitswerte
besitzen,
die
Respekt
hervorrufen,
verschaffen
sich
den
ersehnten
Respekt
mit
der
Faust.
Das
Seemannsvolk
ist
eine
harte
Männergesellschaft.
Zimperlichkeit
ist
nicht
gefragt.
Das
schadet
auch
nichts,
aber
m.E.
sollten
sich
der
Kapitän
und
die
Offiziere
mehr
um
die
Erziehung
der
Jungen
kümmern.
Wir
werden
fast
ausschließlich
von
den
Matrosen
und
Leichtmatrosen
der
Stammbesatzung
„erzogen“,
und
einige
dieser
Leute
sind
geistig
Primitive,
die
glauben,
den
respekt
vor
ihrem
höheren
Dienstgrad
mit
Prügel
erreichen
zu
müssen.
Es
aber
auch
sehr
vernünftige
Matrosen,
und
zu
diesen
gehört
unser
Toppmatrose
Paul.
Er
ist
ein
ruhiger
und
sehr
verständiger
Mann.
Den
Kapitän
habe
ich,
seit
wir
in
See
sind,
eigentlich
nie
mehr
gesehen,
und
diew
Offiziere
haben
vor
den
altgedienten
matrosen
sichtlich
respekt.
Vor
einiger
zeit
beaufsichtigte
unser
II.O.
(Gippe)
Arbeiten
in
der
Takelage,
die
ihm
zu
langsam
vorangingen.
Er
brüllte
durch
das
Megaphon
nach
oben:
„Nu
feck
doch
to
da
boben!“.
Worauf
der
Obermatrose
Burmester
von
oben
zurückbrüllte:
„Sabbel
nicht
soviel!“.
Der
Zweite
sagte
kein
Wort!
Der
4.
Offizier
(Schilling)
hat
in
Bezug
auf
Manöver
und
Schiffsangelegenheiten
keine
Ahnung.
Er
kann
und
weiß
überhaupt
nichts.
Macht
den
größten
Blödsinn
und
bekommt
einen
tadel
nach
dem
anderen,
teils
vom
Kapitän
(im
Sturm
ist
er
an
Deck),
teils
vom
Zweiten.
Das
einzige,
was
er
kann,
ist
klugschnacken
und
über
die
angebliche
Dummheit
anderer
zu
schimpfen.
Er
scheint
selbst
nicht
zu
wissen,
wie
dämlich
er
ist.
Ein
richtiger
Bauerntölpel,
von
hause
fortgejagt.
Verhältnismäßig
klein,
O-beinig,
mit
dickem,
runden
Schädel.
Das
plattgedrückte
Vollmondgesicht
mit
vorstehender
Stirn
und
den
Augenwulsten
läßt
ihn
als
Gorilla,
oder,
wenn
man
ihn
noch
als
Menschen
bezeichnen
wil,
als
Halbidioten
erscheinen,
was
wohl
auch
das
Wahrscheinlichste
ist.
Heute
haben
wir
den
ersten
Hai
gefangen.
Er
hatte
nur
eine
Länge
von
etwa
1,50
m.
Sandhai
nennt
er
sich.
Ich
wollte
mir
aus
seinem
Gebiß
ein
paar
Zähne
als
Andenken
herausbrechen,
wurde
aber
zur
Arbeit
gerufen
und
von
einem
matrosen
weggerissen.
Dabei
riß
ich
mir
an
einem
der
messerscharfen
Zähne
die
Fingerkuppe
auf.
Das
brennt
ganz
gehörig
und
ist
vor
allem
beim
Arbeiten
hinderlich.
Von
diesem
Hai
habe
ich
jedenfalls
ein
Andenken,
denn
die
Narbe
bleibt.
Den
ersten
Wal
habe
ich
heute
auch
gesehen.
Er
war
vielleicht
10-15
m
lang.
Der
Wasserstrahl,
den
er
ausblies,
war
etwa
5
M
hoch.
Sind
jetzt
ungefähr
21°
südl.
Breite,
also
etwa
noch
2°
bis
zur
Höhe
von
Rio
de
Janeiro. (geschr.
am
Montag,
d.
1.8.27)
|
Wir
hatten,
abgesehen
von
einem
Augenblick,
wieder
3
Tage
Flaute.
Am
4.
Tag
briste
es
mächtig
auf,
und
wir
machen
11,
12
und
mehr
Knoten
Fahrt.
So
liefen
wir
den
ganzen
Tag
lang.FOTO
Dann
flaute
der
Wind
wieder
ab.
Jetzt
laufen
wir
nur
4-5
Knoten.
Bei
der
gestrigen
starken
Brise
wurden
einige
noch
einmal
seekrank.
Sogar
einer
der
Jungmänner
(die
schon
die
2.
Reise
machen).
Der
arme
Kerl
wir
bei
jedem
stürmischen
Seegang
seekrank.
Denn
je
stärker
der
Wind,
umso
höher
der
Seegang,
umso
höher
die
Fahrtgeschwindigkeit,
umso
stärker
die
SchlagseiteFOTO
und
das
Schlingern
bzw.
Stampfen
des
Schiffes.
In
der
Flaute
machten
wir
das
erste
Bootsmanöver.
2
Boote
wurden
ausgesetzt,
einmal
um
das
Schiff
gerudert
und
die
Boote
wieder
eingeschwungen.
Am
selben
Tag
fingen
wir
den
2.
Hai.
Er
war
bedeutend
größer,
als
der
erste
und
schlug
und
sprang
an
Deck
ganz
gehörig
umher,
bevor
es
uns
gelang,
ihn
am
Poller
festzulaschen.
Haie
fangen
wir
folgendermaßen:
Sobald
jemand
die
berüchtigte
dreieckige
Rückenflosse
sichtet,
schlägt
er
Alarm.
Dann
befestigen
wir
einen
Fleischer
haken
mit
einem
Klumpen
Salzfleisch
en
einem
Tauende
und
lassen
diesen
im
Wasser
immer
auf
und
ab
plumpsen.
Als
erste
erscheinen
die
Vorboten
des
Hai,
kleine
blau-grau
gestreifte
Fische,
die
wir
Bonitos
nannten.
Sie
prüften
die
Beute.
Der
Hai
kommt
langsam
näher.
In
großem
Bogen
umkreist
er
die
Beute
und
zieht
die
Kreise
immer
enger.
Ist
er
heran,
legt
er
sich
auf
die
Seite
und
schnappt
zu.
Auffallend
vorsichtig
und
gar
nicht
so
gierig,
wie
ich
es
mir
dachte.
Aber
der
Biß
ist
so
kräftig,
daß
er
sich
den
Fleischerhaken
in
den
Gaumen
bohrt.
Dann
ziehen
wir
ihn
bis
an
die
Reeling,
werfen
eine
Schlinge
um
den
Schwanz
und
ziehen
ihn
an
Deck.
Das
muß
sehr
vorsichtig
geschehen,
denn
der
Hai
macht
gewaltige
Sprünge
und
schlägt
wuchtig
mit
dem
Schwanz
um
sich.
Er
wird
dann
möglichst
schnell
gefesselt,
und
dann
stürzt
sich
alles
voller
Wut
auf
die
Bestie.
Der
Seemann
haßt
den
Hai.
Als
der
Bootsmann
ihm
sein
Messer
in
den
Rücken
stoßen
wollte,
verbog
sich
das
Bordmesser.
Wir
schitten
dem
Hai
die
Flossen
ab,
schlitzten
ihm
den
Bauch
auf,
schnitten
Leber
und
Herz
heraus,
stopften
ihm
das
Herz
wieder
in
den
Rachen
und
warfen
ihn
ins
Wasser.
Das
Unglaublichste
an
der
Sache
war,
daß
der
tote
Kerl
weiterschwamm.
Es
waren
wohl
die
letzten
Reflexbewegungen.
Ich
hatte
mir
die
Rückenflosse
aufbewahrt
und
zum
Trocknen
ausgelegt.
Nach
einiger
Zeit
fing
sie
aber
derart
zu
stinken
an,
daß
ich
sie
wegwerfen
mußte.
Sie
war
verfault.
(geschr.
am
Sonntag,
d.
7.8.27)
|
Wir
sind
etwa
auf
der
Höhe
von
Montevideo.
Bisher
war
es
unangenehm
kühl,
jetzt
wird
es
schon
kalt.
Ich
habe
außer
dem
Unter-
und
Arbeitszeug
eine
Strickjacke,
eine
Jacke
und
den
Mantel
an.
Als
ich
gestern
im
Mantel
Ruder
ging,
mußte
ich
ihn
auf
Befehl
von
Gippe
wieder
ausziehen.
Der
Grund
hierfür
wurde
mir
später
von
selbst
klar:
Wir
waren
eben
erst
aus
der
Tropenzone
mit
seinen
hohen
Wärmegraden
heraus,
die
wir
noch
gewöhnt
waren,
und
kamen
schnell
in
kühlere
Breiten.
Deshalb
froren
wir
schon
bei
20°.
In
kurzer
Zeit
würden
wir
bei
Kap
Hoorn
sein,
bei
Temperaturen
um
0°
mit
Schnee
und
Hagel.
Wenn
wir
aber
bei
20°
schon
Mäntel
anziehen,
würde
Kap
Hoorn
unerträglich.
Die
Gegend
ist
nicht
ungefährlich.
Unsere
Offiziere
fürchten
den
Pampero,
ein
Sturmwind,
der
aus
den
Patagonischen
Steppen
weht.
Gippe
betrachtet
besorgt
den
sonderbar
diesigen
Himmel,
aber
es
passiert
nichts.
Gestern
fuhren
wir
nur
mit
Untermarssegeln,
gerefften
Untersegeln
und
gerefften
Obermarssegeln.
Auf
der
Nachtwache
von
12-4
Uhr
habe
ich
das
Unterbramsegel
mit
festgemacht,
und
als
wir
damit
fertig
waren,
ans
Reffen
der
Obermars.
Es
weht
eine
stürmicshe
Brise,
und
es
ist
kalt.
Es
ist
vielleicht
ein
feines
Gefühl,
wenn
es
zum
Manöver
pfeift.
Dann
heißt
es:
Mantel
aus,
Handschuhe
aus
und
hoch
in
die
frische
Luft,
die
durch
die
Takelage
pfeift,
daß
es
heult
und
knattert.
Und
alles,
was
man
anfaßt,
ist
kalt
und
naß.
Wenn
man
dann
wieder
unten
ist,
ist
man
vielleicht
froh!
Beim
Segelfestmachen
in
der
letzten
Sturmnacht
hatte
mir
der
Wind
die
Pudelmütze
vom
Kopf
gerissen.
Als
ich
heute
in
der
Takelage
arbeite,
finde
ich
sie
wieder.
Sie
hatte
sich
am
Rack
verfangen.
Die
Kartoffeln
werden
immer
schlechter.
Sie
stinken
direkt.
Aber
dafür
lasen
die
Maden
im
Zucker
nach.
In
der
Suppe
schwimmen
sie
allerdings
noch.
Die
Käfer
aus
dem
Brot
sind
verschwunden.
Dies
ist
der
einzige
Vorteil
der
Kälte.
