15. Juni 1942
GEO & MIL INFO | ||||
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Slawjansk–Siderowo | ||||
18.: Oberst de Salengre-Drabbe vertritt beurlaubten Püchler[1] 22.: Unternehmen Braunschweig beginnt[2] |
Am nächsten Morgen bringt mich der Verpflegungs-Lkw dann nach Siderowo. Hier melde ich mich bei dem Kompaniechef und dem Bataillonsführer, Oberleutnant Gust, und übernehme meinen Zug.[3]
Siderowo liegt am Rand des Doneztales, das hier mit einem fünf bis zehn Meter hohen Steilrand endet. Oben auf der Böschung liegen unsere MG-Stellungen, die von hier aus ein hervorragendes Schussfeld haben und die kilometerweite bis zum Fluss fast baumlose Ebene übersehen können. Jenseits des Flusses, der kaum zu sehen ist, erstrecken sich endlose Wälder, die die ganze Talbreite bis zu den fernen Uferhängen der Feindseite bedecken. Die Talniederung vor unserem Dorf ist eine grasbewachsene, stellenweise sumpfige Ebene, die schwer begehbar und daher ein guter Schutz ist. Bei ihrer Breite von ca. zwei Kilometern sind wir hier relativ sicher. Nur selten schießt ein russisches IG ins Dorf.[4]
••• S. Diesen Absatz später herausnehmen, ist unter dem zutreffenen Datum 29.5.42 gespeichert •••Der Ortsteil, den ich mit meinem Zug belegt habe, liegt am Ende des Dorfes und besteht nur aus einer Häuserzeile, die sich an der sandigen Dorfstraße hinzieht, während die Gärten zum Tal hin liegen. Auch das letzte Haus am Dorfausgang ist von einer meiner MG-Bedienungen belegt. Hier wohnen noch mehrere Frauen, so dass es mit den Schlafplätzen etwas knapp ist. Deshalb schläft eines der Mädchen in der Scheune. Ich habe dieses Notquartier einmal abends mit ihr zusammen besichtigt. Es ist eine Ecke der Scheune, in der ein Bett steht. Ein einfaches Bett, aber es liegt sich recht gut darin. —
Die Front ist ruhig. Von Zeit zu Zeit gehen Spähtrupps bis an den Fluss, bringen aber keine besonderen Meldungen mit. Auch die Russen schicken Spähtrupps. Einer von ihnen hat sich heute nacht im Schutz der Dunkelheit bis ans Dorf geschlichen und ein Haus überfallen. Sie wollten offensichtlich Gefangene machen. Dass Unternehmen ist ihnen aber gründlich misslungen. Sie wurden zurückgeschlagen und ließen einige Tote im Dorf.
An anderen Stellen haben kleine örtliche Gefechte stattgefunden.
Wir hören eine für uns neue Nachricht: Bei der Vernichtung des gewaltigen sowjetischen Einbruchs zwischen Charkow und Slawjansk in der roten Winteroffensive haben wir 20.000 Gefangene gemacht. Bei vielen dieser Gefangenen fand man deutsche Zigaretten und Taschenmesser mit dem Berliner Bären. Das waren die Reste unserer Marketenderwaren, die sie in Barwenkowo erbeutet hatten. Weihnachtsgeschenk der Stadt Berlin an unsere Division.
Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang |
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente |
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen |
- ↑ KTB 257. I.D., NARA T-315 Roll 1804 Frame 000912
- ↑ KTB 257. I.D., NARA T-315 Roll 1804 Frame 000909
- ↑
Gust war nicht Kompaniechef, nicht in Siderowo und nicht nach dem Lehrgang! Es war vielmehr so:
- Der Autor gehörte als MG-Zugführer zur 4. (MG-) Komp. und damit zum I./I.R. 477, das als Div.-Reserve im Christischtscher Wald nahe dem „Grünpunkt 100“ lag (KTB 257. I.D., NARA T-315 Roll 1805 Frame 001053). Die MG-Züge und Werfergruppen einer MG-Komp. wurden üblicherweise zur Verstärkung auf die drei Schützenkomp. des Bataillons verteilt.
- Dieses Batl. stellte ab 21.05.1942 je eine verstärkte Komp. dem III./I.R. 466 in Ssiderowo (die 1. oder 3. Komp.?) und dem III./I.R. 477 unter Oblt. Gust in Bogoroditschnoje (die 2. Komp.?) für den Ausbau von Stellungen „in der Tiefe“ zur Verfügung (Frame 001054/61). Die beiden Kompanien wurden möglicherweise anschließend wieder abgezogen.
- Vermutlich war der Autor mit seinem Zug zunächst, d. h. ab 21.05. in Bogoroditschnoje (nicht Siderowo) bei der 2. Komp. eingesetzt, wo ihm der Bataillonsführer (nicht Kompaniechef) Oblt. Gust am 29.05. das Infanterie-Sturmabzeichen übereichte (KTB 257. I.D., NARA T-315 Roll 1805 Frame 001052). Diese Episode liegt also zeitlich vor dem OA-Lehrgang.
- In der Nacht 31.05./01.06. löste die verstärkte 2. Komp. des I./I.R. 477, zwischenzeitlich offenbar beim I.R. 457 in Rai Gorodok eingesetzt, eine Komp. des in Siderowo liegenden III./I.R. 466 im Zuge der Übernahme des Abschnitts durch I.R. 457 ab (Frame 001072/85; Roll 1804 Frame 000900/01/16).
- Nach Rückkehr vom Lehrgang am 14.06. wird der Autor dann in Siderowo wieder seinen der 2. Komp. unterstellten MG-Zug übernommen haben.
- Die beschriebene Topographie passt eher auf Siderowo als auf Bogoroditschnoje; das Kunststoffsofa hat wohl in Bogoroditschnoje gestanden. Der Wohnort der weiblichen Bekanntschaft bleibt besser unbestimmt.
- ↑ Die im Original hier anschließenden Absätze (Verleihung des Infanterie-Sturmabzeichens) wurden unter dem zutreffenen Datum 29.5.42 gespeichert.