Gedenkstein Hubschrauberabsturz

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RuhrNachrichten Von Tobias Großekemper und Felix Guth

 Foto: Tobias Großekemper

Donnerstag, 06.10.2016

Hubschrauberunglück bei der You

Niemand kümmert sich um diese Gedenkstätte

Vor mehr als 20 Jahren starben 13 meist junge Menschen bei einem Helikopterabsturz in Dortmund. Eine Steinstele soll an die Opfer erinnern. "Unvergessen" steht auf dem Stein. Doch der Ort des Gedenkens an das schlimmste Hubschrauberunglück der Geschichte der Bundeswehr ist vergessen. Eine Spurensuche.

Es war der 6. Juni 1996, als an dieser Stelle ein Bundeswehrhubschrauber vom Typ Bell UH-D1 abstürzte, 13 meist junge Menschen starben. Die Maschine der Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums war an den Westfalenhallen gestartet, dort lief die Jugendmesse „YOU“, die Bundeswehr hatte die Flüge teilweise verlost. Zunächst war es von der Bundeswehr ausgeschlossen worden, doch der Pilot hatte bei gewagten Flugmanövern die Kontrolle über die Maschine verloren, sie stürzte in das Waldgebiet.

Und dann das Inferno

Man kann, wenn man das weiß, erkennen, dass die Bäume hinter der Gedenkstele deutlich älter sind als die davor. Dieses Unglück hat sich tief in das kollektive Gedächtnis der Stadt gegraben, noch heute wissen viele, was sie taten, als sie von dem Unglück erfuhren. Junge Menschen in Feierlaune, ein schöner Sommertag, ein Ausflug – und dann das Inferno. Ein 25-Jähriger konnte von zufällig vorbeikommenden Passanten noch aus dem Hubschrauber gezogen werden, bevor er explodierte. Seine Aussage sollte später maßgeblich zur Aufklärung des Unglücks beitragen. Dann begann die Zeit der Trauer.

Der Bundesverband der Steinmetze stiftete rund ein Jahr später den Gedenkstein, auf Bildern von damals sieht man die Stele, im Hintergrund kleine Rhododendronbüsche, Steinplatten führten zu dem Stein, er wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit eingeweiht. Einer, der damals dabei war, ist Hombruchs Bezirksvorsteher Hans Semmler, er kann sich an einen „extrem bewegenden Moment“ erinnern, auch der damalige Oberbürgermeister Günther Samtlebe sei dabeigewesen.

Die Bundeswehr, die für jedes Opfer 40.000 D-Mark zahlte, habe damals zugesagt, die Gedenkstelle zu pflegen. Was, so heißt es aus dem Rathaus, stimmt. Der Stein sei damals auf dem Grundstück eines Landwirtes aufgestellt worden. Doch offenbar musste sich die Bundeswehr dann zumindest in den ersten Jahren doch nicht kümmern.

Ein Ehepaar, dass bei dem Unglück ein Kind verlor, pflegte den Gedenkort annähernd wöchentlich.

Pflege wurde eingestellt

Wie eine Grabstelle. Möglich ist jetzt, dass die Bundeswehr, als sie sah, dass die Pflege der Stelle auch ohne ihr Zutun gewährleistet war, sich irgendwann nicht mehr darum kümmerte. Denn es wurde sich ja gekümmert. Über viele Jahre – doch dann wurde die Pflege eingestellt und niemand fühlte sich mehr zuständig. Eine Frau geht am Mittwoch mit ihren Hunden dort vorbei, sie sagt, der Stein würde schon seit Jahren verlottern.

So steht der Stein im Wald, wächst weiter zu, bei der Bundeswehr ist am Mittwoch niemand zu finden, der Auskunft geben kann. Der zuständige Informationsfeldwebel ist nicht erreichbar. Ob ein Feldwebel zu einem Ereignis, das vor 20 Jahren geschah, etwas hätte sagen können, ist unklar. „Den Schuh, dass diese Stelle nicht gepflegt wurde, müssen wir uns in der Tat alle anziehen“, sagt Hans Semmler. Er selber habe häufiger an den Ort gedacht und sich gefragt, wie der wohl in der Zwischenzeit aussehen würde. Aber er selber hätte den Ort alleine auch nicht besuchen können. „Man weiß“ sagt Semmler, „dass da etwas ist – aber man beschäftigt sich nicht gerne damit.“

Aktualisierung, Donnerstag, 9.40 Uhr: ====Bundeswehr will sich kümmern====

Die Bundeswehr hat auf unsere Berichterstattung reagiert. Man hat zugesichert, sich der Gedenkstele anzunehmen und sie in einen ordentlichen Zustand zu versetzen. „Wir nehmen das sehr ernst“, so ein Sprecher aus Düsseldorf, „und werden uns zeitnah kümmern.“

