Meldinghausen: Unterschied zwischen den Versionen

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Rittersitz mit Gräftenhof...
 
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3) Ebendort VI, S. 133 (Register).  
 
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3) St.-A. Münster, Klarenberg Nr. 304.
 
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== Mitt. Dr. Austermann ==
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wenn ich die entsprechende Stelle bei Hücker (S. 283ff) recht interpretiere, ist der „Ort“ Meldinghausen aufs Engste mit Brünninghausen und den Herren von Romberg verbunden (was auch immer das genau bedeutet). Hierzu gibt es übrigens seit kurzem ein sehr informatives Heft der Dortmund Denkmalpflege, das auch das Thema „Meldinghausen“ immerhin streift.
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[https://www.dortmund.de/de/leben_in_dortmund/planen_bauen_wohnen/denkmalbehoerde/dortmunder_denkmalhefte/heft_04/index.html]
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Die Lokalisierung der Siedlungsstelle bei Hücker ist ja ziemlich ungenau: „im Bereich der steinernen Brücke“  (heute Ardeystr.) an der Bolmke (S. 285) soll es sein. Das ist archäologisch nicht wirklich verwertbar, so den mittelalterlichen Siedlungskern (mehr als eine Hofgruppe dürfte es ja nicht gewesen sein) zu finden wäre reiner Zufall.
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Dass er nicht direkt in der Emscheraue liegt, ist für mittelalterliche Siedlungen selbstverständlich – allzu weit davon entfernt lag er aber auch nicht, immerhin brauchte man ja das nahe Grundwasser, so wie im benachbarten Barop  (Groß- und Kleinbarop haben ich im Heft 2/2014 der „Heimat  Dortmund“ vorgestellt.)
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Am Ehesten liegt  Meldinghausen (nach Hücker) südlich der Emscher in der heutigen Bolmke, westlich von Brünninghausen und in der Nähe der hier ja nachgewiesenen Mühle:  Heute ist dort der WDR und das Naturschutzgebiet  und dieses von Resten des alten Bergbaus durchzogen – hier darf nicht gebaut werden und deshalb bestünde nicht mal die Chance, hier eine Ausgrabung durchzuführen. Ob allerdings während der Sicherungsarbeiten für die Wege in der Bolmke irgendwelche Funde gemacht wurden und werden, weiß ich nicht, da müsste man sich bei der Stadtarchäologie Dortmund erkundigen.
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Wie dem auch sei: den Helenenbergweg als Ortslage halte ich persönlich für eher unwahrscheinlich. Und auch hier müsste man aber auf eine glücklichen Zufall bei künftigen Bauarbeiten hoffen, um archäologische Informationen  zu erhalten.
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Angesichts der schwierigen Quellenlage halte ich aber die Bestimmung der ungefähren Lage des Ortes für derzeit ausreichend – vielleicht kommt ja eines Tages doch noch (wie bei der Mühle an der Emscher) irgendwo Verwertbares aus der Erde. Es  bleibt spannend.
  
 
= Quellen ==
 
= Quellen ==
  
 
* Hücker
 
* Hücker
* (von Hücker angegebene Quelle)
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* Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark, Bd. 16, 1908
* Mitteilung Dr. Austermann
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* Mitteilung Dr. Austermann vom 20.05.2016
  
 
[[Kategorie:Brünninghausen]]
 
[[Kategorie:Brünninghausen]]

Version vom 1. Dezember 2016, 01:38 Uhr

Meldinghausen war ein in der Bolmke gelegenes Dorf, das schon lange verlassen ist.

Rittersitz mit Gräftenhof...


Hücker

Beitr. Bd. 16

Von Meldinghusen war schon wegen der Güter, deren Eigentum Graf Dietrich von Limburg den Dortmundern um 1270 streitig machte 0), die Rede. Eine „curtis Meldinchusenü begegnet uns urkundlich zuerst im Jahre 1349 1), während ein Ritter von Meldinchusen schon 1236 vorkommt 2). Für das weiter an der westlichen Grenze der ehemaligen Grafschaft Dortmund an der Emscher gelegene M engede, das schon 928 als königliche „villa" bezeugt ist 3), ist das im Jahre 1252 von Kaiser Heinrich III. dem Dorastift Goslar geschenkte Eigengut (nostre proprietatis predium) Mehgida 4) als „curtis" mit den dazu gehörigen Gütern durch Urkunden aus 1283 und 1299 5) gekennzeichnet. Ob der Stammsitz des urkundlich 1249 zuerst auftretenden Rittergeschlechts von Mengede 6) in dem auf dem rechten Ufer der Emscher gelegenen Haus Mengede oder mit v. Steinen in dem anscheinend auf beiden Emscherufern gelegen gewesenen Rittersitze Altenmengede 7) oder vielleicht an der ebenfalls an der Emscher unterhalb Mengedes gelegenen, „Borgstätte" heißenden Befestigung 8) zu suchen ist, steht noch dahin.

