Postststion in Brünninghausen: Unterschied zwischen den Versionen

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Auf dieser Katasterkarte von 1927 ist oben das Thomas Haus zu erkennen. Rechts daneben geht die heutige Ardey Str. nach Dortmund ab.
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Ein historischer Postkutschen-Meilenstein am Eingang zum Rombergpark und ein steinerner Wegweiser auf der Verkehrsinsel an der ehemaligen „Kreuzung Pieper“ zeugen von der ruhmreichen Vergangenheit des Dörfchens. Ein weiterer Meilenstein fand an der Hermannstraße in Hörde gegenüber dem Emscher Tor des ehemaligen Phönix-Stahlwerkes, wo Berghofer Straße und Schüruferstraße zusammenstoßen, seinen Platz.
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Die freie Reichsstadt Dortmund hatte es 1784 versäumt, die Landstraße über die „Steinerne Brücke“ nach Brünninghausen ( heute Ardeystr.) als Chaussee auszubauen. Dortmund hatte sich durch dieses Versäumnis selbst von der Haupt-Postkutschenstrecke abgeschnitten.
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Dabei hätte die Stadt mit dem Ausbau der eigenen Straßen zu gepflasterten Chausseen dagegen halten können. Doch der knausernde Rat und protestierende Bürger scheuten den finanziellen Aufwand und damit blieben sowohl die Ardeystraße wie  der Hellweg zwischen Bochum und Dortmund einfache Landwege.
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Dortmund erfüllte die Bedingungen  für den Chausseebau nicht.
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Dortmund hatte sich durch dieses Versäumnis selbst von der Haupt-Postkutschenstrecke abgeschnitten. Zwischen Dortmund und Brünninghausen wurde später eine Nebenlinie eingerichtet, um wieder Anschluss an die Hauptlinie Köln-Berlin zu bekommen.
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Der Straßenbau in unserer Heimat war ein wesentlicher Punkt und eine Notwendigkeit um die Wirtschaft anzukurbeln und um ein gut funktionierendes Postfahrwesen einzurichten. Friedrich der Große legte schon am 07.Januar 1789 in einer Verordnung für die Grafschaft Mark fest dass ein Ausbau der Straßen in seinem Reich notwendig war.
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Unterstützt wurde der „Chausseebau“  von seinen Ministern Freiherr von Heinitz sowie Freiherr von und zum Stein, welche diese Notwendigkeit förderten und einsahen.
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Der Ausbau der Chaussee in Brünninghausen wurde schon 1793 vorangetrieben
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Dies hatte zur Folge dass der „alte Salzweg“ über die heutige Stockumer Str. immer mehr verschwand.
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Für den Ausbau der Straßen war ein Maß von 48 Fuß also ca. 16 Meter vorgesehen.
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Brünninghausen beendete den Ausbau der Straße um 1813 so das
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die Poststrecke von Unna-Aplerbeck-Hörde-Brünninghausen-Barop-Eichlinghofen-Witten-Bochum-Essen verlief, also durch Brünninghausen, vorbei an der Gaststätte von Heinrich Thomas.
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Im damaligen „Cursbuch“ sind von Brünninghausen wöchentlich 13 Kutschenverbindungen nach Cöln-Minden, Wesel, Unna, Elberfeld und Dortmund aufgelistet.
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Für Heinrich Thomas war diese Veränderung natürlich ein großer Gewinn.
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Das durch diese Poststation seine Schankwirtschaft auflebt ist mehr als verständlich. Ein weiterer Gewinn war es das der Posthalter Wortmann welcher  einen kleinen Braubetrieb hatte, aufgab, da seine Scheune mit dem „ Brauhaus“ abbrannte.
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Hier entstand für den Ort Brünninghausen ein sehr wichtiger Knotenpunkt  in der Verkehrs Geschichte von Brünninghausen welcher  die weitere Entwicklung von Brünninghausen nur  positiv beeinflussen konnte.
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Brünninghausen bekam durch diese Einrichtungen eine besondere Bedeutung im Dortmunder Süden.
  
