9. Dezember 1944

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Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Inhaltsverzeichnis

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

Chronik

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

English
GEO & MIL INFO
Truppenübungsplatz Wandern, Narviklager Karte — map
Groß Kirschbaum Karte — map
Kompanie-Führer 3./Korps-MG-Btl. Berlin

16.12.:   Ardennenoffensive  

Feldpostbriefe/Rotkreuzkarten
✉ an Eltern
Impressionen vom Lager am Truppenübungsplatz Wandern; das Narviklager lag allerdings abseits und war ein Barackenlager
Der Autor notierte: Nächstes Städtchen: Zielenzig

Am nächsten Morgen habe ich bereits meinen Abstellungsbefehl in der Hand. Wenn diese Etappengesellschaft immer so schnell arbeiten würde, stünde es um manchen Übelstand besser. Ich gehe noch einmal zu unserem Standortpfarrer, um die heiligen Sakramente zu empfangen. Anschließend sitzen wir noch im Gespräch beisammen, wobei ich ihn vor dem hinterhältigen „Querschießer“ im Bataillon warne, der den Gottesdienst sabotieren möchte.

Dann nehme ich mein Gepäck auf und begebe mich zum Bahnhof. Ich scheide ohne Bedauern. Meseritz wird mir ewig in denkbar schlechter Erinnerung bleiben. Hier habe ich nur Nackenschläge vom Schicksal erhalten. Ich schüttele buchstäblich den Staub von den Füßen, und besteige den Zug, der mich hoffentlich für immer aus dieser Stadt hinausführt. Auf Nimmerwiedersehen!

9.12.1944, Truppenübungsplatz Wandern[1]. Ich melde mich befehlsgemäß beim Stab der 257. Volksgrenadierdivision. Ein Läufer bringt mich dann zu einer Baracke, in die schon zahlreiche Offiziere eingezogen sind. Und wie ich die Kameraden so der Reihe nach begrüße, fällt mein Blick auf ein altbekanntes Gesicht: Leutnant von Arnim! Das ist ein frohes Wiedersehen.

Heute ist Vorstellung beim Ia[2] der Division. Er erklärt, dass die Division für den Einsatz im Westen bestimmt ist. Er fragt mich nach meiner bisherigen Dienststellung, Auszeichnungen, Alter. Da stutzt er: 34 Jahre? Ein bisschen alt. Aber er fügt hinzu: „Aber Sie haben ja Aussicht, bald Oberleutnant und dann Hauptmann zu werden!“ Er entschließt sich dann aber doch für einen Jüngeren.

Gleichzeitig mit der 257. Volksgrenadierdivision wird noch ein Korps-MG-Bataillon aufgestellt, das ebenfalls für den Westen bestimmt ist. Es trägt den Namen „Korps-MG-Bataillon Berlin“.[3] Hier werde ich als Kompanieführer der 3. Kompanie eingesetzt und löse den bisherigen Kompanieführer ab. Ich habe in meiner Kompanie noch einen Offizier, einen frisch gebackenen Leutnant, der den 1. Zug führt. Bataillonsführer ist ein zierlicher Hauptmann, im Zivilberuf evangelischer Pastor. Er ist ruhig und zuvorkommend, soll aber ein Nazi sein.

Das Unteroffizier-Korps besteht zum großen Teil aus umgeschulten Luftwaffenangehörigen. Die Mannschaften haben eine kurze Rekrutenausbildung von sechs Wochen hinter sich und gehen erstmalig an die Front. Die einzigen kampferfahrenen Soldaten sind der Bataillonsführer und die Kompanieführer. So sehen die Einheiten aus, mit denen wir heute in den Krieg ziehen!

Das Bataillon gliedert sich in 3 schwere MG-Kompanien und 1 schwere Granatwerfer-Kompanie. Die MG-Kompanien haben 3 Züge mit je 4 sMGs und ein Panzerabwehrzug mit 6 Ofenrohren vom Typ „Panzerschreck“[4]. Die Gliederung ist also etwas anders als bei den üblichen MG-Kompanien. Die Werferkompanie besitzt 12 Werfer vom Kaliber 8 cm.