Hier
unser
Speisezettel:
- Sonntag früh: Erbsen
mit
Speck
mittags: Plum
und
Klüten,
Corned
Beef,
Kartoffeln,
Gemüse.
abends: Reis
mit
Zucker
und
Zimt
- Montag früh: Reis
mit
Curry
mittags: Erbsensuppe,
Räucherspeck,
Sauerkohl,
Kartoffeln,
Sauce
abends: RatscheduWas
ist
das?
Ratatouille?
- Dienstag früh:
Braune
Bohnen
mit
Speck
mittags:
Bohnensuppe,
Salzfleisch,
grüne
Bohnen,
Kartoffeln,
Sauce
abends:
Labskaus
- Mittwoch früh: Grütze
mittags:
Erbsensuppe,
salzfleisch,
Grünkohl,
Kartoffeln,
Sauce
abends:
Ratschedu
- Donnerstag früh:
Erbsen
mit
Speck
mittags:
Plum
und
Klüten,
Corned
Beef,
Schnittbohnen,
Kartoffeln,
Sauce
abends:
Labskaus
- Freitag früh: Reis
mit
Curry
mittags:
Erbsensuppe,
Salzspeck,
Sauerkohl,
Kartoffeln,
Sauce
abends:
Ratschedu
- Sonnabend früh: Grütze
mittags:
Graupensuppe,
Stockfisch,
Kartoffeln
und
Sauce
abends:
Pellkartoffeln
mit
Hering.
(geschr.
am
Sonntag,
d.
14.8.27)
|
Gestern
haben
wir
die
Le
Maire-Straße
passiert.
Es
ist
die
Meerenge
zwischen
Feuerland
und
den
Staten
Islands.KARTE
An
Steuerbord
erheben
sich
die
riesigen
schneebedeckten
Berge
Feuerlands.
Zwischen
den
Berghängen
liegen
ausgedehnte
Schneefelder.
Ein
großartiger
Anblick!
Die
Straße
ist
so
eng,
daß
man
die
Brandung
an
der
Küste
hört.
Das
ist
gar
nicht
ungefährlich.
Nichts
fürchtet
der
Seemann
so
sehr
wie
Feuer
im
Schiff
und
eine
nahe
Küste,
vor
allem
bei
Sturm.
Hier
an
der
Maire-Straße
sind
schon
viele
Schiffe
an
der
felsigen
Küste
gestrandet.
Aber
wir
Jungen
sind
unbekümmert.
Einer
von
uns
meint,
im
Falle
einer
Strandung
würde
er
sich
mal
ein
bißchen
mit
den
Feuerländerinnen
beschäftigen.
Plötzlich
ziehen
Wolken
auf.
Der
Himmel
verdüstert
sich.
Es
geht
schnell.
Gewaltige
graue
Wolkenmassen
wälzen
sich
heran
und
türmen
sich
zu
riesenhaften,
drohenden
Wolkengebirgen
auf.
Schon
stehen
sie
über
uns
und
verfinstern
den
Himmel.
Jetzt
sind
sie
grau
und
schwefelgelb.
Das
gibt
Sturm!
Inzwischen
ist
es
Nacht
geworden,
und
nun
bricht
es
los.
Wir
entern
auf
und
machen
Segel
fest.
Während
ich
hoch
oben
in
stockfinsterer
Nacht
Segel
berge,
höre
ich
tief
unten
die
Brandung
gegen
die
Küste
donnern.
Aber
ich
habe
keine
Angst.
Aus
einer
seltsam
gehobenen
Stimmung
fange
ich
sogar
an
zu
singen.
Am
Morgen
hat
sich
der
Sturm
gelegt.
Wir
haben
die
Maire-Straße
verlassen,
aber
wir
sind
mitten
in
üblem
Kap-Horn-Wetter.
Immer
wieder
rauschen
Hagelböen
herunter.
Heute
wurde
ich
im
Top
von
einer
Böe
überrascht,
als
ich
Gordings
überholte.
Ich
hatte
kein
Ölzeug
an.
Der
Hagel,
der
so
dicht
fiel,
daß
man
keine
10
m
weit
sehen
konnte,
prasselte
derart
heftig
auf
die
Hände
und
ins
Gesicht,
daß
es
schmerzte,
als
würde
man
von
nadeln
gestochen.
Der
schmelzende
Hagel
lief
natürlich
in
den
hals.
Ich
kam
klitschnaß
unten
an.
Das
ist
zwar
erst
der
Anfang
des
Kap-Horn-Wetters,
aber
ich
tröste
mich:
Es
ist
das
letzte
Stück
der
Ausreise.
(geschr.
am
Montag,
22.8.27) |
Weil
wir
ein
Sturmzentrum
an
der
Horn
umgehen
wollen,
machen
wir
einen
gewaltigen
bogen
nach
Süden
und
gelangen
fast
bis
ins
südliche
Eismeer.
Das
war
wohl
gut
so,
denn
wir
sind
große
Strecken
vierkant
herumgefahren
und
hatten
überhaupt
verhältnismäßig
günstiges
Wetter.
Das
Thermometer
zeigt
um
0°.
Es
schneit
dauernd.
Der
Wind
ist
stark
bis
stürmisch.
Das
Schiff
schlingert
wie
ein
Spielzeug.
Zuweilen
Schlagseite
bis
zu
35°
nach
jeder
Seite.
Man
fällt
ungefähr
alle
Stunde
einmal
hin.
Die
Dünung
rauscht
über
die
VerschanzungFOTO,
und
das
Deck
steht
zuweilen
ganz
unter
Wasser.
Wir
gehen
daher
über
die
Laufbrücke.
Vier
Mann
gehen
Ausguck:
1
auf
der
Back,
1
in
der
Vormars,
1
auf
Hochdeck
und
dann
noch
der
Wachoffizier
mit
Fernglas.
Am
Ruder
stehen
3
Mann.
Es
ist
lausig
kalt.
Wir
bekommen
jetzt
auf
jeder
Wache
einen
Schnaps
zum
Aufwärmen.
Zu
diesem
Zweck
wird
die
Wache
immer
mit
dem
Kommando
„Besanschot
an!“
auf
dem
Hochdeck
versammelt.
Das
Bettzeug
(kl.
Kopfkissen
und
Decke)
ist
feucht
und
klamm.
Das
Logis
wird
nicht
geheizt.
Wir
haben
zwar
einen
kleinen
Kohle-Ofen
im
Logis
stehen,
aber
es
gibt
keine
Kohlen.
Es
gibt
Kapitäne,
die
heizen
absichtlich
nicht,
weil
sie
meinen,
es
sei
so
gesünder,
als
in
dem
Mief
enger
Logis
zu
schlafen.
Sicherlich
ist
auch
die
Erkältungsgefahr
geringer,
als
wenn
man
aus
einem
überheizten
Logis
in
das
naßkalte
Wetter
hinauskommt.
Andererseits
ist
sicher,
daß
die
Kohle-Einsparung
eine
von
den
kleinen
Nebeneinnahmen
der
Kapitäne
ist.
Der
Seemann
lebt
lieber
nach
dem
Grundsatz:
Warmer
Mief
ist
besser
als
kalter
Ozon.
Immer
wieder
wechseln
Regen-,
Schnee-
und
hagelschauer
ab.
Die
Arbeit
in
der
Takelage
ist
gefährlich.
Das
Tauwerk
ist
naß
und
z.T.
vereist.
Handschuhe
sind
völlig
sinnlos.
Erstens
wären
sie
sofort
durchgeweicht
und
zweitens
kann
man
nicht
richtig
zupacken.
Wenn
ich
aufentere
friere
ich
zuerst
entsetzlich
an
den
Händen,
aber
wenn
ich
dann
oben
bin,
sind
sie
schon
wieder
warm.
Es
ist
ein
scheußliches
Wetter,
aber
es
hätte
alles
noch
viel
schlimmer
sein
können.
(geschr.
am
Freitag,
d.
26.8.27)
|
Wir
haben
die
Horn
umrundet
und
sind
im
Pazifischen
Ozean.
Kurs
nordwärts.
Nur
ca
7
Tage
haben
wir
für
die
Kap
Horn-Passage
gebraucht.
Das
ist
eine
sehr
gute
Zeit,
aber
wir
hatten
ja
auch
ziemlich
günstiges
Wetter.
„Kap
Horn-Passage“
nennt
man
die
Umrundung
des
Kap
von
50°
südl.
Breite
im
Atlantik
bis
zu
50°
südl.
Breite
im
Pazifik.
Die
schnellste
Umrundung
gelang
der
Priwall
in
6
Tagen,
die
langsamste
machte
die
Susanne
in
99
Tagen.
Für
viele
Schiffe
war
Kap
Horn
der
Tod.
Von
1900-1914
sind
hier
53
Schiffe
verlorengegangen,
meist
mit
der
ganzen
Besatzung.
Der
Grund
für
die
Gefährlichkeit:
Wir
befinden
uns
hier
in
der
Westwindzone.
Auf
der
Südhalbkugel
gibt
es
in
dieser
Zone
(um
den
40.
Breitengrad)
praktisch
kein
Land.
Die
Winde
können
hier
ungebremst
um
die
Erde
rasen,
und
das
tun
sie
mit
ungeheurer
Gewalt.
Die
Seeleute
nennen
diese
Weststürme
die
„roaring
Forties“,
die
„brüllenden
Vierziger“.
Hier
gibt
es
die
größten
Wellenhöhen
und
die
höchsten
Windgeschwindigkeiten
(außer
im
Taifun).
Und
in
diese
Zone
jagender
Weststürme
ragt
nun
noch
die
gebirgige
Südspitze
Südamerikas
mit
Kap
Horn
hinein,
so
daß
hier
gefährliche
wirbelnde
Stürme
entstehen.
Sobald
ein
Schiff
die
Le
Maire-Straße
südwärts
verläßt
und
aus
dem
Schutz
der
Berge
Feuerlands
und
der
Staten
Islands
heraustritt,
wird
es
von
den
„brüllenden
Vierzigern“
gepackt
und
von
tobendem
Sturm,
riesigen
Wogen
geschüttelt.
Wenn
dann
noch
Regen-,
Schnee-
und
Hagelböen
hinzukommen,
dann
kann
man
zwischen
Wasser
und
Himmel
nicht
mehr
unterscheiden.
Der
Weg
von
West
nach
Ost
ist
natürlich
etwas
leichter,
aber
immer
noch
gefährlich,
denn
rasender
Sturm
von
achtern
kann
auch
Masten
brechen,
und
haushohe
Wogen
können
das
Schiff
von
achtern
überrollen,
in
die
See
drücken
oder
zum
Kentern
bringen.
Das
Meer
kennt
kein
Mitleid,
keine
Treue,
kein
Gesetz,
kein
Gedenken.
Es
ist,
als
wäre
es
für
menschliche
Tugenden
zu
groß
und
zu
mächtig.
Der
letzte
Abschnitt
der
Ausreise,
mit
nördlichem
Kurs
im
pazifik,
verläuft
ohne
besondere
Vorkommnisse.
Am
Sonntag,
d.
4.
September
nachts
laufen
wir
in
Talcahuano
ein.
Die
Stadt
ist
nicht
groß.
Das
Straßenpflaster
ist
miserabel,
die
Bürgersteige
sind
besser.
In
der
HauptstraßeFOTO
fährt
eine
klapprige
Straßenbahn.
