24. Dezember 1944
Feldpostbriefe/Rotkreuzkarten | ||||
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✉ an Eltern (maschinengeschrieben) |

24.12.44. Heiliger Abend in Danzig. Es ist dunkel. Ich gehe von einem Zug zum anderen, um an ihren Weihnachtsfeiern teilzunehmen. Bei jedem Zug halte ich eine kurze Ansprache. Zuletzt bin ich beim 1. Zug. Hier überreicht mir zu meiner großen Überraschung der Zugführer, Leutnant Harms, ein Weihnachtsgeschenk der Kompanie. Es ist ein Buch von Ludwig Thoma und ein sehr schöner Kupferstich vom Danziger Krantor.
Inzwischen ist es 23 Uhr geworden, und ich gehe noch ins Kasino herüber, wo wir Offiziere noch ein wenig beisammen sein wollen. Ich nehme ein Päckchen von Carolas herrlichen Keksen mit, die heute mit der Post gekommen waren. Es sind die einzigen Kekse, die ich an diesem Weihnachtsfest esse, denn von den Riesenmengen an Backwerk, die die Kompanie erhalten hat, habe ich keinen einzigen Krümel abbekommen, weil ich den ganzen Tag unterwegs war und die Verteiler die Sachen nur an die Züge und den Kompanietrupp ausgegeben haben. Nun sitzen wir im Kasino zusammen. Der Bataillonskommandeur, sein Adju, der O.O. und wir vier Kompanieführer. Ich biete meine Kekse an, die besonders beim Kommandeur Anklang finden. Nach dem Trubel des Tages empfinden wir die Stille des Raumes, in ••• S. 229 •••dem wir sitzen, als besonders wohltuend. Es wird wenig gesprochen, aber es liegt eine warme und herzliche Stimmung über unserem Beisammensein. Wir sind alle rechtschaffen müde, und deshalb dehnen wir unsere Feier auch nicht allzu lange aus.
Ich habe noch ein großes Paket mit überflüssigen Sachen gepackt, das ich nach Cammin schicken will. Darunter meinen dicken Fahrermantel und die Weihnachtsgeschenke der Kompanie. Der Danziger hat sich erboten, es mit nach Hause zu nehmen. Seine Frau will es dann zur Post bringen.
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