25. Juni 1943

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Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Chronik 40–45

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

Chronik 45–49

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

English
GEO & MIL INFO
Berestjanka Karte — map
Woljwenkowo Karte — map
kommandiert zum Feldersatzbataillon 257
Für sPzJägAbt B vorgesehene Stellungen im Bereich der 257. I.D., II fertigzustellen bis 4.7., III bis 15.7.[1]
Stellungsgruppe B6[1]
russ. Frauen bei der Feldarbeit[2]

Ich werde zum Feldersatz-Bataillon abkommandiert[3], das auf dem Hochplateau hinter unserer Sumpfstellung Artillerieschutzstellungen baut. Endlich komme ich mal aus diesem Sumpfwald heraus in freies, offenes Gelände. Ich hatte mir bei unserem Tross in Petrowskaja ein Pferd geholt und reite nun über die weite, sommerwarme Hochfläche meinem neuen Ziel entgegen. Ich genieße die freie Weite hier oben. Vor mir liegt der Feldweg, der sich in leichten Windungen in die Ferne zieht. Beiderseits des Weges dehnen sich riesige Großfelder, die schon bearbeitet sind. Nach längerem Ritt beginnt das Gelände in eine Senke abzufallen, die mit Strauchwerk bewachsen ist. Der Weg biegt scharf nach links und führt langsam in die Senke hinunter. Am Wegrand zieht sich jetzt eine Buschreihe entlang. Im Schatten des Gebüschs liegt eine Gruppe von Frauen und Mädchen, die hier die Feldarbeit besorgen und jetzt ihre Mittagspause machen. Eine von ihnen erkenne ich. Es ist meine Nachbarin aus Sagorodnoje, die junge Frau aus Wladiwostok. Sie liegt ausgestreckt im Gras und hat die Augen geschlossen. Durch den Hufschlag meines Pferdes aufmerksam gemacht, schlägt sie die Augen auf, erkennt mich und lächelt mich an. Ich grüße lächelnd zurück. Was für weite Wege diese Mädchen bei der Arbeit auf diesen riesigen Großfeldern machen müssen. Aber sie sind es gewöhnt, und sie sind ein kräftiges Volk.

Dazu erzählte Max Müller mal von der Tochter seiner Quartierswirtin. Es war schon im Sommer 1941 bei Slawjansk. Eines Tages war das Mädchen verschwunden und kehrte erst nach einer Woche zurück. Als Max sie fragte, wo sie so lange gewesen sei, antwortete sie: „In Charkow. Ich war drei Tage bei meiner Tante.“ Max fiel auf den Rücken. Charkow ist über 160 Kilometer entfernt. Er hielt ihr dann vor, dass sie täglich 40 bis 50 Kilometer gelaufen sein muss. Ihre lakonische Antwort war nur: „Nu da!“[4] (sinngemäß: „Na und?“ – was sind schon 50 Kilometer!)

An einer Wegkreuzung steht ein Richtungsschild, das auf den Regiments­gefechtsstand hinweist.[5] Dort muss ich mich erst melden. Die Bunker des Regiments liegen in einem kleinen Wald. In der Nähe befindet sich auch ein kleines Dorf.

Ich steige in den stabilen Bunker hinunter und stehe vor dem Regimentskommandeur. Laut Vorschrift muss Offizieren, die ihre Dienststelle wechseln, Nachteiliges aus ihrer Beurteilung mitgeteilt werden. Haarhaus überfliegt meine••• S. 140 ••• Papiere und sieht mich dann an. „Man bemängelt an Ihnen einen gewissen Hang zum Einzelgänger.“ Ich sage nichts und sehe ihn nur fragend an. Ich dachte, es käme noch mehr, denn mein Bataillonskommandeur, dieses Ekel, hat mir doch bestimmt noch mehr angehängt. Aber Haarhaus sagt nichts mehr dazu. So ganz Unrecht hatte er vielleicht nicht. Ich habe mit gewissen Offizieren weder gesoffen noch Karten gespielt, weil ich beides nicht kann und nicht leiden kann. Aber das kann man, wenn man will, vielleicht als Einzelgängerei ansehen. Hinzu kommt noch, dass ich zu bescheiden, zu zurückhaltend und manchmal auch zu schüchtern bin. Ich dränge mich nicht auf. Mir fehlt einfach das Geschick, mich wichtig zu machen. Nach einigen Bemerkungen schließt Haarhaus: „Das müssen Sie sich abgewöhnen.“

Ich setze meinen Weg fort. Wieder geht es über weite, baumlose Flächen, und dann bin ich am Ziel. Vor mir liegt wieder eine flache, mit Büschen und Bäumchen bewachsene Senke. Im Schatten der Gebüsche sind einige Fahrzeuge zu erkennen. Ich steige ab und melde mich beim Bataillonsführer, einem ruhigen, freundlichen Hauptmann mit gutmütigem Gesicht. Er ist im Zivilberuf höherer Beamter. Da das Bataillon erst kürzlich hier eingetroffen ist[6], sind noch keinerlei Unterkünfte vorhanden. Die Soldaten kampieren in Laubhütten, die sie aus den Zweigen der Bäume hergestellt haben. Manche haben sich ein kleines Erdloch gebuddelt, andere haben einen Erdwall aufgeworfen und ein paar Bretter darüber gelegt. Ich selbst verbringe die erste Nacht auf der blanken Erde unter einem Planwagen. Ausgerechnet in dieser Nacht regnet es[7], aber sonst ist es erträglich.


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Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

  1. 1,0 1,1 Rekonstruktion der Originalvorlage von KTB 1.PzA, NARA T-313 Roll 58 Frame 7294538 mit Hilfe der Heereskarte Rußland 1:100 000 M-37-98 Petrowskaja, diese allerdings mit neuerem Stand
  2. Foto aus der Region Smolensk, 1942, Quelle: Facebook/S. Amielin
  3. Am 15.06.1943 wurde das Feldersatz-Bataillon 257 neu aufgestellt. Am 18.06.1943 stellt H.Gr. Süd sowj. Offensivabsichten fest (KTB OKW 1943 S. 662 f.); am 24.6. lag der Plan für den Bau von Stellungen für die sPzJägAbt B vor (KTB 1.PzA, NARA T-313 Roll 58 Frame 7294538). Es müssen diese Stellungen sein, zu deren Bau das FErsBatl herangezogen wurde; der Autor kam höchstwahrscheinlich zur Stellungsgruppe B6 ostwärts Woljwenkowo, die auf der Hochfläche liegt und bis zum 4.7. fertiggestellt werden sollte. Der Weg von Sagorodnoje bzw. Petrowskaja dorthin weist viele der geschilderten Merkmale auf.
  4. ну да? Ach ja?
  5. Der Regimentsgefechtsstand müsste dann bei Berestjanka gewesen sein; Mitte Mai war er noch in Petrowskaja.
  6. Es war erst am 15.06.1943 aufgestellt worden (LdW).
  7. Am 21. regnete es nachts (KTB 1.PzA, NARA T-313 Roll 58 Frame 7293581), am 25. strichweise (7293585).