Die
wenigen
Steinhäuser
sind
anscheinend
sehr
alt.
Die
untere
Bevölkerungsschicht
hat
das
Aussehen
von
Halbindianern.
Der
andere
Bevölkerungsanteil
ist
weiß,
hat
aber
durchweg
schwarzes
Haar.
Talcahuano
ist
Kriegshafen.
Wir
gehen
in
eine
Hafenkneipe,
aus
der
Musik
klingt.
Die
Kapelle
sitzt
auf
einer
Art
Empore.
Als
wir
eintreten
(wir
sind
in
Uniform),
spielt
die
Kapelle:
„Du
hast
ja
keine
Ahnung,
wie
schön
Du
bist,
Berlin!“.
Wir
setzen
uns
mit
einigen
chilenischen
Matrosen
zusammen.
Sie
schimpfen
auf
Peru,
und
wir
schimpfen
mit,
denn
wir
sind
höfliche
Gäste.
Wenn
ein
Schulschiff
einen
Hafen
anläuft,
gibt
es
meist
einen
Empfang.
Dsa
geschah
auch
bei
uns.
Die
deutsche
Kolonie
-
der
Zuammenschluß
der
Deutschen
in
der
Stadt
-
hat
einen
Empfang
mit
Festessen
veranstaltet,
der
in
einer
großen
Halle
stattfand.
Auch
der
deutsche
Konsul
aus
Conception
war
gekommen.
Wir
natürlich
in
Uniform,
die
Offz.
in
blau,
wir
Kadetten
im
weißen
Paradepäckchen.
(An
Land,
vor
allem
bei
offiziellen
Anlässem,
ware
wir
natürlich
immer
„die
Kadetten“,
aber
an
Bord
waren
wir
nur
unbedeutende
Würstchen).
Als
Essen
gab
es
Ochse
am
Spieß.
Ein
ganzer
Ochse
wurde
an
einem
großen
Gestell
am
Spieß
gebraten,
aber
das
Fleisch
war
zäh.
Als
mein
nachbar,
ein
Jungmann,
nicht
mehr
wollte,
stopfte
ihm
der
II.
Offz
immer
wieder
einen
Bissen
in
den
Mund.
Der
Kadett
kaute
ihn
aus
und
stopfte
ihn
dann
in
einem
unbeobachteten
Augenblick
in
seine
Tasche.
Dann
wurde
getanzt,
aber
eigentlich
nur
die
Offz.
und
die
Zivilisten
mit
ihren
Frauen.
Für
uns
Kadetten
gab
es
keine
weiblichen
Partner.
Die
Töchter
hatten
sie
zuhause
gelassen.
Uns
erklärten
sie
mit
gesenkter
Stimme,
wir
wären
immerhin
drei
Monate
auf
See
gewesen,
na
ja,
sie
hätten
die
jungen
Mädchen
lieber
nicht
mitgebracht.
Ich
habe
eine
Runde
mit
dem
deutschen
Konsul
getanzt,
aber
das
hätte
er
sich
sparen
können.
An
Bord
gibt's
6
Stunden
Schlaf
und
14
Stunden
offizielle
Arbeit.
Man
wird
bis
zum
äußersten
ausgenutzt.
Um
6
Uhr
abends
soll
Ausscheiden
sein,
es
wird
aber
regelmäßig
später
als
7
Uhr.
Landgang,
der
von
vornherein
nur
abends
möglich
ist,
hat
man
etwa
3
1/2
Stunden.
Meist
weniger,
selten
mehr.
Einmal
fingen
wir
schon
um
5
Uhr
morgens
zu
arbeiten
an.
(geschr.
am
Sonnabend,
d.
10.Sept.27)
|
Aus
Talcahuano
ausgelaufen
am
15.
Sept.
nachmittags.
Hatten
gute
Fahrt
und
kommen
am
16.
gegen
Abend
in
San
Antonio
an
und
gingen
dort
vor
Anker.
Wurden
dann
am
nächsten
Morgen
in
den
Hafen
geschleppt.
In
San
Antonio
lagen
wir
bis
zum
21.
Sept..
Es
ist
ein
kleines
Nest.
Eine
Hauptstraße,
alles
andere
sind
Wege
(s.
FotoFOTO).
Von
San
Antonio
bis
Valparaiso
sind
es
etwa
40
sm.
Auf
der
Fahrt
dahin
sehr
schwache
Brise.
Lagen
2
Tage
vor
Valparaiso,
ohne
hineinkommen
zu
können.
geschr.
Sonnabend
24.9.
|
Die
Westküste
Südamerikas
ist
ziemlich
glatt
und
gerade.
Es
gibt
kaum
einen
guten
natürlichen
Hafen.
Die
sog.
Häfen
sind
meist
nur
größere
oder
kleinere
Buchten,
die
obendrein
noch
wegen
der
starken
Küstenströmung
(Humboldtstrom)
schwer
anuzsteuern
sind.
Die
Küstenkordillere
fällt
steil,
mancherorts
fast
senkrecht
bis
zu
1000
m
zur
Küste
ab.
Oft
ist
nicht
einmal
ein
schmaler
Küstensaum
vorhanden.
Die
Hafenzeit
in
Valparaiso
war
die
schönste
von
allen.
Auch
die
Stadt
selbst.
Asphaltierte
Straßen,
Omnibusse,
Straßenbahnen,
Parkanlagen,
Plätze.
Macht
den
Eindruck
einer
angehenden
Großstadt.FOTO
Unter
der
Ladung,
die
wir
hier
löschen,
sind
auch
große
Kisten
mit
Geschirr.
Mir
ging
es
durch
und
durch,
wenn
ich
hörte,
wie
das
Geschirr
in
den
Kisten
klirrt
und
scheppert.
Man
könte
ruhig
etwas
vorsichtiger
damit
umgehen.
Einmal
während
eines
Landurlaubs
treffe
ich
den
Kapitän.
Er
ging
auf
der
anderen
Straßenseite.
Da
ich
kein
Geld
mehr
hatte,
lief
ich
zu
ihm
hinüber
und
pumpte
ihn
um
5
Mark
an.
Er
zog
seine
wohlgefüllte
Brieftasche
und
gab
mir
das
Geld.
Leider
hat
er
es
mir
von
der
nächsten
Heuer
abgezogen.
Wir
Jungen
bekamen
monatlich
5,-
Heuer,
die
unsere
Eltern
aber
vorher
(mit
den
500
Mark
Ausbildungsgeld)
eingezahlt
hatten.
Diese
paar
Mark
reichten
in
den
Häfen
nur
für
ein
paar
Postkarten
und
ein
paar
Glas
Bier.
Dann
war
es
weg.
In
Valparaiso
trafen
wir
auch
den
deutschen
Kreuzer
„Emden“,
der
sich
augenblicklich
auf
einer
Weltreise
befindet.
Am
2.
Oktober
um
10.15
Uhr
gehen
wir
aus
Valparaiso.
Zwei
Tage
lang
haben
wir
dann
gute
Brise
und
laufen
durchschnittlich
12
sm.
Dann
flaut
es
ab,
und
wir
laufen
nur
noch
2-5
sm.
Sind
nach
Iquique
bestimmt.
(geschr.
am
6.Oktober)
|
(Nachtrag)
In
Valparaiso
sprach
mich
in
einer
Gaststätte
ein
Mann
an,
der
sich
als
Österreicher
ausgab.
Er
redete
viel
und
lud
mich
dann
in
ein
anderes
Lokal
ein,
in
dem
es
sehr
nett
sein
sollte.
Er
war
mir
irgendwie
unsympathisch,
aber
ich
wußte
nicht,
ob
er
nur
einsam
und
froh
über
ein
wenig
Gesellschaft
-
noch
dazu
eines
Deutschen
-
war,
oder
ob
er
eine
besondere
Absicht
verfolgte.
Schließlich
ging
ich
mit,
und
wir
bestiegen
eine
Straßenbahn.
Unterwegs
sagte
er,
ich
würde
in
dem
besagten
Lokal
sehr
nette
Mädchen
antreffen.
Inzwischen
hatte
ich
bemerkt,
daß
wir
uns
den
Außenbezirken
der
Stadt
näherten.
Die
Straßenbeleuchtung
war
sichtlich
spärlicher
geworden.
Da
wurde
es
mir
zu
ungemütlich,
und
als
die
Straßenbahn
nach
einer
Haltestelle
gerade
wieder
im
Anfahren
war,
erhob
ich
mich
plötzlich
und
sprang
von
der
fahrenden
Bahn
ab.
Ich
hörte
den
verdutzten
Österreicher
noch
rufen:
„No,
no!“
Dann
verschwand
ich
in
Richtung
Innenstadt.
Unterwegs
traf
ich
noch
einen
Maat
der
„Emden“,
dem
ich
mich
anschloß.
Der
aber
hatte
andere
Absichten
und
war
an
meiner
Gesellschaft
nicht
interessiert.
So
verließ
ich
ihn
und
spazierte
allein
in
die
Stadtmitte
zurück.
|
Angekommen
in
Iquique
am
Sonntag,
d.
9.
Oktober
abends
7
Uhr.
Am
Montag
haben
wir
den
ganzen
Tag
Ballast
gelöscht.
Da
wir
nicht
fertig
wurden,
haben
wir
die
ganze
Nacht
zum
Dienstag
durchgearbeitet!
Die
Herren
der
Reederei
scheinen
es
sehr
eilig
zu
haben. Da
wir
auch
noch
Wasserballast
haben,
wurde
in
der
Nacht
von
Freitag
zu
Sonnaband
gelöscht.
Es
wäre
doch
furchtbar,
wenn
der
Ballast
am
Tage
gelöscht
würde,
denn
dann
würden
wir
ja
einen
halben
Tag
später
fertig
werden.
Daß
wir,
besonders
der
Mann
an
der
Motorwinde,
den
ganzen
Tag
vorher
gearbeitet
haben,
scheint
die
hohen
Herren
nicht
zu
stören.
Die
Hauptsache
ist,
daß
wir
schnell
fertig
werden,
denn
bei
einem
Segelschiff,
das
35
Wochen
unterwegs
ist,
kommt
es
sehr
auf
einen
halben
Tag
an.
Die
gesamte
Besatzung
ist
beim
Laden
und
Löschen
eingesetzt.
Es
kommt
sogar
vor,
daß
die
chilenischen
Schauerleute
-
wir
nennen
sie
„Kanaken“
-
an
Deck
rumliegen
und
schlafen,
während
wir
arbeiten.
Denn
die
Arbeiter
müßten
ja
bezahlt
werden.
Aber
wir
sind
ja
billige
Arbeitskräfte
und
zahlen
sogar
noch
zu.
Ich
hatte
mich
irgendwo
gerissen
und
trage
die
Hand
im
Verband.
Trotzdem
bin
ich
zur
Arbeit
eingeteilt
und
rolle
Zementfässer
auf
einer
Bohle
vom
Rand
der
Ladeluke
zur
Bordwand.
Das
ging
mit
der
verbundenen
Hand
nicht
besonders
gut,
und
so
fiel
mir
ein
Faß
von
der
Bohle
herunter
auf
Deck.
Es
blieb
zwar
heil,
aber
ich
kriege
ein
paar
Ohrfeigen.
