8. Januar 1945

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Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Inhaltsverzeichnis

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

Chronik

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

English
GEO & MIL INFO
evtl. am 10.: umbenannt in Korps-MG-Batl. 410[1]
Feldpostbriefe/Rotkreuzkarten
✉ an Carola (zurück­kehrende Zivilisten vgl. 27.12.44)
11.1. ✉ an Carola (Kerzen sparen vgl. 19.2.44, Papierkrieg im Tagebuch erst am 22.1.45) und an Eltern (Papierkrieg)

8.1.45. Schon seit einigen Tagen wird der linke Abschnitt meiner Kompaniefront, den Leutnant Harms mit seinem Zug besetzt hält, von russischen Granatwerfern beschossen.[2] Eben erhalte ich die Meldung, dass Leutnant Harms und zwei Mann verwundet sind. Ich beschließe, gleich hinüber zu gehen. Diesen Zug habe ich nicht so oft kontrolliert wie die anderen. Schließlich ist dort ein Offizier als Zugführer. Trotzdem stimmt auch da so manches nicht. Harms beurlaubt einfach Leute, schickt sie ohne mein Wissen zum Tross oder zum Kartoffelsuchen und führt unmögliche Sitten und Gebräuche im Graben ein. Erst kürzlich habe ich diesen jungen, unerfahrenen Stift am Telefon ganz gehörig zusammengestaucht. Auf dem Weg zum 1. Zug komme ich am Bataillonsgefechtsstand vorbei und mache da mal einen kurzen Besuch, ohne mich lange aufzuhalten. Als ich dann auf die Ruine zusteuere, in der Leutnant Harms seinen Zuggefechtsstand hat, sehe ich weißen Rauch aus dem Schornstein kräuseln; und das am helllichten Tag! Kein Wunder, dass sich der Russe das nicht tatenlos ansieht. Jetzt ist mir der Grund seiner Feuerüberfälle sofort klar! Bei meinem Eintritt in das zerschossene Haus erhebt sich Leutnant Harms mit freundlichem Lächeln. Auf dem Tisch vor ihm steht eine große Schüssel mit Bratkartoffeln. Ich suche vergeblich nach seiner Verwundung im Gesicht, die er sich vorgestern geholt haben soll. Es stellt sich heraus, dass es ein winziger Kratzer an der Lippe war, von dem schon heute nichts mehr zu sehen ist. Und da wünscht er noch, dass ich ihm die Verwundung bestätige. Ich lehne ab. Anschließend machen wir dann noch einen Gang durch die Stellungen seines Zugabschnittes. Schon den ersten Posten treffe ich rauchend an. Da hat es mir dann gereicht.

Die Vernachlässigung der Postenanweisungen wurde mir schließlich zu toll, und da auf der letzten Besprechung beim Regiment[3] auch dort über die gefährliche Sorglosigkeit der Posten Klage geführt wurde, machte ich den Vorschlag, das Regiment möge einmal einen den Kompanien unbekannten Mann nach vorn schicken, um die Zuverlässigkeit der Leute zu prüfen. Das geschah auch bald darauf, und zwar hatte das Regiment boshafterweise in meinem Abschnitt begonnen. Ein Unteroffizier und ein Gefreiter vom Regimentsnachrichtenzug haben die Kontrolle durchgeführt. Sie haben eben meinen Bunker verlassen, nachdem sie mir ihre Erlebnisse geschildert haben. Sie waren durch meinen Graben gegangen, haben alle Posten angesprochen und sich herrlich mit ihnen unterhalten. Sie haben die Posten nach geheimzuhaltenden Dingen gefragt und überall die umfassendste Auskunft erhalten. Nicht ein einziger Posten hat diese ihnen unbekannten Männer nach ihrem Soldbuch gefragt. Und kein einziger Posten hat mir über diesen Besuch Meldung gemacht. Oh Herr, oh Herr! was müssen die noch alles lernen, bevor es ernst wird! Es ist immer wieder dieselbe Schwatzhaftigkeit und Vertrauensseligkeit, die uns schon Tausende von Toten gekostet hat. Der deutsche Michel wird es wohl nie lernen, denn es ist sein Charakter.


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Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

  1. s. a. Fußnote 2 vom 27.12.44
  2. Erwähnung von Granatwerfer-Störungsfeuer in den Meldungen der 132.ID (KTB X.AK, Januar 1944):
    4., S. 147, Tagesmeldung: „lebhaftes feindliches Gr.W.-, Pak- und Art.-Feuer“
    5., S. 143, Morgenmeldung: „vereinzeltes Grw.-Störungsfeuer auf gesamtem Abschnitt“
    6., S. 140, Tagesmeldung: „schwaches Gr.W.- und Pak-Störungsfeuer“
    7., S. 138, Morgenmeldung: „vereinzeltes Art.-, Grw.- und Pak-Störungsfeuer“
    8., S. 134, Tagesmeldung: „Feindliches Störungsfeuer mit Art., Gr.W., Pak und Flak auf HKL im ganzen Abschnitt“
    9., S. 132, Morgenmeldung: „Grw.-, Pak- und Inf.-Störungsfeuer auf gesamten Abschnitt“
    10., S. 129, Morgenmeldung: „geringes Grw.- und Pak-Störungsfeuer“
    10., S. 127, Tagesmeldung: „schwaches fdl. Pak- und Gr.W.-Störungsfeuer“
    11., S. 123, Tagesmeldung: „geringes Grw.- und Pak-Störungsfeuer“
  3. hier als Kurzform für den Regimentskommandeur oder -gefechtsstand