Samstag, 22.10.2016

Hubschrauberabsturz

Darum wird diese Gedenkstelle nicht mehr gepflegt

Dass die Gedenkstelle des Hubschrauberabsturzes vom 6. Juni 1996 mit 13 Toten seit einiger Zeit verwildert und ungepflegt ist, ist mittlerweile bekannt. Unklar war bisher, warum und wann die Bundeswehr die zugesagte Pflege der Gedenkstelle einstellte. Jetzt ist der Grund bekannt. Er ist, nun ja, etwas speziell.

In den Akten der Bundeswehr findet sich im Oktober 2012 ein interessanter Vermerk. Wie seit 1997 regelmäßig wollte sich in diesem Oktober eine Geländebetreuungsgruppe der Bundeswehr an die Pflege der Gedenkstelle machen, da tauchte, so steht es in dem Aktenvermerk, eine bis dahin unbekannte Frau auf. Sie gab sich den Soldaten gegenüber als Besitzerin des Geländes aus, verwies sie des Waldes und schloss mit den Worten, die Soldaten sollten hier nie wieder auftauchen.

Zu den Akten gelegt

Die Soldaten notierten noch das Nummernschild des Wagens der Frau, beließen es ansonsten aber dabei, legten den Vorgang zu den Akten und suchten den Ort nicht mehr auf. Friedhelm Oehmchen ist Landwirt, ihm gehörte das Grundstück 1996, er ließ es damals zu, dass auf dem Gelände der Gedenkstein errichtet wurde. Inzwischen ist sein Sohn der Eigentümer, aber nichtsdestotrotz dürfe die Bundeswehr natürlich weiterhin die Gedenkstelle pflegen. Seine Frau habe die Soldaten nie des Geländes verwiesen, doch habe es einige Jahre lang eine „merkwürdige Frau gegeben, die da herumgegeistert ist und sich aus irgendwelchen Gründen zuständig gefühlt hat.“ Diese Frau habe viel herumgemosert, auch ihn, Oehmchen, habe sie kritisiert. Inzwischen hat er die Frau aber auch schon längere Zeit nicht mehr gesehen. Gedenkveranstaltung am Totensonntag

Ein Sprecher der Bundeswehr erklärte, dass jetzt, nachdem der vermeintliche Rauswurf der Bundeswehr von dem Gelände vom Tisch sei, die Bundeswehr so schnell wie möglich die Gedenkstelle in einen ordentlichen Zustand zurückversetzen wolle. Die Bundeswehr hatte sich bei einer Sitzung im November 1996, als im Rathaus in einer größeren Gruppe über die Errichtung der Gedenkstelle gesprochen worden war, bereit erklärt, diese zu pflegen. Der Grund: Kurze Zeit nach dem Absturz war klar geworden, dass es zu dem Hubschrauberabsturz gekommen war, weil der Pilot der Unglücksmaschine zu riskante Flugmanöver geflogen war. Die Bezirksvertretung Hombruch ist erleichtert, dass das Gezerre um die Pflege der Gedenkstelle nun vom Tisch zu sein scheint. Am 20. November (Totensonntag) plant sie eine Gedenkveranstaltung an dem Stein.

Donnerstag, 03.11.2016

Jugendmesse You

Termin für Gedenken an Hubschrauber-Absturz steht fest

Nach Jahren des Stillstands steht der Termin für eine Gedenkfeier für die Opfer des Hubschrauberabsturzes bei der Jugendmesse You am 6. Juni 1996. Am 20. November (Sonntag) wird es in dem Waldstück im Stadtteil Bittermark ein Gedenken geben.

Am 20. November (Sonntag) wird es in dem Waldstück unweit der A45 um 11 Uhr eine Kranzniederlegung in Gegenwart von Angehörigen, Vertretern der Stadt Dortmund, der Bundeswehr und der Bezirksvertretung Hombruch geben. Der 1997 aufgestellte Gedenkstein war fast 20 Jahre lang kaum beachtet worden und war vollkommen überwuchert.

Für die Pflege ist die Bundeswehr zuständig. Um zumindest einen Teil des Versäumten wiedergutzumachen, hat der Hombrucher Bezirksbürgermeister Hans Semmler (CDU) gemeinsam mit der Bezirksvertretung jetzt diesen „kurzen Akt“ organisiert.

Hier befindet sich die Gedenkstätte:

https://www.google.com/maps/d/viewer?mid=1EM986j851VyVG94mreop9POyZLU