Aber
es
hatte
einen
großen
Vorteil:
Ich
wurde
als
Backschafter
abkommandiert.
Als
solcher
hatte
ich
das
Essen
aus
der
Kombüse
zu
holen
und
z.B.
das
Mittagessen
schon
vor
Beginn
der
Mittagspause
in
die
Schüsseln
zu
füllen,
damit
die
Leute
sofort
zu
essen
anfangen
konnten,
denn
die
Mittagspause
dauerte
nur
20
Minuten!
Beim
Trillerpfiff
des
Offz.
sprangen
sie
von
den
Bänken
und
sausten
nach
draußen.
Und
dann
setzte
ich
mich
gemütlich
an
die
Back
und
aß
in
Ruhe
eine
zweite
Portion.
Es
gab
nämlich
wieder
Mehl-
und
Aprikosensuppe,
die
süß
und
schmackhaft
war.
Wir
sind
ja
in
den
Tropen.
Für
manche
Kameraden,
die
mich
darum
gebeten
hatten,
habe
ich
dann
auch
noch
eine
2.
Portion
in
den
Schrank
gestellt.
Dann
machte
ich
den
Abwasch,
dan
war
für
mich
Ausscheiden:
Ich
legte
mich
lang.
Küchendienst
war
eine
Strafe,
denn
sie
war
unseemännisch
und
daher
eine
Art
demütigung.
Deshalb
wurden
Jungen,
die
irgend
etwas
„verbrochen“
hatten,
immer
mit
ein
paar
Tagen
Küchendienst
bestraft.
Aber
oft
war
das
gar
nicht
unangenehm.
Ein
Jungmann
hat
sich
den
Finger
gebrochen.
Er
trägt
den
Arm
in
der
Binde,
muß
aber
weiter
miutarbeiten.
Soweit
geht
die
Arbeitswut!
Um
5
Uhr
ist
Ausscheiden
für
die
Matrosen.
Wir
Jungen
arbeiten
offiziell
bis
6
Uhr.
Sind
dann
noch
kleine
Arbeiten
unerledigt,
werden
sie
auch
noch
fertig
gemacht.
Auf
diese
Weise
ist
uns
in
den
Häfen
schon
viel
Freizeit
weggenommen
worden.
Matrosen
machen
das
natürlich
nicht,
denn
denen
müßten
Überstunden
bezahlt
werden.
Wir
Jungen
bekommen
nur
jeden
zweiten
Abend
Landurlaub.
An
den
anderen
Tagen
müssen
wir
nach
dem
Ausscheiden
die
Urlauber
im
Kutter
an
Land
pullen.
Denn
wir
liegen
draußen
auf
der
Reede.
Die
Fahrt
bis
zur
Anlegestelle
dauert
1/2
Stunde.
Für
die
Jungen,
die
Landurlaub
haben,
ist
es
immer
eine
Hetze,
denn
die
Matrosen,
die
ja
1
Stunde
vor
uns
Ausscheiden,
sind
längst
zum
Landgang
fertig,
wenn
wir
erst
unsere
Arbeit
fertig
haben.
Das
Umziehen
muß
dan
in
größter
Eile
geschehen,
denn
die
Matrosen
schimpfen
schon
voller
Ungeduld.
Für
den
Landgang
des
Kapitäns
steht
immer
eine
Gig
bereit, ein
schlankeres,
schnittiges
Ruderboot
mit
6
Ruderern,
ausgesuchte
Jungmänner,
groß,
schlank,
blond
und
immer
in
Uniform.
Iquique
ist
recht
schön.
Manche
Partien
erinnern
mich
an
die
amerikanischen
Städte
der
Pionierzeit.
Die
Straßen
sind
ungepflastert
und
lassen
erkennen,
daß
die
Stadt
auf
Wüstenboden
gebaut
ist.
Aber
die
Bewohner
haben
mit
Fleiß
und
Mühe
grüne
Parkanlagen
geschaffen,
die
wohl
künstlich
bewässert
werden
müssen.FOTO
Die
Küste
ist
felsig
und
furchtbar
öde.
Hinter
der
Stadt
ragt
die
Küstenkordillere
wie
eine
steile
gewaltige
Wand
8oo
Meter
in
die
Höhe.
Wir
haben
einen
Ausflug
in
die
Pampa
gemacht.
„Pampa“
ist
wohl
ein
reichlich
euphemistischer
Ausdruck,
denn
es
handelt
sich
um
die
Atacama-Wüste,
die
zu
den
trockensten
der
Erde
gehört.
Wir
sind
auf
dem
Weg
zu
einer
der
vielen
Salpeterminen,
die
sich
hier
(neben
Kupferminen)
befinden.
Etwa
60
km
weit
-
gut
2
Fahrstunden
-
fahren
wir
auf
einem
offenen
Lastwagen
ins
Land
hinein.FOTO
Die
Gegend
ist
furchtbar
öde,
absolut
trockene
Wüste,
in
der
kein
einziger
Grashalm
wächst.
Der
ausgefahrene
Weg,
der
sich
vor
uns
unendlich
weit
bis
an
den
Horizont
durch
die
wellige
Landschaft
hinschlängelt,
führt
nur
durch
Gebiete
mit
gelblichem
Sand
und
Felsgeröll.
In
Abständen
stehen
meterhohe
Steinpyramiden
als
Wegweiser
am
Wegrand.
Und
immer
wieder
kommen
wir
an
Gerippen
verendeter
Rinder
und
Pferde
vorbei.
Mitten
in
dieser
Geröllwüste
liegen
die
Salpeterminen,
weit
verstreut.
Die
Mine,
die
wir
jetzt
erreichen,
liegt
wie
eine
baumlose
Oase
in
der
Wüste.FOTO
Sie
besteht
aus
dem
Komplex
der
Maschinenanlagen
und
daneben
der
Arbeitersiedlung.
Die
Arbeiter
wohnen
in
elenden
Wellblechbuden
an
einer
staubigen
Straße.
Es
gibt
einen
großen
Kolonialwarenladen
und
eine
Kneipe,
vor
der
ein
uraltes
Weib
hockt
und
eine
Zigarre
raucht.
Die
Werkanlage
mit
Maschinenhaus,
großen
Wasserbecken
usw
hat
einen
beachtlichen
Umfang.
Von
weitem
würde
man
diese
ganze
Ansiedlung
nicht
von
dem
graubraunen
Erdboden
unterscheiden
können,
wenn
nicht
der
Schornstein
und
die
Werksgebäude
der
Mine
etwas
höher
ragen
würden.
Neben
dem
Werk
liegen
die
Häuser
der
leitenden
Angestellten
mit
Tennisplatz.
Werksdirektor
und
leitende
Angestellte
sind
alles
Deutsche.
Der
Direktor
führt
uns
durch
die
Anlage.
Wir
begegnen
dem
Maschinenmeister
und
grüßen
höflich
(und
falsch)
„buenos
dias“.
Er
antwortet
betont
„buenos
t
a
r
d
e
s“
und
fügt
zu
unserem
Erstaunen
hinzu:
„Hier
könnt
Ihr
ruhig
Deutsch
sprechen!“.
Die
deutsche
Werksleitung
hat
natürlich
komfortablere
Wohnungen,
als
die
Arbeiter.
Das
Haus
des
Direktors
ist
wie
ein
kleines
Herrenhaus
mit
Veranda,
genau
so,
wie
ich
es
mir
vorgestellt
habe,
nachdem
ich
Geschichten
von
den
deutcshen
Faktoreien
in
Afrika
gelesen
habe.
Trotz
allem
muß
das
Leben
für
die
Deutschen
hier
furchtbar
eintönig
sein.
Sie
erzählen
uns,
daß
sie
3
Monate
lang
arbeiten,
ohne
aus
dieser
öden
Siedlung
herauszukommen.
Dann
aber
fahren
sie
alle
zusammen
nach
Iquique
herunter
und
verjubeln
bei
den
verschiedensten
Vergnügungen
all
das
Geld,
was
sie
in
3
Monaten
verdient
haben.
Die
salpeterhaltige
Schicht
liegt
nur
in
2
m
Tiefe,
kann
also
im
Tagebau
gewonnen
werden.
Die
Deckschicht
wird
abgeräumt,
und
die
salzhaltige
Schicht
wird
dann
in
Klärbecken
gereinigt.
Neben
dem
Werk
lagen
große
Halden
von
gelblichem
oder
rosafarbenem
Salpeter.
Der
Direktor
sagt,
der
Absatz
geht
zurück.
Die
Gefahr,
daß
sich
diese
großen
Salzberge
bei
Regen
auflösen
könnten,
ist
gleich
Null,
denn
seit
3
Jahren
hat
es
hier
keinen
einzigen
Tropfen
geregnet,
sagt
der
Direktor.
In
einer
Halle
stehen
eine
Anzahl
kleiner
Fässer.
Sie
enthalten
Jod,
ein
Nebenprodukt
bei
der
Salpetergewinnung.
An
der
Rückfahrt
ist
nur
bemerkenswert,
daß
der
Fahrer
wie
ein
Irrer
fuhr.
Er
nahm
die
Haarnadelkurven
an
dem
800
m
hohen
Steilhang
der
Küste
mit
einem
Tempo,
daß
uns
jedesmal
die
Luft
wegblieb.
Wir
sangen,
um
uns
Mut
zu
machen,
aber
in
jeder
Kurve
erstarb
der
Gesang,
um
nach
der
Kurve
wieder
aufzuleben.
Zum
Abend
hin
war
es
übrigens
sehr
kühl
geworden.
Wir
froren
in
unserem
weißen
Leinenzeug.
Jetzt
wußten
wir
auch,
warum
der
Maschinenmeister
da
oben
einen
dicken
Wollpullover
trug.
(geschr.
am
17.Oktober)
|
Aus
Iquique
ausgelaufen
am
18.
Oktober.
Anfang
der
Heimreise.
Kommen
augenblicklich
nicht
sehr
schnell
vorwärts,
da
wir
Südwest-Kurs
steuern.
(geschr. am
21.Oktober) |
Dauernd
sehr
flaue
Brise.
Teils
vollkommene
Flaute.
2
sm
Fahrt.
Dies
Wetter
hielt
etwa
bis
auf
die
Höhe
von
Talcahuano.
Von
da
an
besserer
Wind.
Eine
Zeitlang
sehr
starke
Brise.
Kurz
vor
der
Horn
steigert
sich
der
Wind
fast
zum
Sturm,
so
daß
die
Fock
zerreißt. Wir
wuschen
gerade
unter
der
Back
Farbe,
als
das
Segel
plötzlich
mit
einem
gewaltigen
Zischen
zerriß
und
mit
donnerndem
Knattern
durch
die
Luft
pfiff.
Die
Schoten
und
Blöcke
sausten
über
unseren
Köpfen
durch
die
Luft.
Die
Segelfetzen
wurden
schnell
dichtgegeit
und
abgeschlagen.
Das
neue
Segel
wurde
sofort
angeschlagen,
wobei
wir
durch
Regenböen
und
Spritzer
der
Wellen
noch
tüchtig
naß
wurden.
Kap
Horn
war
dann
verhältnismäßig
milde.
Nur
der
scharfe
Wind
war
böig,
so
daß
wir
immer
wieder
Segel
wegnehmen
mußten.
