Teil III: Von der Gründung der Bundeswehr bis zur Wende. Der Militärgeographische Dienst in der Teilstreitkraft Luftwaffe der Bundeswehr 1955–1990
IN ARBEIT! |
Überblick
1956 | Aufstellung des Dezernats Fliegerkarten der MilGeo-Dienststelle unter Hauptmann Diestel | |
1957 | Aufstellung der Kartographischen Zeichenstelle der Zentralstelle für die militärische Flugsicherung (ZmFS) | |
01.11.1961 | Einsetzung von MilGeo-Stabsoffizieren (MilGeoStOffz) bei den Luftwaffengruppenkommandos (LwGrpKdo) Nord/Süd mit je einem Kartenlager | |
02.01.1964 | Major Diestel wird erster MilGeoStOffz im Luftwaffenamt (LwA) | |
01.10.1968 | Aufstellung der Zentrale für Radarbildvorhersage der Luftwaffe (ZRadarBVLw), die Radarbildvorhersagen für F-104 STARFIGHTER und F-4 PHANTOM auf photographischem Wege mittels Reliefmodellen herstellt | |
15.02.1971 | Auflösung der LwGrpKdo, MilGeoStOffz werden zum LwA versetzt | |
26.10.1981 | Planungen für die Einrichtung einer Kartenfilmstelle im LwA (zur Herstellung von Kartenfilmen für PA-200 TORNADO) | |
01.04.1983 | Umgliederung der ZRadarBVLw zur Navigationsunterstützungszentrale für fliegende Waffensysteme (NavUZflgWS) unter Einrichtung einer Kartenfilmstelle | |
01.04.1985 | Auflösung der Kartographischen Zeichenstelle, die teilweise vom LwA, Dezernat MilGeo übernommen wird | |
07.09.1985 | Erlass der Dienstanweisung für den Dezernatsleiter MilGeoLw im LwA als "Stabsoffizier Militärisches Geowesen in der Luftwaffe (StOffzMilGeoLw)" | |
01.10.1988 | Der Autor dieser Website wird ins Dezernat MilGeoLw versetzt | |
03.10.1990 –31.12.1991 |
Siehe Teil VI Eingliederung der NVA in die Bundeswehr; der Leiter der Arbeitsgruppe Militärtopographischer Dienst im Kommando Luftstreitkräfte/Luftverteidigung (Ltr AG MTD Kdo LSK/LV) fungiert als StOffzMilGeo der 5. Luftwaffendivision (StOffzMilGeo 5. LwDiv) | |
1991–1992 | Siehe Teil V Ende der Herstellung von Radarbildvorhersagen | |
15.10.1991 | Beginn der DV-gestützten MilGeo-Versorgung | |
01.09.1992 | Unterstellungswechsel der Zentralen Kartenstelle vom Luftwaffenunterstützungsregiment Wahn zum LwA, Ausbau zum Zentralen Kartenlager und Krisenkartenlager der Luftwaffe | |
Jan. 1993 | Ein bereits vor der Wende, damals jedoch für den Bereich Schlesweig-Holstein, geplantes drittes Kartenlager der Luftwaffe wird als Kartenlager Ost einsatzbereit | |
31.12.1993 | Einstellung des Bildflugbetriebs mit der CANBERRA; dieses Flugzeug gehörte nicht der Luftwaffe, sondern dem Amt für Militärisches Geowesen (AMilGeo) | |
01.04.1994 | In der Luftwaffenstruktur 4 wird das Personal des Dezernats MilGeoLw um 25 % gekürzt; später werden einige Dienstposten wieder zurückgewonnen. | |
Oktober 2000 | Aufgrund der neuen Geschäftsordnung für das LwA entsteht ein neues Logo des Dez MilGeoLw für den Briefkopf | |
2000–2002 | In der Luftwaffenstruktur 5 werden der Militärgeographische Dienst und der Geophysikalische Beratungsdienst der Bundeswehr zusammengeführt; das Dezernat MilGeoLw im LwA wird aufgeteilt auf die neuen Abteilungen Geoinformationswesen (Abt GeoInfo) bei LwA und Luftwaffenführungskommando, das Luftwaffenunterstützungsregiment WAHN sowie das neue Amt für Geoinformationswesen der Bundeswehr, das auch die Kartenlager erhält. Dienstposten und Aufgabe des StOffzMilGeoLw, insbesondere die koordinierende Funktion innerhalb der Luftwaffe und TSK-übergreifend für die fliegenden Verbände der Bundeswehr, entfallen. |
Konzeptionsphase: Arbeitsgruppe MilGeo (Luft)
Die ersten kartographischen Arbeiten begannen am 1. Oktober 1958 in der Kartenstelle der Zentralstelle für militärische Flugsicherung in der Abteilung Fernmeldewesen und Elektronik des Allgemeinen Luftwaffenamtes (der späteren Kartographischen Zeichenstelle in der Inspektion der Führungsdienste des Luftwaffenamtes), die verschiedene Luftfahrtkarten herstellte, später auch Fliegerkarten.