 
[[Kategorie:Brünninghausen]]
 
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Aktuelle Version vom 31. März 2022, 19:05 Uhr

Die Kaiserbrauerei in Brünninghausen

Kopf einer Rechnung von 1914



Die Kaiserbrauerei in Brünninghausen.

Hier in Brünninghausen stand von 1843 - 1932 in der Bierstadt Dortmund die Kaiser-Brauerei Brünninghausen

1843 Gründung durch den Gastwirt Heinrich Dietrich Thomas

1872 Umwandlung in eine Aktienbrauerei durch Carl Thomas

1923 Übernahme und Stilllegung durch die Ritterbrauerei

1932 Abriss der Brauereigebäude

1956 Abriss der Brauereigaststätte

Carl Thomas (1828 - 1900) wurde auf dem Bauernfriedhof Renninghausen begraben


Wir betreten den alten Bauernfriedhof in Renninghausen und finden direkt neben dem Hauptweg links, einen großen alten Grabstein, welcher der Familie Thomas gehört. Auf diesem Grabstein steht neben dem Namen auch der Beruf des Verstorbenen.


thump

Inschrift:

Unseren Unvergesslichen Eltern Brauereibesitzer CARL THOMAS geb. 17.Oktober 1828 gest. 1 Mai 1900 und EMILIE THOMAS geb. Türck geb. 16 Januar 1840 gest. August 1900

gewidmet von ihren dankbaren Kindern

Hier finden wir einen ersten Hinweis auf den Brauereibesitzer Carl Thomas aus Brünninghausen, dem Besitzer und Erbauer der Kaiserbrauerei, der auf dem alten Bauernfriedhof in Renninghausen seine letzte Ruhestätte fand

Die Vorgeschichte


Am Anfang des 19. Jahrhundert gehörten sämtliche bäuerliche Güter zum Hause Romberg. Als in der Grafschaft Mark, also unsere Heimat, die damals noch zum Großherzogtum Berg gehörten ein Gesetz erlassen wurde welches die Bauernbefreiung regeln sollte, verhinderte die Anwendung, der damalige Freiherr Gisbert von Romberg dies auf seinen Höfen. Dieses am 12 Dezember erlassenen Gesetz wurde von Romberg, der auch Präfekt des Ruhr-Departements war, nicht anerkannt. Romberg argumentierte das bei dem zum Hause Romberg gehörenden Höfe und Kotten die rechtliche Voraussetzung nicht vorlag und somit keine Ablösung der grundherrlichen Lasten erfolgen könne. Es gelang Romberg sogar diese Ansicht bis in die zweite Hälfte des Jahrhunderts aufrecht zu halten obwohl die Grafschaft Mark wieder an Preußen zurück gefallen war. Erst mit der Revolution von 1848 änderte Romberg seine Meinung.

Caspar von Romberg hatten schon in den Jahren vorher viele Güter, Höfe bewusst verkleinert um Kotten zu schaffen damit er viele abhängige Arbeitskräfte hatte. Meist konnte ein Kötter nicht von dem Ertrag seines Kotten leben und war gezwungen seine Arbeitskraft bei Romberg anzubieten.

Caspar Adolf von Romberg hat ohne Genehmigung des Schulten Hofes zu Brünninghausen und somit ohne behördliche Genehmigung einen Neubau errichten lassen, in dem der Hammerschmidt Ohle mit einer Schankwirtschaft unterkommen sollte. In der Zeit des Chausseebaues 1792-1793 versprach eine Schankwirtschaft gutes Geld Von Romberg hat natürlich das Recht der Hausbrauerei für sein Gut, konnte dies aber wirtschaftlich nicht nutzen. Er erkannte wie dieser Teil von Brünninghausen aufstrebte, er brauchte deshalb eine Braustätte um gewinnbringend Bier zu verkaufen.