Der
vorsichtige
Gippe
hat
Angst,
daß
sie
ihm
wegfliegen.
Es
war
harte
Arbeit,
aber
es
hätte
noch
viel
schlimmer
sein
können.
Am
Mittwoch,
d.
16.
Nov.
war
Bußtag.
Wir
dachten,
einen
schönen
Ruhetag
zu
haben.
Daraus
wurde
aber
nichts.
Den
ganzen
tag
regnete
es
in
Strömen.
Zuweilen
briste
es
so
stark
auf,
daß
wir
Segel
wegnehmen
mußten,
was
bei
dem
Regen
kein
Vergnügen
war.
Jedenfalls
waren
wir
froh,
als
unsere
Wache
und
damit
eigentlich
auch
der
Sonntag
vorüber
war.
Aber
da
ging
es
erst
richtig
los.
Wir
schliefen
noch
keine
4
Stunden,
als
wir
mit
dem
Ruf
„Freiwache
an
Deck“
geweckt
wurden.
Der
Grund
war
klar:
ein
Sturm.
Die
andere
Wache
allein
konnte
die
Arbeit
nicht
bewältigen.
Es
war
1/2
12
Uhr
nachts,
stockfinster
und
strömender
Regen.
Zuerst
mußten
alle
Segel
bis
auf
die
Untermarssegel
festgemacht
werden.
Inzwischen
war
ein
Segel,
der
Mittelklüver,
aus
den
Lieken
gerissen
und
vollständig
weggeflogen.
Auch
Vor-
und
Großobermarssegel
waren
zerrissen.
Die
Horn
hat
uns
noch
einmal
gepackt,
als
wir
sie
gerade
hinter
uns
zu
haben
glaubten.
Der
Sturm
hat
sich
inzwischen
zum
Orkan
gesteigert.
Vorn
stand
nur
noch
ein
Klüver.
Es
sollte
deshalb
noch
ein
Segel,
und
zwar
das
Vorstengestagsegel
angeschlagen
werden.
Fast
ein
Wahnsinn,
im
Orkan
ein
Segel
auf
der
Back
anzuschlagen.
Die
Matrosen
weigerten
sich
dann
auch,
auf
den
Klüverbaum
zu
gehen,
da
sie
sich
der
Gefahr
aussetzten,
von
den
ununterbrochen
über
die
Back
fegenden
Brechern
fortgespült
zu
werden.
Deshalb
kommandierte
der
Wachoffizier
(Gippe)
5
Jungen
zu
dieser
Arbeit
und
packte
selbst
mit
zu.
Erst
sollte
noch
der
Innenklüver
festgemacht
werden.
Dann
machten
wir
-
ich
war
unter
den
5
Abkommandierten
-
das
Vorstengestagsegel
klar
und
trugen
es
auf
die
Back,
wo
uns
gleich
ein
donnernder
Brecher
empfing.
Dann
banden
wir
das
Segel
vorn
am
Stag
fest,
wobei
ein
Brecher
nach
dem
andern
klatschend
über
uns
zusammenschlug
und
zuweilen
beinahe
fortspülte.
Das
Wasser
war
derartig
kalt,
daß
uns
bei
jedem
Brecher
einfach
die
Luft
wegblieb,
und
wir
buchstäblich
nach
Luft
schnappten.
Alle
6
Mann
dachten,
jetzt
geht
es
zuende.
Wir
waren
bis
auf
die
Haut
naß,
trotz
Ölzeug
und
Seestiefel.
Nachdem
das
Segel
festgelascht
war,
verschwanden
wir
schleunigst
von
der
Back.
Nur
2
Mann
wurden
zum
Annähen
dagelassen.
Als
ich
die
armen
Kerle
da
sah,
dachte
ich:
wie
kann
man
dort
nur
Menschen
hinschicken!
Einer
von
ihnen
bekam
noch
einen
Brecher
in
den
Rücken.
Er
liegt
schon
seit
einer
Woche
in
der
Koje.
Dabei
kann
er
noch
von
Glück
reden,
denn
der
Brecher
hätte
ihn
auch
in
den
Bach
fegen
können.
Wir
Jungen
hatten
uns
unter
die
Back
verzogen,
wo
wir
bibbernd
und
frierend
herumstanden.
Schon
kam
Gippe
schimpfend
an
und
teilte
uns
zu
neuen
Arbeiten
ein.
Ich
wurde
ans
Ruder
kommandiert.
Hier
standen
wir
nun
zu
viert,
festgelascht,
damit
wir
bei
der
Schlagseite
des
Schiffes
und
gegen
Brecher
einen
festen
Stand
hatten.
Das
Ruder
ist
ein
großes
Doppelrad,
und
an
jedem
Rad
stehen
-
bei
schwerem
Sturm
-
2
Mann.
Verantwortlich
für
das
Steuern
ist
ein
Matrose,
die
anderen
3
drehen
nur
mit
bzw
halten
das
Rad
fest.
Die
Männer
sind
mit
einem
Tau
festgelascht,
eine
Art
Schlinge,
deren
Ende
an
einem
eisernen
Haken
an
Deck
befestigt
ist.
Ich
stehe
also
am
Ruder
und
kann
nun
das
Geschehen
in
aller
Ruhe
beobachten.
Und
da
bekomme
ich
zum
1.
Mal
so
ein
bißchen
Angst.
Solange
man
beschäftigt
ist
und
sich
auf
seine
Arbeit
konzentrieren
muß,
hat
man
keine
Zeit,
die
Umgebung
zu
beachten.
Jetzt
aber
tue
ich
es.
Das
große,
schwere
Schiff
wird
von
den
rasenden
Wogen
geschüttelt.
Die
Brecher
donnern
gegen
die
Bordwand,
daß
das
Schiff
erzittert.
Man
spürt
es
in
den
Füßen.
Die
Dünung,
weit
höher
als
der
Schiffsrumpf,
rauscht
heran
und
bricht
krachend
über
dem
Schiff
zusammen.
Das
Schiff
bäumt
sich
auf
und
schießt
dann
wieder
mit
dem
Klüverbaum
tief
in
die
schäumende
See.
Vor-
und
Achterdeck
stehen
dauernd
unter
Wasser.
Die
Pardunen
und
Wanten,
fast
armdicke
Drahtseile,
die
die
Masten
halten,
sind
auf
der
Luvseite
zum
Zerreißen
gespannt,
während
sie
an
Lee
schlaff
herumpendeln.
Vor
der
Reise
habe
ich
immer
auf
ein
großes
Abenteuer
gehofft.
Vielleicht
ein
Schiffbruch
mit
Rettung
(natürlich!).
Jetzt
aber
zittere
ich
und
hoffe,
daß
die
Pardunen
halten
und
die
Masten
stehenbleiben.
Morgens
gegen
5
Uhr
läßt
der
Orkan
nach.
Der
Sturm
legt
sich.
Aber
schon
am
nächsten
Morgen
hallt
der
Ruf:
„Eisberg
4
Strich
an
Backbord“.
Wir
sind
mitten
in
der
Treibeiszone.
Von
jetzt
an
sichten
wir
jeden
Tag
20-30
Eisberge.
Der
größte
ragte
108
m
aus
dem
Wasser.
Der
2.
Offz
hatte
die
Höhe
mit
dem
Sextanten
gemessen.
So
schön
diese
Biester
in
ihrer
gleißenden
Pracht
aussehen,
so
ungeheuer
gefährlich
können
sie
für
uns
werden.
Jede
Nacht
mußten
wir
beidrehen,
um
nicht
Gefahr
zu
laufen,
so
ein
Biest
zu
rammen.
Dann
wäre
es
mit
uns
aus
gewesen.
Deshalb
wurden
eine
ganze
Reihe
von
Vorsichtsmaßnahmen
getroffen.
Es
gingen
4
Mann
Ausguck.
Ferner
wurde
alle
10
Minuten
die
Wassertemperatur
gemessen.
Man
holte
eine
Pütz
Wasser
hoch
und
steckte
ein
Thermometer
hinein.
Das
machten
wir
nachts.
Der
Eisberg
strahlt
nämlich
eine
solche
Kälte
aus,
daß
das
Wasser
in
weitem
Umkreis
sehr
stark
abgekühlt
wird.
Als
Ausguck
konnte
man
bei
einiger
Übung
einen
Eisberg
auch
bei
Nacht
aus
größerer
Entfernung
ausmachen.
Man
erkennt
ihn
an
einem
ganz
zarten
hellen
Schimmer
in
der
Ferne
auch
bei
dunkler
Nacht.
Zu
den
Eisbergen
kam
noch
Treibeis
in
ungeheurer
Menge.
Ringsum
Eis,
Eis,
Eis.
Wir
fuhren
durch
ein
Meer
von
geschlossenen
Treibeisfeldern,
durch
das
sich
das
Schiff
mit
knirschendem
und
scharrendem
Geräusch
hindurchwühlte.
Es
waren
große
und
kleine
Blöcke,
und
ich
fürchtete,
sie
würden
unseren
Bug
mit
der
Zeit
durchsägen.
Das
ging
eine
Woche
lang
so
weiter,
dann
waren
wir
aus
der
Zone
glücklich
heraus.
(Sonntag,
27.10.1927)
|
Wir
sehen
eine
riesenhafte
Wasserhose.
Unser
Deck
ist
schlecht
kalfatert.
Regen,
Stürme,
das
Salzwasser
der
Brecher
und
Tropensonne
haben
Werg
und
Teer
der
Fugen
stark
mitgenommen.
Bei
längerem
Regen
regnet
es
in
unserem
Logis
fast
so
stark
wie
draußen.
Der
ganze
Fußboden
schwimmt.
Auch
in
verschiedene
Kojen
regnet
es
hinein.
Jetzt
wird
der
Schaden
ausgebessert.
Der
Wind
war
bisher
ganz
gut,
nur
kam
er
aus
einer
etwas
ungünstigen
Richtung,
sodaß
wir
den
eigentlichen
SO-Passat
bisher
noch
nicht
so
recht
nutzen
konnten.
Dabei
sind
wir
schon
fast
aus
der
Zone
heraus
und
bekommen
in
nächster
Zeit
wahrscheinlich
den
Rest
vom
Passat.
Sind
jetzt
in
den
Tropen.
Reinstes
Passatwetter.
Tropenessen.
Nachts
wird
auch
auf
Wache
an
Deck
geschlafen,
auch
wenn
es
mal
ein
bißchen
regnet.
Heute
die
Insel
Trinidad
passiert.
(Sonnabend,
d.
3.12.1927)
|
Ich
hatte
ganz
vergessen
zu
berichten,
daß
wir
an
einem
Tag
mal
2
Albatrosse
gefangen
haben.
Der
erste
hatte
eine
Flügelspanne
von
genau
3
m,
der
zweite
fast
3,50
m.
Zum
Fang
haben
wir,
d.h.
unser
Bootsmann,
ein
dreieckiges
Stück
Blech
an
allen
3
Ecken
etwas
aufgebogen
und
einen
Köder
daraufgesteckt.
Dann
wurde
das
Blech
an
einer
langen
Kabelgarnleine
ins
Wasser
geworfen.
Wenn
der
Albatros
angebissen
hatte,
zogen
wir
ihn
an
Bord.
