1941/Oktober/20: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Westmärker Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
(Die Seite wurde neu angelegt: „{{subst:Muster}} Am nächsten Tag hat der Regen aufgehört. Einige Einheiten brechen schon auf. Ich ziehe in ein Haus um, das etwas am Dorfrand liegt und nicht…“)
 
Zeile 1: Zeile 1:
 
{{Kalendernavigation}}
 
{{Kalendernavigation}}
== Buch ==
+
 
=== Teil ===
 
==== Unterkapitel und Untertitel ====
 
 
{{Geomilinfo ◄► Geomilinfo2 ◄► Geoinfo
 
{{Geomilinfo ◄► Geomilinfo2 ◄► Geoinfo
 
| {{Geoo| Ortsangaben }} {{Geok| KartenURL }}  bis hin zu
 
| {{Geoo| Ortsangaben }} {{Geok| KartenURL }}  bis hin zu
Zeile 12: Zeile 10:
 
| HGr  | OB
 
| HGr  | OB
 
}}
 
}}
 
+
Am nächsten Tag hat der Regen aufgehört. Einige Einheiten brechen schon auf. Ich ziehe in ein Haus um, das etwas am Dorfrand liegt und nicht belegt ist. Hier wohnt ein Ehepaar. Der Mann ist bei den Kämpfen um das Dorf verwundet worden. Die Frau arbeitet in der Küche und hantiert gerade mit einem sehr hübschen Holzlöffel herum. Er hat die typische stumpfe Form, die man hier oft sieht, ist mit einem bunten Muster bemalt und lackiert. Er ist noch fast neu. Ich will ihn der Frau abkaufen, aber sie mag ihn nicht entbehren.  
 
 
{{Kalendernaechste|}}
 
 
 
[[Kategorie:Tagebuchfragmente]] Am nächsten Tag hat der Regen aufgehört. Einige Einheiten brechen schon auf. Ich ziehe in ein Haus um, das etwas am Dorfrand liegt und nicht belegt ist. Hier wohnt ein Ehepaar. Der Mann ist bei den Kämpfen um das Dorf verwundet worden. Die Frau arbeitet in der Küche und hantiert gerade mit einem sehr hübschen Holzlöffel herum. Er hat die typische stumpfe Form, die man hier oft sieht, ist mit einem bunten Muster bemalt und lackiert. Er ist noch fast neu. Ich will ihn der Frau abkaufen, aber sie mag ihn nicht entbehren.  
 
  
 
Die Straßen sind immer noch aufgeweicht, aber wir müssen weiter. Ich habe Glück. Ein Sturmgeschütz  hat denselben Weg und nimmt mich mit. Ich klettere in das Turmluk, und wir rattern los. Mit brummendem Motor bahnt sich der stählerne Koloss wie ein wütender Bär seinen Weg durch den Schlamm. Er kommt durch. Im nächsten Dorf steige ich aus und suche mir ein Quartier. Als ich die Tür des ersten Hauses öffne, blicke ich in einen fast leeren Raum. Es war einmal die Wohnstube. Auf dem Boden liegt ein toter Russe. Eine Frau steht im Raum und blickt mich wortlos an. Wir zucken beide die Achseln, und ich gehe wieder. Hier müssen harte Kämpfe stattgefunden haben, denn das Dorf ist stark zerstört.
 
Die Straßen sind immer noch aufgeweicht, aber wir müssen weiter. Ich habe Glück. Ein Sturmgeschütz  hat denselben Weg und nimmt mich mit. Ich klettere in das Turmluk, und wir rattern los. Mit brummendem Motor bahnt sich der stählerne Koloss wie ein wütender Bär seinen Weg durch den Schlamm. Er kommt durch. Im nächsten Dorf steige ich aus und suche mir ein Quartier. Als ich die Tür des ersten Hauses öffne, blicke ich in einen fast leeren Raum. Es war einmal die Wohnstube. Auf dem Boden liegt ein toter Russe. Eine Frau steht im Raum und blickt mich wortlos an. Wir zucken beide die Achseln, und ich gehe wieder. Hier müssen harte Kämpfe stattgefunden haben, denn das Dorf ist stark zerstört.
Zeile 23: Zeile 17:
  
 
Aber die Division kriecht nur noch vorwärts.  Es regnet oft, und der aufgeweichte Boden ist grundlos. Die Räder unserer schweren Fahrzeuge sinken so tief ein, dass die armen Pferde sie kaum noch vorwärts bringen. Die Tiere sind überanstrengt. Viele unserer aktiven Pferde sind schon krepiert.  Aber wir müssen vorwärts. Wir müssen vor Einbruch des Winters noch den Donez erreichen. Unser Einweisungskommando liegt tatenlos an seinem Posten, denn tagelang lässt sich kein Fahrzeug sehen. Fast eine Woche  liegen wir schon hier in diesem Ort, lassen uns abwechselnd von einer deutschen und einer ungarischen Feldküche verpflegen und schlagen die Zeit mit Kartenspielen tot. Da ich nicht spielen kann, schreibe ich Tagebuch oder besichtige die Zwiebelturmkirche des Ortes.
 