0) Dortm. Urk.-Buch I, Nr. 136. 1) Dortm. Urk.-Buch II, Nr. 466. 2) Westfäl. Urk.-Buch VII, Nr. 447. Das Nähere über sein Geschlecht unten unter Meldinghausen. 3) Näheres bei Rübel, Reichshöfe, S. 84 und Rubel, Dortm. Reichsleute, S. 19 u. S. 3, Anm. 3. 4) Goslarer Urk.-Buch I, Nr. 52. 5) Ebendort, II, Nr. 307 u. Nr. 567. 6) Siehe unten unter Mengede. 6 7) v. Steinen, Westphäl. Geschichte III, S. 477. 8) Rübel, Reichshöfe, S. 84.

...Gleichfalls an der Emscher lagen, wenn wir von Schüren dem Laufe der Emscher folgen, die villa Schuren (Schüren), der Aldinghof (Aldinghofen) zwischen Schüren und Didinghofen, Meldinchusen (Meldinghausen) westlich von Didinghofen, ferner südwestlich von Lindenhorst zu Deusen der Dosinchof und schließlich noch weiter unterhalb von Königsberg das bereits im 10. Jahrhundert als königliche villa bezeugte Mengide (Mengede)...


Meldinghausen.

Von Meldinghausen hören wir zuerst 1270 durch die Streitigkeiten zwischen dem Grafen Dietrich von Limburg und der Stadt Dortmund wegen Güter in Meldinghausen, Didinghofen und Wambel 12 ). 1345 wird eine dem Wal- therus de Redinckhausen, seiner Mutter Bibela und seiner


J ) St.-A. Münster, Klarenberg Nr. 311.

  • 2 ) Ebendort, Nr. 312.

8 ) Ebendort, Nr. 314 u. 816.

  • ) Ebendort, Nr. 824.

B ) Ebendort, Nr. 322.

<) Ebendort, Nr. 312 u. 314. (Siegel gut erhalten.) .

7 ) Ebendort, Nr. 268 u. Stadtarchiv Dortmund, Nr. 1447 (Dortm Urk.-Buch in, Nr. 457) ;

8 ) 8t.-A. Münster, Klarenberg Nr. 270. ») Ebendort, Nr. 291.

10 ) Ebendort, Nr. 268. ") Ebendort, Nr. 291. J ») Dortm. Urk.-Buch 1, Nr. 186.


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Schwester Kunegundis gehörige Mühle zu Meldinckhausen erwähnt l ).

Von dem „Hofe* Meldinghusen erfahren wir erst 1349, als die Brüder Suderman dem Stephans- und Laurentius- altar in St. Reinoldi zu Dortmund unter anderem zwölf Morgen Acker, im Felde zwischen dem Hofe Melding- husen und Bruninghusen gelegen, zum Geschenk machen 2 ). Meldinghausen muß hiernach also in der Nähe von Brün- ninghausen (Kr. Horde) gelegen haben.

Das Puntingbuch erwähnt 1393 fünf Morgen Landes, bei der Emscher „tegen Meldinchusen" an der Mergel- kulen gelegen 8 ). Nach einer Urkunde des St. Katha- rinenklosters aus dem Jahre 1410, durch welche dasselbe den Eheleuten Johan Solde zwei Scheffelsaat Landes, ge- legen bei Meldinchusen in der Feldmark Dortmund, über- läßt 4 ), scheint Meldinghausen auf dem linken Emscherufer gelegen zu haben. Hierzu paßt auch die Bezeichnung einer 1478 erwähnten halben Wiese an der Emscher als im Dortmunder Gebiete Meldinghausen gegenüber ge- legen, da das Dortmunder Gebiet auf der rechten Seite der Emscher lag.