Er
saß
mit
dem
Bauch
an
Deck
und
watschelte
höchst
ungeschickt
vorwärts.
Wir
maßen
seine
Flügelspanne,
bestaunten
ihn
eine
Weile
und
ließen
ihn
dann
wieder
ins
Wasser
plumpsen.
Kartoffeln
werden
knapp.
Wir
bekommen
schon
seit
einiger
Zeit
Präserve-Kartoffeln.
Das
sind
rohe,
in
Scheiben
geschittene
und
in
Büchsen
eingemachte
Kartoffeln.
Schmecken
verhältnismäßig
gut
(wir
sind
ja
nicht
verwöhnt),
sind
nur
etwas
hart.
Das
Essen
ist
sowieso
schon
schlecht
genug.
Nun
auch
noch
dieser
Schmerz.
Wenn
das
so
weiter
geht...!
(3.12.27)
|
Die
Kartoffeln,
die
der
Kapitän
in
Chile
gekauft
hatte,
sind
schlechte
Qualität.
Sie
faulen
schnell.
Seit
Tagen
sind
einige
Jungs
abgestellt,
um
die
Faulen
Kartoffeln
auszusortieren. Die
ruhige
Zeit
der
warmen
Zone
benutzt
der
Kapitän
auch,
um
einen
kleinen
Nebenverdienst
vorzubereiten.
Wir
öffnen
die
Ladeluke
und
steigen
in
die
Salpeterladung
hinunter.
Der
Salpeter
ist
in
doppelten
Säcken
verpackt.
Wir
öffnen
die
Säcke,
ziehen
den
äußeren
Sack
ab
und
nehmen
nun
aus
jedem
Sack
etwa
2
Schaufeln
voll
heraus
und
füllen
damit
die
leeren
Säcke.
Auf
diese
Weise
haben
wir
einige
Dutzend
Sack
mehr
gemacht,
die
nicht
in
den
Ladepapieren
standen.
Da
Salpeter
hygroskopisch
ist,
wird
sowieso
immer
nur
ein
Durchschnittsgewicht
angenommen,
so
daß
Gewichtsunterschiede
von
1-2
Kilo
pro
Sack
gar
nicht
auffallen.
Montag,
den
12.
Dezember
vormittags
den
Äquator
passiert.
Kurz
darauf
einige
Tage
Mallung.
Wir
sind
fleißig
am
Malen.
Das
Schiff
wird
frisch
gestrichen.
Da
wir
jetzt
nur
eine
gringe
Fahrtgeschwindigkeit
haben,
können
wir
auch
außenbords
malen.(Arbeiten
an
der
Außenseite
des
Schiffsrumpfes
dürfen
nur
vorgenommen
werden,
wenn
das
Schiff
nicht
mehr
als
4
Seemeilen
fährt).
Wir
werden
also
an
Bootsmannsstühlen
an
der
Außenseite
des
Schiffes
heruntergelassen
und
pinseln,
während
1
m
unter
unseren
Füßen
das
Wasser
vorbeirauscht.
Die
Arbeit
macht
Spaß.
Sind
jetzt
im
NO-Passat.
Etwa
7°
Nord.
Bisher
keine
Flaute
mehr.
Frische
Kartoffeln
sind
alle.
Es
gibt
nur
noch
Büchsenkartoffeln.
Vom
übrigen
Proviant
ist
auch
schon
verschiedenes
alle,
z.B.
Marmelade,
Käse,
Wurst,
Leimius
so geschrieben statt "Lime Juice" (Limettensaft).
(geschr.
Donnerstag,
15.12.27) |
Sind
heute
auf
19°16'
Nord,
also
bald
am
Ende
des
Passat.
Bald
kommt
der
Nordatlantik.
Da
haben
die
Offz.
mehr
zu
tun,
als
den
schlafenden
Leuten
die
Beine
zusammenzubinden
und
anderen
Unfug
zu
treiben.
Die
kühleren
Nächte
verhindern
auch,
daß
der
Flötentörn
einschläft
und
infolgedessen
die
ganze
Bande
den
Wachwechsel
verschläft. Gestern
haben
wir
die
neue
Logge
angebracht.
Die
alte
hatte
ein
Hai
abgebissen.
Es
wird
wieder
flauer.
Machen
nur
etwa
4
sm.
(geschr.
am
Mittwoch
21.12.1927) |
Wir
kommen
nur
sehr
langsam
vorwärts.
Machen
nur
etwa
3
sm,
denn
wir
haben
eine
mächtige
Dünung
gegen
uns.
Trotz
des
bisher
noch
schönen
Wetters
haben
wir
schon
Vorbereitungen
für
den
Nordatlantik
getroffen.
Die
Netze
an
der
VerschanzungFOTO
und
die
Strecktaue
auf
dem
Vor-
und
Achterdeck
sind
gespannt.
Die
Offiziere
haben
mächtigen
Respekt
vor
dem
Nordatlantik.
Es
ist
ja
das
Gegenstück
zu
der
Westwindzone
auf
der
Südhalbkugel.
Der
Nordatlantik
kann
im
Winter
fast
so
hart
sein,
wie
Kap
Horn.
Und
wir
haben
jetzt
Winter! Heute
ist
der
1.
Weihnachtsfeiertag.
In
der
Back
steht
auf
jedem
Tisch
ein
kleiner
Weihnachtsbaum.
Rechte
Weihnachtsstimmung
herrscht
nur
am
hl.
Abend
für
einige
Augenblicke,
am
Anfang
der
kleinen
Feier.
Wir
bekamen
vom
Kapitän
eine
große
Back
voll
Punsch,
von
dem
jeder
genügend
trinken
konnte,
und
6
kleine
Pfefferkuchen
pro
Mann.
Wir
sangen
die
üblichen
Weihnachtslieder,
und
der
Kapitän,
der
einen
Augenblick
bei
uns
war,
hielt
eine
kleine
Ansprache
etwa
folgenden
Inhalts:
Zunächst
gratulierte
er.
Dann
sprach
er
seine
ziemliche
Zufriedenheit
mit
der
Besatzung
aus,
mit
dem
Wunsch
allerdings,
daß
es
noch
besser
werden
müßte,
denn
wir
hätten
noch
den
schlimmsten
Teil
der
Reise,
den
Nordatlantik,
vor
uns.
Nun
sollten
wir
feiern,
so
gut
es
eben
ging.
Dan
trank
er
noch
ein
Glas
auf
das
Wohl
der
Lieben
zu
Hause
und
ging.
Nachdem
er
fort
war,
feierten
wir
weiter,
indem
wir
abwechselnd
sangen
und
tranken.
Am
Donnerstag
hatten
wir
Flaute.
Diese
Flaute
benutzten
wir,
um
sämtliche
Segel
umzuschlagen.
Es
war
ein
Tag
schwerer
Arbeit,
aber
wir
sind
an
einem
Tag
fertig
geworden.
(geschr.
am
Sonntag,
d.
25.12.1927) |
Für
die
winterlichen
Schlechtwetterreisen
durch
den
Nordatlantik
werden
immer
die
besten
Segel
genommen,
oft
eine
ganze
neue
Garnitur.
Wir
haben
sie
deshalb
alle
ausgewechselt,
denn
sie
werden
viel
auszuhalten
haben.
Ein
Jungmann
hat
ein
Geschwür
im
Hals
und
droht
zu
ersticken.
Unser
1.
Offz.
funkt
um
Hilfe.
Einige
Schiffe
melden
sich.
Als
sie
aber
hören,
daß
sie
ev.
ihre
Route
ändern
und
dadurch
Zeit
verlieren
sollten,
bricht
der
Funkverkehr
ab.
Es
ist
unverantwortlich,
auf
einem
Schiff
mit
70
Mann
Besatzung
keinen
Arzt
anzustellen.
Es
ist
zwar
Vorschrift,
aber
die
arme
Reederei
Laeisz
kann
die
Kosten
für
einen
Arzt
nicht
aufwenden.
Und
so
wird
es
geduldet.
Der
1.
Offz.
hat
zwar
ein
medizinisches
Patent,
aber
das
reicht
für
die
üblichen
Unfälle,
Knochenbrüche,
Prellungen
u.dgl.,
aber
nicht
für
schwierige
Fälle.
Viele
neigen
sogar
zu
der
Ansicht,
daß
ein
Seemann
bei
der
gesunden
Seeluft
eben
nicht
krank
werden
darf.
Wenn
doch,
dann
simuliert
er
wahrscheinlich.
Jetzt
müssen
wir
in
der
Freiwache
sogar
an
Deck
arbeiten.
Andere
Segler
mit
20
Mann
Besatzung schaffen
ihre
Arbeit,
aber
wir
mit
unseren
70
Mann
können
die
Arbeit
nicht
bewältigen.
Es
arbeitet
zuweilen
die
halbe
Freiwache
an
Deck,
und
zwar
2-3
Stunden.
Ist
das
nötig
und
auf
einem
2-Wachen-Schiff
überhaupt
gestattet?
Es
ist
auch
schon
zum
wiederholten
Male
vorgekommen,
daß
wir
in
der
Freiwache
gezwungen
wurden,
Zeugwäsche
zu
machen.
In
den
Tropen
war
es
genauso.
Selbst
sonntags
mußten
wir
arbeiten.
Einige
mußten
3
Stunden
malen,
andere
wurden
in
der
Freiwache
zum
Deckölen
rausgeholt.
Die
Herren
Offiziere
können
es
nicht
sehen,
wenn
wir
mal
einen
Tag
lang
nichts
tun,
selbst
am
Sonntag.
Da
ist
hier
ein
bißchen
zu
tun,
und
da
etwas
zu
tun.
Wenn
es
auch
nicht
lange
dauert,
aber
getan
muß
etwas
werden.
Die
Fock
ein
wenig
dumpen,
die
Schoten
ein
bißchen
durchholen
usw.
Man
traut
sich
kaum
die
Uniform
anzuziehen.
Wir
sind
kein
Schulschiff.
In
keiner
Beziehung
ist
an
Bord
etwas
davon
zu
merken.
Als
sich
einer
mal
Kadett
nannte,
wurde
er
ausgelacht.
Aber
die
500,-
Ausbildungsgeld
durfte
man
bezahlen.
Nur
an
Land
sind
wir
„Kadetten“.
Da
heißt
es
„Kadetten“
und
„Stammbesatzung“.
Da
wird
dann
Eindruck
geschunden,
und
Reklame
gemacht.
Ich
muß
aber
zugeben,
daß
man
auch
etwas
für
uns
getan
hat:
Die
Einladung
der
deutschen
Kolonie,
die
Besichtigung
der
Salpetermine,
die
laufende
Benachrichtigung
unserer
Angehörigen
über
Schiffsstandort
und
Gesundheitszustand
der
Besatzung.
Hatten
fast
2
Wochen
lang
schwache
Brise,
so
daß
wir
nur
4
höchstens
5
sm
liefen.
Seit
gestern
nachmittag
aber
haben
wir
stürmischen
Wind.
Laufen
schon
beinahe
2
Tage
lang
10-12
sm.
Sind
bei
den
Azoren.
Wir
wollen
zwischen
den
Inseln
durchfahren.
Jetzt
wird
feste
geknüppelt.
