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> Dann lässt es etwas nach, ohne jedoch ganz aufzuhören. Hoffentlich halten die Kameraden da drüben die Stellungen, sonst müssen wir eventuell in die Bresche springen. Denn das ist eigentlich unsere Aufgabe, und das Feuer liegt in unserem Bereich. Aber offenbar war man schon vorher von dem bevorstehenden Angriff unterrichtet, denn der Kommandeur hatte ja unseren Stellungswechsel vor einigen Tagen schon angedeutet. | > Dann lässt es etwas nach, ohne jedoch ganz aufzuhören. Hoffentlich halten die Kameraden da drüben die Stellungen, sonst müssen wir eventuell in die Bresche springen. Denn das ist eigentlich unsere Aufgabe, und das Feuer liegt in unserem Bereich. Aber offenbar war man schon vorher von dem bevorstehenden Angriff unterrichtet, denn der Kommandeur hatte ja unseren Stellungswechsel vor einigen Tagen schon angedeutet. | ||
− | Mittags schrillt das Telefon. Der Kommandeur ist am Apparat: „Stellungswechsel vorbereiten! Ihre Kompanie wird bei Anbruch der Dunkelheit abgelöst und herausgezogen. Sie sammeln beim Tross in Jurmalciems!“ Also doch! Unser Bataillon wird in den Kampf geworfen. Der Kampfauftrag: Abriegelung eines sowjetischen Einbruchs im [[w:lv:Bārta (upe)|Barta]]-Abschnitt. Die [[Kurland-Kessel#Vierte_Kurlandschlacht|4. Kurlandschlacht]] hat begonnen. | + | Mittags schrillt das Telefon. Der Kommandeur ist am Apparat: „Stellungswechsel vorbereiten! Ihre Kompanie wird bei Anbruch der Dunkelheit abgelöst und herausgezogen. Sie sammeln beim Tross in Jurmalciems!“ Also doch! Unser Bataillon wird in den Kampf geworfen. Der Kampfauftrag: Abriegelung eines sowjetischen Einbruchs im [[w:lv:Bārta (upe)|Barta]]-Abschnitt. Die [[w:Kurland-Kessel#Vierte_Kurlandschlacht|4. Kurlandschlacht]] hat begonnen. |
Jetzt habe ich den Befehl zum Packen gegeben. Nicht zu früh, damit der Russe unsere Bewegung nicht bemerkt. Inzwischen ist es dunkel geworden, und die Ablösung ist pünktlich zur Stelle. Ich übergebe meinem Nachfolger die Stellungs-, Feuer- und Minenpläne und ziehe die Kompanie aus der Stellung. Ich lasse die Züge am Waldrand sammeln und marschiere dann durch den Wald nach Jurmalciems. Beim Tross angekommen, werde ich sofort zu einer Einsatzbesprechung gerufen, während sich die Männer auf die Scheunen der Trossunterkünfte verteilen. Wir liegen in den letzten Häusern des Dorfes und in den schon außerhalb des Ortes liegenden Gehöften. Die Höfe sind überfüllt mit Soldaten und Fahrzeugen. Viele rennen geschäftig hin und her, packen, verladen, gruppieren sich. Andere liegen gruppenweise in den Scheunen, um noch etwas zu ruhen. Es wird noch einige Zeit dauern, bis alle Kompanien versammelt und zum Weitermarsch gegliedert sind. | Jetzt habe ich den Befehl zum Packen gegeben. Nicht zu früh, damit der Russe unsere Bewegung nicht bemerkt. Inzwischen ist es dunkel geworden, und die Ablösung ist pünktlich zur Stelle. Ich übergebe meinem Nachfolger die Stellungs-, Feuer- und Minenpläne und ziehe die Kompanie aus der Stellung. Ich lasse die Züge am Waldrand sammeln und marschiere dann durch den Wald nach Jurmalciems. Beim Tross angekommen, werde ich sofort zu einer Einsatzbesprechung gerufen, während sich die Männer auf die Scheunen der Trossunterkünfte verteilen. Wir liegen in den letzten Häusern des Dorfes und in den schon außerhalb des Ortes liegenden Gehöften. Die Höfe sind überfüllt mit Soldaten und Fahrzeugen. Viele rennen geschäftig hin und her, packen, verladen, gruppieren sich. Andere liegen gruppenweise in den Scheunen, um noch etwas zu ruhen. Es wird noch einige Zeit dauern, bis alle Kompanien versammelt und zum Weitermarsch gegliedert sind. |
Aktuelle Version vom 15. Januar 2025, 21:13 Uhr
Von der 3. Kurlandschlacht (21.12.–31.12.44) haben wir nichts mehr miterlebt. Sie war schon fast beendet, als wir hier eintrafen.