Arbeitsgruppe MilGeo (Luft)...? oder kommt diese erst in der nächsten Phase?
Aufbauphase: Von der dezentralen zur zentralen Organisation
Am 1. November 1961 wurden die ersten MilGeo-Stellen der Luftwaffe eingerichtet. Es handelte sich zunächst um die MilGeo-Stabsoffiziere als Dezernenten bei den damaligen Luftwaffengruppenkommandos Nord (Münster) und Süd (Karlsruhe). Ihnen wurde jeweils ein Luftwaffen-Hauptkartenlager in Diepholz bzw. Mannheim zugeordnet. Diese Kartenlager wurden bereits damals durch logistische Verbände betrieben. Eine zentrale MilGeo-Stelle für die Luftwaffe konnte anfangs nicht durchgesetzt werden.
Nach jahrelangem Ringen gelang Anfang 1964 die Schaffung einer zentralen MilGeo-Stelle für die Luftwaffe im Luftwaffenamt. Während der Planungsphase wechselte der Begriff für neue Teileinheit zwischen "MilGeo (Luft)", "A3-A2 Geo" (!), "A3 Geo" bzw. "Luftwaffen-Geo-Offizier", um schließlich zum Dezernat "Zentralabteilung A3 I f" zu werden. Hier wie auch bei den Luftwaffengruppenkommandos war das Militärische Geowesen also letztendlich dem Führungsgrundgebiet A 3 zugeordnet.
Am 2. Januar 1964 nahm Major Diestel seine Tätigkeit als MilGeo-Dezernent im Luftwaffenamt auf. Schon im Krieg mit der Entwicklung von Kartengeräten der Luftwaffe befasst, war er bisher in der MilGeo-Dienststelle (Vorläufer des Amtes für Militärisches Geowesen) Dezernent für Fliegerkarten (K 2). Nunmehr war er fachdienstliche Spitzendienststelle der Luftwaffe und gleichzeitig dem Verteidigungsministerium, Referat Fü B III 8 (dem späteren Leiter Militärisches Geowesen) fachdienstlich unterstellt. Damit diente er - wie sein Vorgänger im Ersten Weltkrieg und wie auch für die EVG geplant - der Luftwaffe als MilGeo-Spezialist und dem Militärgeographischen Dienst als Luftwaffen-Fachmann.
Seine Aufgabe war es nun - und war es bis zum Schluss für seine Nachfolger -, das gesamte Fachgebiet des Militärischen Geowesens in der Luftwaffe zu regeln und zu koordinieren. Hierzu gehören die Beschaffungs- und Herstellungsaufgaben, die Versorgung und Bevorratung von MilGeo-Unterlagen (das sind Karten und militärlandeskundlichen Unterlagen, heutzutage ergänzt durch digitale Daten), die Vermessung und das Bildmesswesens, die Geographie, die Geologie und die Ausbildung im Fachgebiet. Soweit die Aufgaben nicht in der Luftwaffe selbst erledigt werden, muss er sie mit dem Fachvorgesetzten im Ministerium und dem zentralen MilGeo-Amt abstimmen.
Konsolidierungsphase
Radar Prediction
Am 11. April 1968 übernahm Major Karl-Friedrich Seese das Dezernat im Luftwaffenamt. Am 1. Oktober desselben Jahres wurde die Zentrale für Radarbildvorhersage der Luftwaffe unter der fachlichen Aufsicht des MilGeo-Dienstes aufgestellt und begann ihre Tätigkeit unter Nutzung von Reliefmodellen des Übungs- und Einsatzgebietes der Luftwaffe. - Ende der 60er Jahre hatte sich der Begriff "Navigation/MilGeo" eingebürgert.
Anfang 1971 wurden die Luftwaffengruppenkommandos aufgelöst; deren MilGeo-Personal wurde zunächst im Fachdezernat des Luftwaffenamtes zusammengezogen, im Verlauf der nächsten Jahre jedoch ohne Rücksicht auf vorhandene Aufgaben abgebaut.
Ende 1973 wurde der A-3-Bereich des Luftwaffenamtes neu geordnet. Dabei wurden die Aufgaben Flugbetrieb, Such- und Rettungsdienst und Militärisches Geowesen mit der Kartographischen Zeichenstelle in der Gruppe A 3 II zusammengefasst.
Am 1. April 1978 übernahm Oberstleutnant Dr. Karl-Joachim Mahncke das Dezernat im Luftwaffenamt, das er 13½ Jahre lang führen sollte.
Mit der Übernahme der Geschäfte durch Dr. Mahncke änderten sich das Selbstverständnis und die Aufgabenstruktur des Dezernats gründlich. Dr. Mahncke hatte erkannt, dass der Versuch, ein Fachkommando für Navigation aufzubauen, von vornherein zum Scheitern verurteilt war, weil Navigation eine so verbreitete Aufgabe ist, dass sie bereits von einer Vielzahl von Dienststellen verantwortlich und erfolgreich bearbeitet wird. Daher wurden nun bei jeder sich bietenden Gelegenheit navigationsbezogene Aufgaben abgeschichtet. So war die Wegversetzung des Oberstleutnant Stuth Anlass, die (ohnehin nicht durchgeführte, offenbar gar nicht erforderliche) Aufgabe der Vorschriftenbearbeitung für das Navigationswesen zu streichen, und die Bearbeitung von Navigationsgerät wurde – unbeschadet der Bewertung aus MilGeo-Sicht – dem General der Luftwaffenrüstung überlassen, nachdem es bereits Kompetenzstreitigkeiten gegeben hatte. Der Begriff "Navigation" wurde auch in der bezeichn ung des Dezernats fallengelassen, da der damit verbundene Anspruch den tatsächlichen Aufgaben nicht mehr entsprach und auch noch nie entsprochen hatte. Statt dessen nahm Dr. Mahncke die grundsätzliche Regelung des MilGeo-Wesens in der Luftwaffe in Angriff und verfasste eine Reihe von besonderen Anweisungen[1], die eine wesentliche Lücke schlossen und für Klarheit und Arbeitserleichterung insbesondere auf dem Gebiet der Kartenversorgung sorgten.[2]
Kartenfilmherstellung
1981 wurde im Zusammenhang mit der Entwicklung des Waffensystems TORNADO die Einrichtung eines Betriebes zur Herstellung von Kartenfilmen gefordert und ab 1983 unter Umgliederung der Zentrale für Radarbildvorhersage in die Navigationsunterstützungszentrale für fliegende Waffensysteme realisiert.
Am 17. September 1985 erließ der Inspekteur der Luftwaffe eine Dienstanweisung, die auf der Basis der MilGeo-Grundsatzweisung Bezeichnung, Aufgaben und Zuständigkeiten des Stabsoffiziers Militärisches Geowesen in der Luftwaffe (StOffzMilGeoLw) und seines Dezernats (MilGeoLw) definierte.
In den Jahren 1985/86 war das Dezernat mit der Bearbeitung einer Studie zur Neuverteilung der Tieffluggebiete in der Bundesrepublik befasst ("49er-Studie"). Ziel war die Reduzierung der Fluglärmbelastung. Das Ergebnis wurde jedoch nicht implementiert.
Eingliederung der Teileinheit Kartenredaktion der KartZeichSt, Abgrenzung zur Flugsicherungs-Kartographie
Als 1987 die Kartographische Zeichenstelle aufgelöst wurde, musste die Herstellung der Tiefflugkarte 1:250.000 an die Briten abgegeben werden. Später hat das Amt für Militärisches Geowesen diese Aufgabe übernommen.
Ausgliederung aus dem A 3-Bereich
1988 wurde im Rahmen der Reorganisation des A-3-Bereiches die Gruppe A 3 II als Abteilung "Flugbetrieb in der Bundeswehr" ausgegliedert.
Luftfahrthindernisse
Ein wesentlicher Bestandteil der Tiefflugkarten sind die Informationen über Luftfahrthindernisse. Das Luftverkehrsgesetz regelt das amtliche Meldewesen für Hindernisse ab 100 m (328 ft) Höhe über Grund. Die NATO fordert Angaben aber bereits ab 200 ft über Grund. Die Lücke zwischen 200 und 328 ft hat StOffzMilGeoLw durch verschiedene Maßnahmen zu schließen versucht. - Mit der Zeit verschärfte sich die Situation vor allem im Bereich der Windkraftanlagen immer mehr.[3]
Einsatz von Wehrpflichtigen im Dezernat
Unsere Wehrpflichtigen waren immer wertvolle und unverzichtbare Mitarbeiter. Sie wurden früher bei Buchungsarbeiten in der Bestandsführung eingesetzt, später vor allem im Kartenlager.
Die Wende
1989 wurde Deutschland von der Wende und dem Mauerfall überrascht, dem 1990 die Wiedervereinigung und – durch Eingliederung der NVA in die Bundeswehr – die Schaffung der Armee der Einheit folgte.
Daher wird im folgenden Teil IV zunächst die Entwicklung des Militärtopographischen Dienstes in den Luftstreitkräften und der Luftverteidigung der NVA bis 1990 dargestellt. Danach geht es im Teil V um die weitere Entwicklung in der Bundeswehr bis zur Auflösung des Fachdienstes 2002.
- ↑ Besondere Anweisungen für das Militärische Geowesen in der Luftwaffe, BesAnMilGeoLw
- ↑ ______ Abgrenzung auch historisch betrachten! Boog S.286f
- ↑ Am 01.05.2012, nach der Energiewende, also außerhalb des Zeitraums, den diese Studie abdecken will, wurde in der Abt FlBtrbBw sogar ein spezielles Dezernat für dieses Aufgabengebiet aufgestellt, das die traditionelle Bezeichnung "Dezernat c" erhielt.