Der Schultenhof ließ aber diese Eigenmächtigkeit von Romberg nicht durchgehen und erteilte nicht dem Hammerschmidt Ohle das Schenkbetrieb sondern Wilhelm Wortmann. Das Schankrecht wurde dem Schmiedemeister Ohle entzogen, und ging 1802 auf dem Wegegeldeinnehmer und Posthalter und Wirt Wilhelm Wortmann aus Dortmund über, schreibt Wilhelm Hücker. Wortmann hatte das Schankrecht in einem Haus welches in den Jahren 1792-1793 entstanden ist. Wortmann erhielt 1802 auch das Braurecht. Auf dem obigen Foto ist das Wortmann Haus rechts neben dem Pferd zu erkennen Dieses Brauhaus brannte 1832 ab wurde zwar wieder aufgebaut aber Wortmann führte danach das Schank und Braurecht nicht weiter aus.


Als der Freiherr von Romberg 1818 auf der anderen Straßenseite ein Haus baute, wurde das Fachwerkhaus dann von Heinrich Thomas gepachtet. Dieses Haus das spätere Stammhaus welches bis 1826 noch der Familie Romberg gehörte, wurde dann von Heinrich Thomas übernommen. Hier richtete er eine seine Schankwirtschaft ein, den späteren Kaiserkrug.

Heinrich Thomas der in den Freiheitskriegen gegen Napoleon gekämpft hatte kam schwer verwundet aus dem Krieg zurück. Aufgrund seiner Verwundung stand ihm eine kleine Zivilversorgung zu. Diese Zivilversorgung auch Invalidenrente und sein Gehalt als Wegewerter brachte ihm ein kleines bescheidenes Einkommen welches zum Überleben reichte und um den Kotten zu mieten. Heinrich Thomas soll trotz seines Kriegsleidens ein beweglicher und tüchtiger Mann gewesen sein.


Mit seinen kleinen Einkünften und seinem Gewinn als Wirt aus der Schankwirtschaft konnte er dann das Haus des Freiherrn von Romberg kaufen. Dieser Kauf muss im Jahre 1828 geschehen sein, da von Romberg zuletzt 1827 als Eigentümer erwähnt wurde.

Durch diese Entwicklung entstand das Gasthaus des Wirtes Heinrich Dietrich Thomas geboren am 25.02.1794 in Berghofen, verstorben in Brünninghausen am 11.08.1852. Schon sein Vater hatte in Berghofen eine Gastwirtschaft, so das Heinrich Dietrich diese Art des Lebens bekannt war. Heinrich Dietrich Thomas legte mit dem Ausbau des Hauses zum „Stammhaus“ den Grundstein für die spätere Thomas Brauerei die unter dem Namen Kaiserbrauerei bekannt wurde.


Das Stammhaus

400px

Diese alte Ansicht zeigt das Stammhaus welches 1818 von Romberg erbaut wurde und den Namen Kaiserkrug trug und als Stammhaus der Kaiser Brauerei galt. Der Ziegelanbau ist um 1900 entstanden, in ihm war der Kaiser Saal untergebracht. Der Kaiser Saal wurde 1932 mit der Brauerei abgerissen. Dieser Abriss ist an dem zweiten Foto zu erkennen welches in den 50 Jahren des zwanzigsten Jahrhundert entstanden ist.

Brünninghausen Stammhaus.jpg

Auf dieser Ansicht ist das Stammhaus vor dem Abriss zu erkennen. Deutlich sind die Spuren des Kaisers Saales zu erkennen

Auf dieser Katasterkarte von 1927 ist oben das Thomas Haus zu erkennen. Rechts daneben geht die heutige Ardey Str. nach Dortmund ab. Nr. 1 ist die heutige Stockumer Straße und Nr. 2 die Hagener Str.