Die
Segel
sind
neu,
also
wird
so
schnell
kein
Segel
weggenommen.
Wir
haben
eine
tüchtige
Schlagseite,
aber
es
stehen
sämtliche
Sewgel.
Die
Verschanzung
rauscht
durchs
Wasser.
Immer
wieder
schwappt
die
See
mit
einem
rauschenden
Schwall
von
Wasser
über
die
Verschanzung
auf
Deck.
Wer
über
das
Deck
laufen
will
-
oder
muß
-,
hangelt
sich
an
den
Strecktauen
längs
Deck,
wobei
ihn
oft
genug
ein
Brecher
überrascht,
der
das
Achterdeck
unter
Wasser
setzt.
Dan
muß
man
irgendwie
hochspringen
oder
ein
Bein
anziehen.
Wenn
das
nicht
gelang,
stand
man
bis
zu
den
Knien
im
gurgelnden
Wasser.
Wenn
man
Pech
hatte,
wurde
man
umgerissen
oder
gar
irgendwo
gegengeschleudert.
(geschr.
am
Freitag,
d.
30.12.27)
|
Unsere
Sylvesterfeier
bestand
darin,
daß
jeder
von
uns
2
Pfannkuchen
(Berliner
Bezeichnung
für
„Berliner“)
bekam
und
gleich
aufaß.
Neujahr,
diesmal
Sonntag,
ist
vollkommen
verregnet.
Es
regnete
den
ganzen
Tag
fast
ohne
Unterbrechung.
Dabei
hatten
wir
stürmischen
Wind
und
eine
Fahrtgeschwindigkeit
von
13
sm.
Der
starke
Regen
behinderte
aber
die
Sicht,
so
daß
wir
während
der
ganzen
Wache
„klar“
standen,
d.h.
in
Alarmbereitschaft.
Das
Ölzeug
war
wieder
einmal
durchgeregnet,
aber
wir
waren
guter
Stimmung,
denn
das
Schiff
flog
dahin,
und
es
ging
heimwärts.
Abends
flaute
der
Wind
ab,
und
am
Montag
hatten
wir
die
schönste
Flaute,
die
bis
heute
andauert.
Wir
sind
etwa
in
der
Höhe
von
Kap
Finisterre. Wenn
viel
Wasser
an
Deck
ist,
dann
tritt
die
Wache
auf
den
Ladeluken
an.
Die
zum
Laderaum
führende
Luke
ist
etwa
1
m
hoch.
Da
ist
man
vor
überkommenden
Brechern
einigermaßen
gesichert. Heute
hatten
wir
ein
kleines
Manöver.
Es
pfiff:
„Alle
Mann
mit
Schwimmwesten
bei
den
Booten
antreten!“.
Alles
lief
zu
den
Kästen,
band
sich
eine
Schwimmweste
um
und
lief
zu
seinem
Rettungsboot.
Als
alles
da
war:
-
wegtreten! (geschr.
am
Dienstag,
3.1.1928) |
Nach
2
Tagen
regelrechter
Flaute
briste
es
wieder
auf.
Wir
fahren
wieder
10-12
sm.
Der
Seegang
ist
zuweilen
so
stark,
daß
wir
wieder
am
Ruder
festgelascht
sind.
Das
Schiff
rauscht
durch
die
aufgewühlte
See.
Trotzdem
es
noch
warm
ist,
wird
die
Margarine
wieder
hart,
während
sie
in
den
Tropen
zerlaufen
war
wie
Wasser.
Auch
das
Trinkwasser
ist
wieder
genießbar.
Im
Passat
war
es
so
lau,
daß
man
es
kaum
trinken
konnte.
Im
Passat
hatten
wir
40-45°
in
der
Sonne.
Frischwasser
-
zum
Trinken
und
Waschen
-
ist
eine
kostbare
Sache.
Mit
Waschwasser
wurde
hauptsächlich
auf
der
Ausreise
so
gespart,
daß
wir
uns
öfter
mit
Kaffee
gewaschen
haben,
um
wenigstens
saubere
Hände
zu
bekommen.
Mit
Seewasser
kann
man
sich
nicht
waschen.
Die
Seife
schäumt
nicht.
Der
Süßwassertank
war
mit
einem
Extraschloß
besonders
gesichert,
damit
niemand
heimlich
rangehen
konnte.
Jetzt
haben
wir
manchmal
wieder
tagelang
feuchte
Sachen
an.
Der
vorherrschende
Westwind
macht
die
Luft
vollkommen
feucht,
selnst
wenn
er
ausnahmsweise
mal
ein
paar
Tage
keinen
Regen
bringt.
Unser
Petroleum
ist
beinahe
alle.
Die
Lampen
sind
uns
entzogen.
Wir
haben
Kerzen
bekommen.
Ich
bin
seit
3
Wochen
wieder
in
mein
altes
Amt
als
Lampentrimmer
eingesetzt.
Gestern
kamen
wir
der
„Priwall“Schwesterschiff
der
„Padua“
auf
Sehweite
nahe.
Sie
fuhr
6
Wochen
vor
uns
aus
Hamburg
ab,
hatte
aber
immer
ungünstigen
Wind,
so
daß
wir
sie
hier
eingeholt
haben.Heute
ist
sie
auch
noch
zu
sehen,
liegt
aber
schon
achteraus.
Es
ist
ein
richtiges
Wettsegeln,
aber
wir
sind
schneller,
weil
die
„Padua“
besser
läuft.
Die
„Priwall“
ist
der
3.
Großsegler,
den
wir
auf
dieser
Reise
sehen.
Sind
voraussichtlich
morgen
im
Kanal,
d.h.
bei
Kap
Lizard
(Lands
End).
(geschr.
am
Freitag,
d.
6.1.1928) |
Die
See
nimmt
grünliche
Färbung
an.
Das
geht
auffallend
schnell.
Wir
nähern
uns
der
englischen
Küste. Am
10.1.
morgens
6
Uhr
kam
das
Feuer
von
Kap
Lizard
in
Sicht.
Wir
wären
noch
2
Tage
früher
hier
gewesen,
hätten
wir
nicht
2
Tage
lang
Flaute
gehabet.
Jetzt
laufen
wir
wieder
10-12
sm.
Mit
rasender
Fahrt
-
über
13
sm
-
geht
es
durch
den
Kanal.
Also:
morgens
6
Uhr
„Kap
Lizard“
-
nachmittags
Feuer
von
„Start
Point“
-
nachts
darauf
Feuer
von
„Bill
of
Portland“
-
nächsten
Morgen
„Isle
of
Wight“
-
mittags
querab
„Beachy
Head“
-
nachmittags
„Dungeness“
-
knapp
2
Stunden
später
„Dover“
und
„Calais“.
Noch
ein
Nachtrag:
Als
wir
Kap
Lizard
passierten,
rief
uns
die
dortige
Funkstelle
immer
mit
„Priwall,
Priwall“
an.
Da
die
Priwall
ja
vor
uns
ausgelaufen
war,
erwartete
man
sie
auch
als
erste
zurück.
Und
da
unsere
4
Schwesterschiffe
(Pamir,
Passat,
Priwall,
Padua)
alle
genau
gleich
aussahen,
hatte
man
den
Irrtum
nicht
gleich
bemerkt. Es
wird
eng
im
Kanal.
Wir
müsen
die
Fahrtgeschwindigkeit
vermindern
und
nehmen
Royals
und
Oberbramsegel
weg.
Großsegel
und
Bagien
sind
schon
fest. Am
anderen
Tag
sind
wir
in
der
Nordsee.
Am
Tag
zuvor
war
uns
zwar
Windstärke
10
gemeldet
worden,
aber
es
flaute
schnell
ab.
Laufen
etwa
8
sm. (geschr.
am
11.1.1928,
Mittwoch) |
Am
Donnerstag
morgens
1
Uhr
erreichen
wir
die
Elbmündung
und
beginnen,
die
Segel
wegzunehmen.
Wir
erwarten
den
Schlepper. Er
kommt
aber
nicht.
Deshalb
lassen
wir
um
3.20
Uhr
den
Anker
fallen.
Morgens
um
6
Uhr
kommt
dann
der
Schlepper
und
nimmt
uns
auf
den
Haken.
Um
ihm
die
Arbeit
zu
erleichtern
und
um
schneller
nach
hamburg
uz
kommen,
Setzen
wir
einige
Segel.
Aber
da
fuhren
wir
zu
schnell,
und
der
Schlepper
hatte
Mühe
mitzukommen.
Die
Schlepptrosse
begann
durchzuhängen,
und
der
Schlepperkapitän
beschimpfte
uns. Bei
Stade
treffen
wir
plötzlich
eine
Unmenge
Eis.
Die
ganze
Elbe
und
der
Hamburger
Hafen
sind
vereist.
Um
8
Uhr
abends
passieren
wir
die
Landungsbrücken.
Es
ist
schon
dunkel
und
sehr
kalt.
Deshalb
waren
sie
leider
sehr
wenig
belebt.
Man
winkt
uns
schweigend
zu. Wir
machen
im
Segelschiffhafen
fest.
Um
1/2
12
Uhr
nachts
ist
Ausscheiden.
Die
Reise
ist
beendet. (14.1.1928,
Sonnabend) |
Am
nächsten
Tag
treten
Jungens
und
Jungmänner
auf
dem
Hochdeck
an.
Ein
Vertreter
der
Reederei
erscheint
zur
Begrüßung.
Nach
einer
kurzen
Ansprache
mit
betont
fröhlicher
Stimme
ruft
er
uns
dann
die
Suggestivfrage
zu:
„Na
Jungens,
es
hat
Euch
doch
allen
gefallen,
nicht
wahr?“.
Und
prompt
brüllt
alles:
„Jawohl!“FOTO
Ich
habe
Bordwache
und
stehe
an
Deck.
Es
ist
eiskalt
und
dunkel.
Nur
aus
dem
Bullauge
der
Back
fällt
ein
trüber
rötlicher
Schimmer.
Aber
das
Dämmerlicht
der
Petroleumlampe
genügt
den
beiden,
die
da
drin
sind.
Der
Bochumer,
der
schon
während
der
Seemannsschulzeit
in
einem
Hamburger
Schwimmverein
war,
hat
Besuch.
Ein
Mädchen
aus
dem
Schwimmclub.
Er
kommt
heraus
und
erzählt
mir,
das
Mädchen
sei
aus
anständigem
Hause,
aber
sie
habe
eben
Männer
sehr
gern.
Wenn
ich
wollte,
könnte
ich
auch
ihre
nähere
Bekanntschaft
machen.
Aber
ich
verzichte.
Am
18.
Januar
werde
ich
zum
Jungmann
befördert
und
erhalte
das
Angebot,
als
solcher
die
nächste
Reise
der
„Padua“
mitzumachen.DOKUMENT
Wir
bekommen
3
Wochen
Urlaub,
die
ich
benutze,
um
mich
wieder
auf
meiner
alten
Schule
anzumelden.
Ich
will
erst
das
Abitur
nachmachen.
Ich
habe
die
Seefahrt
vorerst
aus
3
Gründen
aufgegeben:
1.
Die
Berufsaussichten
waren
schlecht.
Die
Weltwirtschaftskrise
hatte
auch
die
Handelsschiffahrt
getroffen.