1393 wird eine Steingrube sowie eine Mergelgrube bei Meldinghausen an der Emscher und 1447 der „Koell- berg tt bei Meldinghausen erwähnt, auf dem die Feinde Dortmunds in der Soester Fehde im Jahre 1447 einen Köhler fingen 6 ). In derselben Fehde zogen die Mär- kischen von Osten her von Horde über Meldinghausen zum Steinernen Turm 5 ). Von Dortmund aus führte der Slepweg zwischen dem Neutor und dem Wißstraßentor in südlicher Richtung nach Meldinghausen 6 ).


J ) Archiv Brünninghausen, Urk. von 1345 Juli 14. (Kopie des 16. Jahrhunderts.)

«) Dortm. Urk.-Buch II, Nr. 466.

  • ) Rubel, Finanz- und Steuerwesen, Nr. 205.
  • ) Dortm. Urk.-Buch III, Nr. 459 *>.
  • ) Rubel, Dortm. Reichsleute, 8. 17.


Bereits vor 1375 — in diesem Jahre wird eine Witwe Nortkerke als Besitzerin von vier Morgen Saatlandes bei Meldinghausen erwähnt 1) — scheint das um diese Zeit dem Diderich van dem Vitinghove geheten Nortkerke gehörig gewesene „gud to Meldinchusen" 2) an dessen Geschlecht gekommen zu sein. Von einem Rittergeschlecht von Meldinghusen hören wir bereits durch eine Urkunde des Jahres 1236, welche einen Ritter Bertrammus de Meldinchusen namhaft macht 1305 verkaufte ein Bertoldus de Meldinchusen gewisse, vom Grafen Eberhard von der Mark lehnrührige Güter bei Meldinchusen an den Dortmunder Bürger Albert Spissenagel*). Um 1306/16 verbürgten sich Hildebrandus Trinchamer, Everhardus Dives und Ar. de Linne für einen Brief der „domina" de Meldinchusen5). 1375 erwarb ein Conrad van Meldinchüsen ft) und 1377 dessen Sohn Conradus das Dortmunder Bürgerrecht7). 1378 gab Conradus de Meldynchusen — welcher von beiden, ist nicht zu ersehen — sein Bürgerrecht „super gratiam proconsulum et consulum" wieder auf8). Als Zeuge kommt einer derselben als Koyneke van Meldinchusen 1380 in einer Urkunde des Limburger Freigrafen Hinrich van Buykholte der krummen Grafschaft bei der Auflassung eines im Kirchspiel Aplerbeck gelegenen Gutes to Respinch an das Kloster Klarenberg vor*), ferner ') Dortm. Urk.-Buch I, Nr. 702, S. 495. •) Ebendort II, Nr. 519. (Diese von Rübel gegen 1378 datierte Urkunde ist vielleicht wegen der Witwe Nortkerke von 1375 früher anzusetzen.) ») Westfal. Urk.-Buch VII, Nr. 447. *) St.-A. Münster, Klarenberg Nr. 4 (Urk. v. 1305 Jan. 13.) B ) Dortm. Urk.-Buch I, S. 234, Nr. 8. •) Ebendort TI, S. 132. 7 ) Ebendort II, S. 133. ») Ebendort II, S. 136. ») 8t.-A. Münster, Klarenberg Nr. 198.

1383 als Conrad van Meldynchusen bei einem Umtausch von Wiesen bei Didinghofen zwischen Albert Beye, dem Jüngeren, und dem Kloster Klarenberg 1) und schließlich 138(5 bei der Übertragung des Hofes zu Sonnenborne an das Kloster Klarenberg durch Ernst van Westhusen , Pastor zu Lütgendortmund 2). 1392 wird unter den laufenden Ausgaben der Dortmunder Kämmerer auch eine an Cord van Meldinghusen zu zahlende Summe angegeben8). 1394 läßt der Dortmunder Bürger Tydeman van Hovele vor dem Freigrafen des Junchers Johann von Limburg eine Gabe Holz in der Rennynchuser Beke an Johannes van Meldinchusen auf*). 1436 kommt ein Hannes Meldinchus5) in einer Urkunde des von Rombergschen Archivs zu Brünninghausen unter den aufgeführten Zeugen vor6). 1410 ist ein Gerlach von Meldinghausen als Bürgermeister zu Hörde nachweisbar7). In demselben Jahre verpfändete Goßwyn Holtey seinen der Pforte des Klosters Klarenberg gegenüber gelegenen Garten dem zu Hörde wohnenden Gerlach Meldinchusen8). 1443 trat der gleichnamige Sohn dieses Gerlach Meldinchus ebendiesen Garten an Lodewig van Wickede ab 9). Nach einer Urkunde des Jahres 1492 lag „Meldynchus garden" an der Emscher 10). J ) St.-A. Münster, Klarenberg, Nr. 203. •) Ebendort, Nr. 218. s ) Rübel, Dortm. Finanz-u. Steuerwesen, S. 205. <) Dortm. Urk.-Buch II, Nr. 356. ß ) 1388 kommt in Dortmund ein Knecht Hans Meldinghus vor. (Rübel, Dortm. Finanz-und Steuerwesen, S. 113.) 8 ) 7 8 Archiv Brünninghausen, Or.-Urk. von 1436 März 9. Dortm. Urk.-Buch III, Nr. 414. ) ) St.-A. Münster, Klarenberg Nr. 268. •) Ebendort, Nr. 304. (Vgl. auch ebendort, Nr. 381, Urkunde von 1503.) 10 ) Ebendort, Nr. 381.