Thomas Haus.jpeg

Am 01.Januar 1822 war für das damalige Dorf Brünninghausen ein wichtiges Jahr: Es wurde hier eine Poststation eingerichtet, mit Postwärteramt und Posthalterei, verbunden mit der Gelegenheit für einen Pferdewechsel, denn damals war es ein Privileg, Reisende mit von Pferden gezogenen Postkutschen von Ort zu Ort zu befördern. Diese Strecke gehörte zum Hauptkurs einer Königlichen Fahrstrecke und war somit für Brünninghausen von großer Bedeutung Ein historischer Postkutschen-Meilenstein am Eingang zum Rombergpark und ein steinerner Wegweiser auf der Verkehrsinsel an der ehemaligen „Kreuzung Pieper“ zeugen von der ruhmreichen Vergangenheit des Dörfchens. Ein weiterer Meilenstein fand an der Hermannstraße in Hörde gegenüber dem Emscher Tor des ehemaligen Phönix-Stahlwerkes, wo Berghofer Straße und Schüruferstraße zusammenstoßen, seinen Platz. Die freie Reichsstadt Dortmund hatte es 1784 versäumt, die Landstraße über die „Steinerne Brücke“ nach Brünninghausen ( heute Ardeystr.) als Chaussee auszubauen. Dortmund hatte sich durch dieses Versäumnis selbst von der Haupt-Postkutschenstrecke abgeschnitten. Dabei hätte die Stadt mit dem Ausbau der eigenen Straßen zu gepflasterten Chausseen dagegen halten können. Doch der knausernde Rat und protestierende Bürger scheuten den finanziellen Aufwand und damit blieben sowohl die Ardeystraße wie der Hellweg zwischen Bochum und Dortmund einfache Landwege.

Dortmund erfüllte die Bedingungen für den Chausseebau nicht. Dortmund hatte sich durch dieses Versäumnis selbst von der Haupt-Postkutschenstrecke abgeschnitten. Zwischen Dortmund und Brünninghausen wurde später eine Nebenlinie eingerichtet, um wieder Anschluss an die Hauptlinie Köln-Berlin zu bekommen.

Der Straßenbau in unserer Heimat war ein wesentlicher Punkt und eine Notwendigkeit um die Wirtschaft anzukurbeln und um ein gut funktionierendes Postfahrwesen einzurichten. Friedrich der Große legte schon am 07.Januar 1789 in einer Verordnung für die Grafschaft Mark fest dass ein Ausbau der Straßen in seinem Reich notwendig war. Unterstützt wurde der „Chausseebau“ von seinen Ministern Freiherr von Heinitz sowie Freiherr von und zum Stein, welche diese Notwendigkeit förderten und einsahen. Der Ausbau der Chaussee in Brünninghausen wurde schon 1793 vorangetrieben Dies hatte zur Folge dass der „alte Salzweg“ über die heutige Stockumer Str. immer mehr verschwand. Für den Ausbau der Straßen war ein Maß von 48 Fuß also ca. 16 Meter vorgesehen.


Brünninghausen beendete den Ausbau der Straße um 1813 so das die Poststrecke von Unna-Aplerbeck-Hörde-Brünninghausen-Barop-Eichlinghofen-Witten-Bochum-Essen verlief, also durch Brünninghausen, vorbei an der Gaststätte von Heinrich Thomas. Im damaligen „Cursbuch“ sind von Brünninghausen wöchentlich 13 Kutschenverbindungen nach Cöln-Minden, Wesel, Unna, Elberfeld und Dortmund aufgelistet. Für Heinrich Thomas war diese Veränderung natürlich ein großer Gewinn. Das durch diese Poststation seine Schankwirtschaft auflebt ist mehr als verständlich. Ein weiterer Gewinn war es das der Posthalter Wortmann welcher einen kleinen Braubetrieb hatte, aufgab, da seine Scheune mit dem „ Brauhaus“ abbrannte.

Hier entstand für den Ort Brünninghausen ein sehr wichtiger Knotenpunkt in der Verkehrs Geschichte von Brünninghausen welcher die weitere Entwicklung von Brünninghausen nur positiv beeinflussen konnte. Brünninghausen bekam durch diese Einrichtungen eine besondere Bedeutung im Dortmunder Süden.