Tag für Tag trifft neuer Ersatz ein. Dazu Ausrüstungsgegenstände, Bekleidung, Geräte, Waffen, Fahrzeuge und Pferde. Die Pferde sind gut im Futter, ••• S. 227 •••aber die Reitpferde sind ungenügend zugeritten. In den Reitstunden gibt es jedesmal aufregende Minuten, wenn die Pferde mit ihren Reitern durchgehen oder sie an der nächsten Wand abzustreifen versuchen.

Die Aufstellung und Ausrüstung des Bataillons ist beendet. Wir beginnen mit der Schießausbildung der sMG und der Gruppenausbildung. Die Männer müssen sich aufeinander einspielen. Später folgen Zug- und Kompanieübungen, eine Verladeübung und von Zeit zu Zeit auch kleine Nachtübungen. Die Übung in größerem Verband folgt später.

Die Weihnachtszeit naht heran. Wir schicken Kundschafter auf die Dörfer, um festzustellen, ob wir die Männer über die Weihnachtsfeiertage bei den Bauern unterbringen können. Die Dorfbevölkerung ist rührend hilfsbereit. Ich habe schon meine ganze Kompanie untergebracht. Nun suche ich noch ein Quartier für Carola und mich, denn ich will versuchen, Carola über die Feiertage hierher zu holen.

Das Truppenlager Wandern ist ein ausgedehntes Barackenlager, das unmittelbar an der Bahnstation beginnt und von dichtem Hochwald umgeben ist. Der Übungsplatz ist offenes Gelände.

Bataillonsübung mit Scharfschießen auf dem Truppenübungsplatz Groß-Kirschbaum[5]. Ich gehe los, um mit dem Scheiben-Unteroffizier die Ziele für das Scharfschießen aufzubauen. Er wartet schon an dem Deckungsbunker auf mich. Wie ich näher komme, erkenne ich den Feldwebel, der in Michailowka in meiner Kompanie Zugführer des schweren Granatwerfer-Zuges war und mir wegen seiner Drückebergerei in übelster Erinnerung ist. Dieser listige Lump hat es also geschafft, sich bis in die Heimat abzusetzen. Nun sitzt er hier auf dem ungefährlichen Posten eines Scheiben-Unteroffiziers in der Heimat. Weiter nach hinten geht es nicht mehr. Diese Sorte Gauner ist so gerissen, dass sie durch die kleinsten Maschen entschlüpfen und allen Heldengreifkommissionen entwischen.

Und dann treffe ich hier noch einen alten Bekannten. Es ist der Schieß-Offizier. In Jasło war ich mit ihm zusammen Feldwebel. Später waren wir zusammen in der Führerreserve, wo er, inzwischen zum Leutnant avanciert, sich immer die bequemsten Nachtwachen aussuchte, bis ich mich dagegen verwahrte. Der hat sich auch hier wieder einen bequemen Posten ausgesucht, in der Heimat. Der Charakter lässt sich nicht verleugnen. Inzwischen ist er sogar Oberleutnant geworden und tut sehr reserviert. Ich merke, dass ihm mein kameradschaftlicher Ton gar nicht gefällt. Er ist sehr einsilbig, und deshalb lasse ich den aufgeblasenen Frosch bald stehen.


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  1. gem. Stempel des Feldpostbriefs vom 09.12.1944 offenbar im Narviklager, das gem. Ostensternberger Heimatbrief 3/2012 S. 11 zwischen See-Vw. und Schermeisel an der südlichen Straßenseite auf einer Waldlichtung lag (vgl. Messtischblatt Schermeisel); auf einem dem Tagebuch beigelegten Notizzettel hat der Autor vermerkt: nächstes Städtchen: Zielenzig; Z. ist gem. diesem Feldpostbrief auch Postort für Wandern
  2. gesprochen Eins-A, der Erste Generalstabsoffizier der Division (moderne Bezeichnung: G3)
  3. 28 solcher Bataillone wurden seit November 1944 aufgestellt (KTB HGr N vom 22.11.1944 S. 304)
  4. Ofenrohr und Panzerschreck waren Spitznamen für die Raketenpanzerbüchse 54
  5. Der Autor erinnerte sich nur an „Groß- “. Groß Kirschbaum ist eines der Dörfer, die 1939 zwecks Anlage des Truppenübungsplatzes Wandern freigemacht werden mussten (Ostensternberger Heimatbrief 1/2002 S. 4).