Bereits 1430 wird ein Gerlich Meldinchus Dortmunder Bürger1). Um die Mitte des 16. Jahrhunderts erscheint in Dortmund der Name Meldinchus mit dem Gildenvertreter Dirik Meldinchusen im Dortmunder Rate2). Das Wappen des Geschlechtes von Meldinghusen ist nicht bekannt. Das Siegel der von Gerlach Meldinghus besiegelt gewesenen Urkunde des Jahres 14438) ist nicht mehr vorhanden.

1) Rubel, Beiträge, XII, S. 46. 3) Ebendort VI, S. 133 (Register). 3) St.-A. Münster, Klarenberg Nr. 304.


Mitt. Dr. Austermann

wenn ich die entsprechende Stelle bei Hücker (S. 283ff) recht interpretiere, ist der „Ort“ Meldinghausen aufs Engste mit Brünninghausen und den Herren von Romberg verbunden (was auch immer das genau bedeutet). Hierzu gibt es übrigens seit kurzem ein sehr informatives Heft der Dortmund Denkmalpflege, das auch das Thema „Meldinghausen“ immerhin streift. [1]

Die Lokalisierung der Siedlungsstelle bei Hücker ist ja ziemlich ungenau: „im Bereich der steinernen Brücke“  (heute Ardeystr.) an der Bolmke (S. 285) soll es sein. Das ist archäologisch nicht wirklich verwertbar, so den mittelalterlichen Siedlungskern (mehr als eine Hofgruppe dürfte es ja nicht gewesen sein) zu finden wäre reiner Zufall.

Dass er nicht direkt in der Emscheraue liegt, ist für mittelalterliche Siedlungen selbstverständlich – allzu weit davon entfernt lag er aber auch nicht, immerhin brauchte man ja das nahe Grundwasser, so wie im benachbarten Barop  (Groß- und Kleinbarop haben ich im Heft 2/2014 der „Heimat  Dortmund“ vorgestellt.)

Am Ehesten liegt  Meldinghausen (nach Hücker) südlich der Emscher in der heutigen Bolmke, westlich von Brünninghausen und in der Nähe der hier ja nachgewiesenen Mühle:  Heute ist dort der WDR und das Naturschutzgebiet  und dieses von Resten des alten Bergbaus durchzogen – hier darf nicht gebaut werden und deshalb bestünde nicht mal die Chance, hier eine Ausgrabung durchzuführen. Ob allerdings während der Sicherungsarbeiten für die Wege in der Bolmke irgendwelche Funde gemacht wurden und werden, weiß ich nicht, da müsste man sich bei der Stadtarchäologie Dortmund erkundigen.

Wie dem auch sei: den Helenenbergweg als Ortslage halte ich persönlich für eher unwahrscheinlich. Und auch hier müsste man aber auf eine glücklichen Zufall bei künftigen Bauarbeiten hoffen, um archäologische Informationen  zu erhalten.

Angesichts der schwierigen Quellenlage halte ich aber die Bestimmung der ungefähren Lage des Ortes für derzeit ausreichend – vielleicht kommt ja eines Tages doch noch (wie bei der Mühle an der Emscher) irgendwo Verwertbares aus der Erde. Es  bleibt spannend.

Quellen =

  • Hücker
  • Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark, Bd. 16, 1908
  • Mitteilung Dr. Austermann vom 20.05.2016