4. bis 6. Kurlandschlacht
23.1.45. Ich stehe gerade im Hof, als plötzlich links von unserem Bataillonsabschnitt schlagartig ein dumpfes Rollen einsetzt, das sich sehr schnell zu einem pausenlosen, donnerähnlichen Grollen steigert. Es muss ziemlich weit entfernt sein, denn man sieht weder Rauch noch Feuer. Pausenlos rummelt und wummert und rollt und grollt dieses dumpfe Schlagen. Diese Töne kenne ich schon. Es ist Trommelfeuer! Vernichtungsfeuer vor einem Großangriff! Die zahllosen Abschüsse und Einschläge sind nicht mehr als einzelne Detonationen zu unterscheiden, sondern fließen in einem einzigen grollenden Donnern zusammen. Eine Stunde, und nun schon zwei Stunden lang.[1] Dann lässt es etwas nach, ohne jedoch ganz aufzuhören. Hoffentlich halten die Kameraden da drüben die Stellungen, sonst müssen wir eventuell in die Bresche springen. Denn das ist eigentlich unsere Aufgabe, und das Feuer liegt in unserem Bereich. Aber offenbar war man schon vorher von dem bevorstehenden Angriff unterrichtet, denn der Kommandeur hatte ja unseren Stellungswechsel vor einigen Tagen schon angedeutet.
Mittags schrillt das Telefon. Der Kommandeur ist am Apparat: „Stellungswechsel vorbereiten! Ihre Kompanie wird bei Anbruch der Dunkelheit abgelöst und herausgezogen. Sie sammeln beim Tross in Jurmalciems!“ Also doch! Unser Bataillon wird in den Kampf geworfen. Der Kampfauftrag: Abriegelung eines sowjetischen Einbruchs im Barta-Abschnitt. Die 4. Kurlandschlacht hat begonnen.
Jetzt habe ich den Befehl zum Packen gegeben. Nicht zu früh, damit der Russe unsere Bewegung nicht bemerkt. Inzwischen ist es dunkel geworden, und die Ablösung ist pünktlich zur Stelle. Ich übergebe meinem Nachfolger die Stellungs-, Feuer- und Minenpläne und ziehe die Kompanie aus der Stellung. Ich lasse die Züge am Waldrand sammeln und marschiere dann durch den Wald nach Jurmalciems. Beim Tross angekommen, werde ich sofort zu einer Einsatzbesprechung gerufen, während sich die Männer auf die Scheunen der Trossunterkünfte verteilen. Wir liegen in den letzten Häusern des Dorfes und in den schon außerhalb des Ortes liegenden Gehöften. Die Höfe sind überfüllt mit Soldaten und Fahrzeugen. Viele rennen geschäftig hin und her, packen, verladen, gruppieren sich. Andere liegen gruppenweise in den Scheunen, um noch etwas zu ruhen. Es wird noch einige Zeit dauern, bis alle Kompanien versammelt und zum Weitermarsch gegliedert sind.
Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang |
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente |
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- ↑ Vorbereitungsfeuer von 9.05 bis 11.20 Uhr einschl. kurzem Trommelfeuer (KTB HGr N vom 23.01.1945 S. 187 bzw. 190)