Der
Hamburger
Hafen
lag
voll
von
Schiffen,
die
keine
Ladung
fanden.
Offiziere
fuhren
als
Matrosen,
um
überhaupt
einen
Arbeitsplatz
zu
haben.
2.
Die
Beförderungsaussichten
für
Abiturienten
waren
doch
besser.
Die
Aussage,
daß
jeder
Matrose
auch
Kapitän
werden
konnte,
war
zwar
nicht
falsch,
aber
doch
mehr
Werbung.
Die
Praxis
sah
anders
aus.
3.
Gefiel
mir
die
lange
Abwesenheit
von
Hause
nicht.
Das
gab
Schwierigkeiten
für
Eheleute.
Ein
richtiges
Familienleben
gab
es
für
einen
Seemann
eigentlich
überhaupt
nicht.
Ich
hatte
den
Gedanken
an
die
Rückkehr
zur
Seefahrt
noch
nicht
ganz
aufgegeben.
Eine
ganze
Sammlung
von
Mißständen
an
Bord,
die
ich
während
der
Reise
zusammengestellt
hatte,
um
sie
als
Beschwerde
an
die
Reederei
zu
schicken,
habe
ich
zurückgehalten
in
dem
Gedanken,
daß
sie
mir
bei
einer
ev.
Rückkehr
von
Nachteil
sein
könnten.
|
Hier
noch
die
Positionen
der
„Padua“.
Ich
habe
sie
mir
immer
vom
Burschen
des
Kapitäns
geben
lassen,
der
sie
beim
Kapitän
abschrieb.
DOKUMENT
DOKUMENT
Karte mit eingetragenen Positionen
|
Großtopp.
Toppmatrose:
Obermatrose
Burmester
Kreuztopp.
Toppmatrose:
Matrose
„Franz“,
Matrose
„Meister“
Beck,
Leichtmatrose
Franz
Vollmer
(auf
der
nächsten
Reise
ins
Meer
gespült.)
Jungmänner:
Harald
Laage
(mein
ehem.
Klassenkamerad),
von
Lattorf,
Stemmler
Jungen:
Pommerehne,
Sturm,
|
Nachwort.
Dieses
Tagebuch
habe
ich
1927
als
17jähriger
Schiffsjunge
geschrieben.
55
Jahre
später
(1982)
lese
ich
einige
Bücher
über
die
alten
Windjammer
und
finde
darin
alles
bestätigt,
was
ich
damals
an
Erlebnissen,
Gedanken
und
Gefühlen
in
meinem
Tagebuch
aufgezeichnet
habe.
Hier
einige
Passagen:
......
knurrige,
erboste
Seeleute,
die
oft
genug
um
ihre
Freiwache
kommen...
......
Der
Koch,
während
der
ganzen
Reise
Zielscheibe
der
Unzufriedenheit...
......
Die
Jungen
und
Jungmänner,
fast
noch
Kinder,
aber
tapfer
und
lachend,
weil
sie
die
Gefahr
noch
nicht
in
ihrer
Größe
erkennen...
......
Reederei
und
Kapitän
dringen
auf
möglichst
kurze
Hafenliegezeiten,
weil
sie
kostspielig
sind...
......
Die
schnellen
Reisen
werden
in
Zeitungen
und
Büchern
mit
hohem
Lob
bedacht,
nautisches
Können
der
Kapitäne,
die
gute
seemännische
Ausbildung
der
Besatzung
und
die
charakterlichen
Eigenschaften
aller...
......
Aber
eine
Knochenmühle
bleibt
es
doch,
und
die
Schinderei,
vor
allem
der
Jungen,
wird
dadurch
nicht
geringer.
Es
bleibt
aber
ein
Trost:
Der
Stolz
nach
beendeter
Rekordreise.
Man
flucht
entsetzlich,
aber
hinterher
ist
man
doch
stolz
auf
die
Leistung...
......
Die
Verpflegung
war
saumäßig
schlecht.
Verdorbenes
Fleisch,
verfaulter
Käse,
aber
man
war
jung
und
nahm
vieles
in
Kauf...
......
Über
das
Leben
der
Männer
an
Bord
der
Windjammer
ist
schon
viel
gesagt
und
geschrieben
worden.
Dieses
Leben
war
schwer,
und
es
war
in
vielem
unsagbar
entbehrungsreich.
Es
war
hart
vom
ersten
Tage
an.
Es
war
aber
auch
ein
Leben
voller
Risiken,
voller
tödlicher
Gefahren,
die
imer
da
waren,
selbst
bei
schönstem
Wetter,
im
bravsten
Passat...
......
Jeder
Junge,
der
um
Kap
Horn
gesegelt
ist,
hat
viel
zu
erzählen,
aber
es
gibt
nur
noch
wenige
Zuhörer,
die
wirklich
wissen,
wovon
er
spricht.
Die
meisten
alten
„Teerjacken“,
die
noch
auf
den
großen
Segelschiffen
gefahren
sind,
sind
tot,
und
die
heutigen
Schiffsbesatzungen
sind
keine
Seeleute
mehr...
......
Du
meine
Güte
-
wenn
ich
heute
von
Freizeitproblemen
an
Bord,
von
Aggressionsstau,
Kommunikationsmängeln
und
Kontaktschwierigkeiten
höre,
muß
ich
lächeln.
Ich
bin
auf
den
letzten
Segelschiffen
gefahren.
Bei
einer
84-Stundenwoche
gab
es
keine
Freizeitprobleme.
Die
tägliche
Arbeitszeit
betrug
durchschnittlich
12
Stunden,
sonn-
und
feiertags
inbegriffen.
Wir
schliefen
keine
Nacht
ungestört,
mußten
nach
4
Stunden
schon
wieder
aus
der
Koje
raus,
und
manchmal
kamen
wir
erst
gar
nicht
hinein.
Meinungsverschiedenheiten
wurden
stehenden
Fußes
beglichen.
Hundert
Tage
auf
See
und
noch
mehr,
abgeschnitten
von
der
Welt...
aber
ich
habe
mich
nicht
einen
einzigen
Tag
gelangweilt.
Unsere
Bewegungsfreiheit
begann
1
1/2
m
über
Wasser
und
endete
50
m
über
Deck:
Eine
Hand
für
dich,
eine
Hand
für
das
Schiff.
Wer
runterfällt,
ist
selber
schuld.
Wir
träumten
von
frischem
Obst
und
bekamen
nicht
einmal
frische
Kartoffeln.
Ein
tröpfelnder
Wasserhahn
erscheint
mir
pure
Verschwendung
angesichts
der
winzigen
Wasserrationen,
mit
denen
wir
uns
und
unsere
Kleidung
säubern
mußten.
Ist
es
eine
Kleinigkeit,
wenn
ein
Mann
an
Blinddarm
erkrankt
und
kein
Schiff
und
kein
Funkarzt
in
der
Nähe
ist?
Oder
wenn
in
den
„brüllenden
Vierzigern“
2
Mann
gleichzeitig
über
Bord
gespült
werden?
Ist
der
Mensch
wirklich
das
Maß
aller
Dinge?
Wie
glasklar
funkeln
in
den
hohen
Breitengraden
des
Südens
die
Sterne
über
dem
dunklen
Ozean,
der
sich
unendlich
einsam
wie
im
Zustand
der
Schöpfung
von
Horizont
zu
Horizont
dehnt.
Eine
Domäne
der
Wale,
die
man
seitdem
fast
ausgerotet
hat,
und
der
Albatrosse,
die
man
von
ihren
Brutplätzen
vertreibt.
In
unserer
84-Stundenwoche
hatten
wir
für
alles
dieses
ein
Auge
und
erlebten
unvergeßliche
Nächte
im
Passat
und
Sonnentage,
an
denen
einem
das
Herz
aufging...
......
Das
Romantische
ist
meist
von
außen
in
die
Segelschiffahrt
hineingetragen
worden.
Romantisch
war
sie
wohl
zeitweilig,
ja,
aber
selten.
Meist
war
sie
hart,
fast
heroisch,
wie
einer
mal
gesagt
hat.
Das
Leben
war
mühselig
und
unsicher,
die
Arbeit
voller
Gefahren...
E
n
d
e
.
Die
nächste
Reise
der
„Padua“,
die
ich
als
Jungmann
mitmachen
sollte,
wurde
eine
Unglücksreise.
|
Arbeitsverteilung
während
der
Reise
- Nordsee: Vorbereitungen
für
den
Kanal.
Erlernen
sämtlicher
Taue,
ihrer
Funktionen
und
Standorte.
Einführung
in
leichtere
Arbeiten.
Uns
wurde
das
Gordings-Abstoppen
gezeigt.
Sind
den
Matrosen
zugeteilt,
um
ihnen
zu
helfen.
- NO-Passat: Brassen
tranen,
Wanten
und
Fußpferde
sowie
alles
andere
Tauwerk
teeren.
Roststechen
auf
der
Reeling.
- SO-Passat: Spannschrauben
versehen.
Farbe
waschen.
Roststechen
und
männigen
und
teilweise
malen.
- Kap
Horn: Koks
klopfen
(in
der
Ladung).
Kabelgarns
drehen.
- Westküste: Vorbereitungen
für
die
Küste.
Zwischen
den
einzelnen
Häfen
Lade-
und
Löschgeschirr
aufbringen
bzw.
abnehmen.
Arbeiten
in
der
Ladung.
- Kap
Horn: Boote,
Laufbrücke
Skylights
scheuern
(wenn
Zeit)
- SO-Passat: Das
ganze
Schiff
gemalt.
- NO-Passat: Das
ganze
Deck
gescheuert
(auf
den
Knien
rutschend,
mit
einem
Backstein
in
den
Händen).
An
einem
Tag
sämtliche
Segel
umgeschlagen.
|
(Nachtrag
auf
einem
Zettel)
Einige
Männer
der
Wache,
die
(im
Passatgürtel)
bei
Voll-Mondschein
an
Deck
schliefen,
hatten
beim
Erwachen
eine
geschwollene
Backe.
Die
Schlangenlinie
des
Kielwassers
verriet
den
schlechten
Rudergänger,
der
den
Kurs
nur
mit
Mühe
einhalten
konnte.
„Besanschot
an!“
der
Ruf
zum
Schnapsempfang
bei
Kap
Horn.
Bei
starkem
Seegang:
Spülung
von
unten!
Der
starke
Seegang
preßte
das
Meerwasser
in
das
Abwasserrohr
nach
oben,
so
daß
es
wie
1
Fontäne
aus
dem
Klobecken
sprudelte.
Wenn
man
drauf
saß,
sparte
man
Papier.
2
Haltegriffe
an
den
Seitenwänden
der
Toilette
verhinderten,
daß
man
bei
Sturm
vom
Becken
rutschte.
(Mein
Vater
hat
mir
noch
folgende
Episode
erzählt:)
Er
hatte
eine
Arbeit
zu
erledigen
gehabt
und
meldete
dem
Bootsmann:
„Bin
fertig!“ Der
antwortete:
„Putz
Dich
ab!“
-
Bei
der
Vielzahl
der
Aufträge, die
er
zu
verteilen
hatte,
konnte
er
sich
unmöglich
merken, wem
er
was
aufgetragen
hatte. Vater
hätte
melden
müssen,
womit
er
fertig
war.
|
|