31. Januar 1945
GEO & MIL INFO | ||||
---|---|---|---|---|
Kudi | ![]() | |||
Sili | ![]() | |||
Nahkampftag?[1] | ||||
Boege OB 18.A.[2] | OB: GenOb von VietinghoffWP,[2] |
Feldpostbriefe/Rotkreuzkarten | ||||
---|---|---|---|---|
✉ an Carola |
Ich hole die Kompanie heran, die im Stroh liegt und schnarcht. (Ich hätte doch den Kompanietrupp¬führer mitnehmen sollen. Dann hätte ich mir diesen Weg sparen können. Selber schuld!) Ich führe die Kompanie nach Kudi, einer Streusiedlung, eine lockere Gruppierung mehrerer großer Gehöfte. Hier stehen in Abständen von einigen hundert Metern drei große Bauernhöfe in einer Reihe entlang der Straße. Ob Kudi der Name für die ganze Siedlung oder nur für eines der Gehöfte ist, weiß ich nicht. Diese drei Höfe sollen das Rückgrat für die 2. Linie werden. Auf dem Gelände jedes dieser Höfe sind noch mehrere Unterstände gebaut. Das mittlere Gehöft besetze ich mit einem Zug und lege auch meinen Kompaniegefechtsstand hierher. Ich ziehe zu dem Ari-Beobachter, der ebenfalls hier seine B-Stelle hat. Auch die anderen Höfe werden besetzt, und die Züge erhalten Befehl, sofort mit dem Bau von Feuerstellungen zu beginnen. Nun muss ich vor allem noch Sili besetzen. Das Gehöft liegt zwischen unseren beiden Linien etwa 600 m vor meinem Gefechtsstand. Da wir auf einem Hang liegen, kann ich es unten liegen sehen. Es liegt in der Flanke des Einbruchs, und ich soll es besetzen, um eine seitliche Erweiterung des russischen Einbruchs zu verhindern. Also eine Riegelstellung zur Flankensicherung. Ich schicke deshalb eine starke Gruppe von 10 Mann dorthin. Zum Führer dieser Gruppe bestimme ich den Feldwebel, der sich in Jurmalciems einen Platz in meinem Gefechtsstand erschlichen hatte. Zur Verstärkung des rechten Zuges schicke ich noch einen Halbzug hinüber, der mit seinen beiden MGs dort in Stellung geht. Bis an dieses Gehöft reicht nämlich fast die Einbruchstelle, und deshalb muss hier unsere Stellung stark sein. Eine dieser Feuerstellung kann ich von meinem Gehöft aussehen. Bei diesem MG befindet sich der Danziger, der mir damals in Danzig mehrmals Hilfe und Einladung anbot[3]. Obgleich ich mich sehr reserviert verhalten hatte, um mich nicht zu verpflichten, habe ich ihm jetzt doch eine relativ ungefährliche Stellung in der 2. Linie zugeteilt. Man lässt sich manchmal eben doch ••• S. 255 •••beeinflussen.
Nachdem ich die Züge und Gruppen eingewiesen und in Marsch gesetzt habe, gehe ich selbst mit dem einen Zug zum linken Gehöft herüber. Hier lege ich mit dem Zugführer die Feuerstellungen fest, ermahne die Männer zur Wachsamkeit und lasse sofort mit dem Stellungsbau beginnen. Dann kehre ich zu meinem Gehöft zurück und befehle auch hier den sofortigen Ausbau der Stellungen. Die Männer sind todmüde und haben nicht die geringste Lust zum Schanzen. Ich bin aber unerbittlich. Es beginnt schon hell zu werden. In ein bis zwei Stunden ist es taghell, und dann sind Schanzarbeiten nicht mehr möglich. Wir müssen aber in die Erde, denn der morgige Tag wird heiße Kämpfe bringen. Dann werden die Männer froh sein, dass sie ein Loch haben. Ich lasse also an der Frontseite der Scheune einen Graben und eine MG-Stellung ausheben. Der Boden ist steinhart gefroren. Die Arbeit ist schwer, und die Männer verlieren manchen Schweißtropfen. Ich erkläre ihnen, dass sich im Krieg eine lebenswichtige Erfahrung herausgebildet hat, die man in drei Worte fassen kann: „Schweiß spart Blut.“ Und dann treibe ich sie weiter zum schippen an. Die Männer sind noch am schaufeln, als die Sonne schon am Horizont erscheint, aber nun verbirgt uns ein hoher Wall aus Erde und Schnee vor den Augen des Feindes. Jetzt sind die Männer fertig, und sie haben sogar noch Glück gehabt, denn beim Schanzen waren sie auf ein schon früher angelegtes Grabenstück gestoßen, das nur vom Schnee zugeweht war.
31.1.45. In der Nacht zum 1.2. legen Pioniere in dem Gelände vor unserem Gehöft eine Minensperre an.
Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang |
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente |
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen |
- ↑ gem. Soldbuch Vordruck II gegenüber S. 23; KTB X.AK vermerkt weder in der Tagesmeldung noch in der Morgenmeldung ungewöhnliche Kampftätigkeiten; vielleicht sind sie im Tagebuch an eine andere Stelle verschoben, oder ist es etwa ein aus Gefälligkeit bestätigter Eintrag?
- ↑ 2,0 2,1 KTB HGr Kurland S. 300
- ↑ siehe 23.12.44