20. August 1941

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Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Chronik 40–45

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

Chronik 45–49

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

English
GEO INFO
Jefimowka Karte — map

Nächster Tag. Ortswechsel. Wir schwingen uns auf unsere Fahrräder und durchqueren den Wald auf demselben Weg, den wir den Kolonnen gewiesen haben. Dann folgen wir dem sandigen Weg bis zum nächsten Dorf (Jefimowka). Es ist wieder ein heißer Tag.[1] Wir sitzen in der Stube eines Bauernhauses. Wie bei vielen russischen Bauernhäusern, kann man auch hier die Fenster nicht öffnen, weil die Rahmen mit den Fensterscheiben fest eingesetzt sind. Es sind Doppelfenster. Zwischen den beiden Scheiben liegt, im unteren Teil, eine handbreite Schicht Sägemehl gegen Zugluft. In manchen Häusern hat man in das Sägemehl noch künstliche Blumen gesteckt. In der Stube ist es sehr warm, und es wimmelt von Fliegen. Von Zeit zu Zeit werden sie von der Tochter mit einem grünen Zweig zur Tür hinausgewedelt. Als ich einmal von draußen hereinkomme und die Tür nicht gleich schließe, springt das Mädchen zur Tür, schließt sie ostentativ und wirft mir einen strafenden Blick zu. Ich habe sofort verstanden: Die Fliegen kommen herein! Auch deshalb kann man im Sommer die Fenster nicht öffnen, und im Winter wegen der Kälte schon gar nicht. Also macht man sie gleich dicht. Allerdings habe ich auch Fenster gesehen, deren oberen Teil man öffnen konnte.[2]

Wir haben den Standort gewechselt und stehen jetzt wie verloren an einer einsamen Wegekreuzung mitten in der weiten, eintönigen Landschaft. Ich blicke rundum über das Land. Bis zum Horizont dehnt sich die braune Steppe, flach und eben wie ein Tisch. Wohin der Blick auch wandert, überall nur braunes, trockenes Gras. Kein Baum, kein Strauch, kein Punkt, an dem sich das Auge in dieser grenzenlosen Ebene festhalten könnte. Man kann sich eines bedrückenden Gefühls der Einsamkeit und Verlassenheit nicht erwehren. So mag auch den Russen zumute sein, denen sich beim Anblick dieser trostlosen Einsamkeit und Eintönigkeit die Schwermut ins Herz senkt. Selbst die beiden Wege, die sich nach weitschweifigen Windungen am Horizont verlieren, können das Gefühl der Leere nicht auslöschen. Wir stehen an dem Punkt, an dem sich diese beiden Wege kreuzen. Hier steht ein hoher Pfahl, der wie ein indianischer Totempfahl in die Höhe ragt und mit Richtungsschildern und Einheitssymbolen benagelt ist. Neben diesem Mast haben wir unser Zelt aufgeschlagen. Der Pfahl und das Zelt sind die einzigen Anzeichen menschlichen Lebens in dieser öden Steppe. Wir liegen hier mit einem Leutnant und drei Unteroffizieren ••• S. 40 •••und warten auf unsere Regimenter. Auch dieser Leutnant war mit mir in Jasło noch als Feldwebel zusammen. Anfangs hatten wir noch etwas zusammengehalten. Ich besorgte nach Erreichen unseres Tageszieles immer Milch, Eier und Brot und teilte mit ihm. Als ich aber merkte, dass er dies beinahe als selbstverständlich ansah und anfing, sich bedienen zu lassen, ließ ich ihn sitzen. Als Führer der Gruppe teilt er immer die Wachen ein und nimmt sich jedesmal die erste Abendwache, so dass er dann die ganze Nacht schlafen kann. Die Unteroffiziere begannen zu murren, natürlich in seiner Abwesenheit. Daraufhin machte ich ihn auf sein egoistisches Verhalten aufmerksam und forderte einen Wechsel im Wachdienst. Das tat er dann auch, aber seitdem kann er mich nicht mehr leiden.


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  1. Auch das KTB 257. I.D. (NARA T-315 Roll 1802 Frame 000832) vermerkt „heißer Sommertag“.
  2. Fortotschka: kleine Oberklappe am Fenster (einzige Öffnung) notierte der Autor auf einem beigelegten Zettel.