Aber die Division kriecht nur noch vorwärts.  Es regnet oft, und der aufgeweichte Boden ist grundlos. Die Räder unserer schweren Fahrzeuge sinken so tief ein, dass die armen Pferde sie kaum noch vorwärts bringen. Die Tiere sind überanstrengt. Viele unserer aktiven Pferde sind schon krepiert.  Aber wir müssen vorwärts. Wir müssen vor Einbruch des Winters noch den Donez erreichen. Unser Einweisungskommando liegt tatenlos an seinem Posten, denn tagelang lässt sich kein Fahrzeug sehen. Fast eine Woche  liegen wir schon hier in diesem Ort, lassen uns abwechselnd von einer deutschen und einer ungarischen Feldküche verpflegen und schlagen die Zeit mit Kartenspielen tot. Da ich nicht spielen kann, schreibe ich Tagebuch oder besichtige die Zwiebelturmkirche des Ortes.
 +
 +
{{Kalendernaechste|1941/Oktober/21}}
 +
 +
[[Kategorie:Tagebuchfragmente]]

Version vom 19. Oktober 2021, 19:25 Uhr

Kapitel‑Finder

Kalendernavigation ab 1940 1941-05.jpg

Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Chronik 40–45

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

Chronik 45–49

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

English

Vorlage:Geomilinfo ◄► Geomilinfo2 ◄► Geoinfo Am nächsten Tag hat der Regen aufgehört. Einige Einheiten brechen schon auf. Ich ziehe in ein Haus um, das etwas am Dorfrand liegt und nicht belegt ist. Hier wohnt ein Ehepaar. Der Mann ist bei den Kämpfen um das Dorf verwundet worden. Die Frau arbeitet in der Küche und hantiert gerade mit einem sehr hübschen Holzlöffel herum. Er hat die typische stumpfe Form, die man hier oft sieht, ist mit einem bunten Muster bemalt und lackiert. Er ist noch fast neu. Ich will ihn der Frau abkaufen, aber sie mag ihn nicht entbehren.

Die Straßen sind immer noch aufgeweicht, aber wir müssen weiter. Ich habe Glück. Ein Sturmgeschütz hat denselben Weg und nimmt mich mit. Ich klettere in das Turmluk, und wir rattern los. Mit brummendem Motor bahnt sich der stählerne Koloss wie ein wütender Bär seinen Weg durch den Schlamm. Er kommt durch. Im nächsten Dorf steige ich aus und suche mir ein Quartier. Als ich die Tür des ersten Hauses öffne, blicke ich in einen fast leeren Raum. Es war einmal die Wohnstube. Auf dem Boden liegt ein toter Russe. Eine Frau steht im Raum und blickt mich wortlos an. Wir zucken beide die Achseln, und ich gehe wieder. Hier müssen harte Kämpfe stattgefunden haben, denn das Dorf ist stark zerstört.

Es ist ungemütlich hier. Das Wetter regnerisch, die Straße verschlammt, das Dorf zerstört, die Frontlage unklar. Ich bin noch allein, denn unsere Gruppe versucht, einzeln zu dem vereinbarten Sammelpunkt zu gelangen. Das glückt schließlich, wir sind wieder ein paar Kilometer vorgerückt und haben ein neues, sehr sauberes Quartier bezogen.

Aber die Division kriecht nur noch vorwärts. Es regnet oft, und der aufgeweichte Boden ist grundlos. Die Räder unserer schweren Fahrzeuge sinken so tief ein, dass die armen Pferde sie kaum noch vorwärts bringen. Die Tiere sind überanstrengt. Viele unserer aktiven Pferde sind schon krepiert. Aber wir müssen vorwärts. Wir müssen vor Einbruch des Winters noch den Donez erreichen. Unser Einweisungskommando liegt tatenlos an seinem Posten, denn tagelang lässt sich kein Fahrzeug sehen. Fast eine Woche liegen wir schon hier in diesem Ort, lassen uns abwechselnd von einer deutschen und einer ungarischen Feldküche verpflegen und schlagen die Zeit mit Kartenspielen tot. Da ich nicht spielen kann, schreibe ich Tagebuch oder besichtige die Zwiebelturmkirche des Ortes.


— nächstes Datum — next date →

Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen