17. Oktober 1941

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Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Chronik 40–45

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

Chronik 45–49

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Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

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GEO INFO
Krasno Pawlowka Karte — map

Schon drei Tage lang greift unser Bataillon erfolglos Krasno Pawlowka an.[1] Die Verluste sind hoch. ••• S. 45a: Bilder; S. 45b •••Der Iwan verteidigt sich verbissen und hartnäckig. Hier zeigt sich, dass der Russe, obgleich auch im Angriff sehr hart, seine größten kämpferischen Leistungen in der Verteidigung vollbringt. Es ist die Kampfesart, die seiner Mentalität – der Passivität – am meisten entspricht. Hier leistet er Ungewöhnliches an Härte, Leidensfähigkeit und Todesbereitschaft. Er kämpft bis zur letzten Patrone und lässt sich vom Angreifer in seinem Schützenloch erschlagen oder tötet sich selbst. Ich habe derlei mehrfach erlebt, muss aber hinzufügen, dass es auch viele Fälle von mutlosem Zurückweichen und angstvoller Flucht gab.

Einflüsse des Volkscharakters auf die Kampfesweise sind natürlich und offensichtlich. Den Norwegern und Briten sagt man eine zwar harte aber allgemein ritterliche Kampfesweise nach. Der Russe kämpft oft heimtückisch und hinterhältig. Deutlich wird die Andersartigkeit der Völker auch in der Art und Weise, wie sie ihre Gefangenen behandeln.

Hier nur einige wenige Beispiele für die russische Verhaltensweise, die sich aus ihrer Mentalität ergibt:

  • Täuschung, Verschlagenheit bis zur Heimtücke: Beobachtungsstand in einem ausgehöhlten Grab. Annäherung der ersten Welle in deutschen Uniformen oder mit erhobenen Händen bis dicht an unsere Stellungen und plötzlicher Angriff der verdeckt nachgefolgten Bewaffneten. Verminung von Haustüren und Öfen in den Häusern der von ihnen geräumten Dörfer. Zurücklassen von falschem Kartenmaterial zur Irreführung unserer Artillerie beim Schießen.
  • Misstrauen: Strengste Geheimhaltung, große Wachsamkeit, scharfe Kontrollen durch die Posten, mehrfach ausgebaute Sicherheitsanlagen.

Selbstverständlich arbeiten alle Armeen mit derartigen Tricks, aber der Russe ist auf diesem Gebiet haushoch überlegen, besonders, weil er bedenkenlos Methoden anwendet, die wir aus moralischen Gründen ablehnen. Der Russe ist eben anders als wir.

Besonders typisch ist das Vorgehen der sowjetischen Truppenführung, die bei ihren taktischen Planungen keinerlei Rücksicht auf Menschenleben nehmen. Ich meine die kaltblütige Verschwendung von Menschenleben, die sture Wiederholung gescheiterter Angriffe an derselben Stelle ohne Rücksicht auf Verluste. Rücksichtslose Opferung von Vorposten, Stützpunkten und ganzen eingeschlossenen Verbänden, die verlustreichen Massenangriffe und anderes mehr. Die sowjetische Führung braucht sich bei den unbegrenzten Menschenmassen dieses Millionenvolkes keine Sorgen um Ersatz zu machen, was sich europäische Strategen nicht leisten könnten. Zweifellos hat die sowjetische militärische Führung ihre anfängliche taktische Unfähigkeit durch den Masseneinsatz an Menschen wettgemacht. Aber unbeschadet dieser Erklärungen lässt dieses Verhalten der Sowjets auch eine den asiatischen Völkern ähnliche Mentalität erkennen, die den Wert des menschlichen Lebens geringer einschätzt und die uns Europäern unmenschlich erscheint.

Nun aber zurück zum Tagesgeschehen. Unser Bataillon versucht immer wieder, den verbissenen Widerstand der Russen zu brechen. Bisher ist es ihnen trotz hoher Verluste nicht gelungen, das Dorf zu nehmen. ••• S. 46 •••Zu allem Unglück ist auch noch schlechtes Wetter dazugekommen.[2] Aber ein Teil der Verluste geht auch auf das Konto der Unvernunft der Landser. Sie griffen bei strömendem Regen an. Ziel war ein Dorf. Der Angriff ging über einen weiten, flachen Sturzacker. Aus dem Dorf prasselt ihnen ein wüster Geschosshagel entgegen. Die Landser aber hatten ihr Gewehr unter den Arm geklemmt, die Hände in die Taschen gesteckt, den Kopf in den hochgeschlagenen Rockkragen eingezogen und stapften so über den aufgeweichten Acker. Sie dachten gar nicht daran, in Deckung zu gehen. Bei dem Wetter war ihnen alles egal. Sie hätten sich lieber eine Kugel verpassen lassen als sich in den Matsch zu werfen. Und so geschah es dann auch.

Unserem Quartier gegenüber steht ein Häuschen. Davor steht ein angeschossenes Sturmgeschütz. Die Besatzung ist in das Haus eingezogen und wartet auf Ersatzteile.


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  1. wohl 15.–17.10. (KTB 257. I.D., NARA T-315 Roll 1803 Frame 001017/20, Roll 1804 Frame 000006)
  2. dieses Wetter und damit wohl auch dieses Ereignis bereits am 10.-13.10. (KTB OKW 1940–1941 S. 690-696), also während des Angriffs auf Preobrashenskoje