Riewendt
Hans Riewendt (geb. 1907) hatte von 1928 bis 1932 Geodäsie studiert. Seine erste Stelle erhielt er beim Kulturamt Stendal.
Im Krieg wurde er Wachtmeister der Flak-Artillerie und Flakzugführer und befand sich in einer Feldstellung an der Donau südlich von Wien, als ihn im Frühjahr 1942 die Berufung in den Vermessungsdienst erreichte. Diese beruhte wahrscheinlich auf einem Erlass, dass vermessungstechnische Fachleute entsprechend eingesetzt werden mussten.
Er kam dann als Vermessungsrat a.K. (August 1942 Regierungsvermessungsrat a.K., Oktober 1942 Regierungsvermessungsrat d.B.) zum LGK Wien, wo er mit Kraschl und Dolezal[1] zusammentraf. Zu jener Zeit kämpften die Beamten darum, als Truppenangehörige anerkannt zu werden und z.B. Stander am Kraftfahrzeug führen zu dürfen.
Die Hauptaufgabe des Sachgebiets Vermessung des LGK waren Stellungsvermessungen im Raum Wien, aber auch – unter Partisanenbedrohung – bis nach Jugoslawien und Montenegro sowie in Schlesien. Dabei hatte die Flak den größten Bedarf. Die Nachjagd(leit)stellungen besaßen damals Rundsuchanlagen vom Typ "Jagdschloss"; die Einmessung der Grundrichtung der Radargeräte war eine weitere Vermessungsaufgabe.
Ferner waren Vorträge über Karten- und Vermessungswesen für Flak-Offiziere zu halten.
1943 wurde Riewendt nach Brünn abgeordnet, wo sich eine Unterabteilung der Wiener Vermessungsdienststelle für das Protektorat Böhmen und Mähren befand.[2]
Einsatzvermessungstrupp (EVT) |
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Ein EVT umfasste 10 Mann und unterstand dem Chef des Stabes des Luftgaukommandos.[3]
Die EVT verfügten zunächst nicht über eigene Kfz und waren auf Eisenbahntransport oder Abholung durch den anfordernden Verband angewiesen. An Vermessungsinstrumenten gab es Theodolit und Nivellier. Die Auswertung und Kartierung erfolgte innerhalb des Trupps; so hat Riewendt selbst eine Triangulation berechnet. An Waffen waren vorhanden
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Im Dezamber 1943 wurde Riewendt zum LGK I Königsberg versetzt, vom 01.11.1944–20.01.1945 zum EVT (Einsatzvermessungstrupp) Bromberg. Dieser arbeitete weitgehend unabhängig von Königsberg, da man sich von dort aus wenig um die Kollegen kümmerte.[6] Verpflegungsmäßig war der EVT dem Fliegerhorst Bromberg unterstellt. Der Zuständigkeitsbereich umfasste die Flak-Stellungen hauptsächlich im Raum Westpreußen und Danzig.
Als im Januar 1945 die Front näher rückte und die Flucht erforderlich wurde, organisierten sie sich Lastkraftwagen und zwei Fahrer, die mit Munition in den Osten gekommen waren, verbrannten die Unterlagen, nahmen aber die Vermessungsinstrumente mit und natürlich die Karten, die für die Fahrt nach Westen gebraucht wurden. In Stargard trafen sie sich mit dem Rest des LGK. Es ging dann weiter bis nach Schwerin. Von dort wurde sein Trupp zum OKL (Herren Busch und Thoma) nach Berlin gerufen, wo er den Auftrag erhielt, Quartier für die Gruppen I Bild und I Meß in Erfurt zu suchen. Im benachbarten Weimar gelang dies.
Nach den Luftangriffen auf Dresden am 13.–15.02.1945 wurden die Kräfte weiter verteilt. Riewendt wurde nach Dänemark abgeordnet. Über das ihm gut bekannte Stendal gelangte er nach Vejle, wo ein EVT in der Badeanstalt untergebracht war.[7] Damals waren von dort sogar noch Dienstreisen möglich.[8]
Am 04.05.1945 erfolgte eine Teilkapitulation der Wehrmacht.[9] Wieder galt es, sich mit Personenkraftwagen und Kraftrad des EVT in Richtung der deutschen Grenze abzusetzen. Sie kamen bis zu einem Dorf bei Flensburg[10], wo es für sie nichts mehr zu tun gab; also halfen sie, wo sie konnten, z.B. bei der Heuernte.
Dann kam Riewendt ins Lager in Gettorf, wo er Dolezal und Oberst Schwertfeger traf. Später wurde er ins Lager Büsum verlegt, wo er im Privatquartier untergebracht war und Badeferien verlebte.
Als die Entlassung der Kriegsgefangenen bis einschließlich Oberstleutnant anstand, wurde er erst nicht berücksichtigt, obwohl er als Vermessungsrat auch Stabsoffiziersrang besaß. Erst später wurde er (in Munsterlager?) nach Hannover entlassen.
Quelle:[11]
- ↑ Dolezals Großonkel war Professor in Wien, Dolezal selbst später in Peenemünde
- ↑ Erst Ende 1944 wurde das LGK XV in Prag eingerichtet.
- ↑ Protokoll Riewendt
- ↑ Der Autor könnte sich hier auch mittlere Beamte vorstellen.
- ↑ Der Autor vermutet hier eine Stabshelferin, vgl. die Stabshelferinnen in der selbst. Gruppe I Meß
- ↑ Dies entsprach Dr. Buschs Grundsatz, den Kollegen im Vertrauen auf ihre Ausbildung möglichst freie Hand zu lassen.
- ↑ muss damals zum LGK IX Hamburg gehört haben, vgl. Synchronopse
- ↑ Riewendt erinnerte sich, eine große Stadt mit Dom und Hafen aufgesucht zu haben.
- ↑ Riewendt hatte den Eindruck, "zu diesem Zeitpunkt trat Dänemark in den Krieg ein."
- ↑ Riewendt nannte ihn Espersdorf, vielleicht meinte er Westerholz?
- ↑ Protokoll Riewendt