1. Mai 1945

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Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Inhaltsverzeichnis

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

Chronik

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Originalmanuskript

English
GEO & MIL INFO
OKW-Lagekarte 1945/Mai Karte — map
Hilpert GenOb

1.5.45. Mitternacht ist vorüber. Mein Geburtstag hat begonnen. Eben war der Bataillonsführer mit Oberzahlmeister Schneider hier, um mir zu gratulieren. Sie haben mir als Geschenk eine Flasche Kognac mitgebracht. Nun sind sie wieder gegangen, und ich will weiterschlafen. Dazu brauche ich mich nur umfallen zu lassen, denn ich sitze schon auf meiner Pritsche.

••• S. 275: Der nachstehende Absatz, im Original beginnend mit „30.4.45.“, steht im Original vor dem vorstehenden Absatz, aber er gehört gem. Fußnote an das Tagesende des 1.5., wozu es genügt hat, die Reihenfolge der beiden Absätze zu vertauschen. ••• Mitten in der Nacht schrillt das Telefon. Was ist das bloß für eine Unruhe in letzter Zeit. Verschlafen nehme ich den Hörer ab. Man meldet mir, dass der Adjutant auf dem Weg zu mir ist. Er bringt eine wichtige Nachricht, über die der Anrufer nicht sagen will. Bald darauf öffnet sich die Bunkertür. Der Adju mit einem Melder ist da: „Schrödter, der Führer ist gefallen! Laut Befehl des O.K. sollen die Kompanieführer sofort und persönlich ihren Männern die Nachricht überbringen und zur Ruhe und Besonnenheit ermahnen.“ Na, viel ist ja dazu nicht mehr zu sagen. Der Adju geht wieder, und ich jongliere mit meinem Melder in der dunklen Nacht über den Laufsteg zu den Stellungen, gehe von Stellung zu Stellung und überbringe den Landsern die Nachricht vom Tod Adolf Hitlers mit einigen mehr oder weniger notwendigen Bemerkungen.[1] ••• S. 275: Ende des verschobenen Absatzes •••

Vor einigen Tagen ist ein Landser zurückgekommen, den die Iwans gefangen genommen hatten. Man hat ihn drüben ausnehmend gut behandelt und verpflegt, hat ihn dann durch sämtliche Feuerstellungen aller Waffen und Kaliber geführt, um ihm die erdrückende Übermacht der Roten Armee zu demonstrieren. Dann hat man ihm eine baldige neue Offensive angekündigt. Auch ein Mädchen hat man ihm angeboten, das er allerdings – wie er sagte – abgelehnt habe. Und dann haben sie ihn wieder zu uns herübergeschickt mit dem Auftrag, die Aussichtslosigkeit unseres weiteren Widerstandes klarzumachen und die Kameraden zum Überlaufen aufzufordern und mit ihnen zu den russischen Linien zurückzukehren. Der Soldat kam also zurück und meldete seine Erlebnisse dem Regiment[2].

Die 6. Kurlandschlacht[3] ist lange vorbei. Diesmal waren wir von der Wucht der Offensive verschont geblieben, weil der Russe nördlich von uns versucht hat, endlich nach Libau durchzustoßen und uns diesen für uns lebenswichtigen Hafen zu entreißen. Auch diesmal ist der an dem unbeschreiblichen Opfermut und der Tapferkeit unserer Soldaten gescheitert. Allein gegen eine Allensteiner Division[4] rennen 9 sowjetische Divisionen an. Die Kämpfe in dem großen Waldgebiet sind mörderisch. Die zähen Ostpreußen igeln sich ein, klammern sich an jedem Baum fest. Ihre Kompanien sind nur noch 30 Mann stark, aber sie halten dem Angriff stand! Bei einer Übermacht von 1:9! Südlich von Schrunden wird die 8. sowjetische Gardedivision sogar eingekesselt und vernichtet![5] Und so ähnlich verliefen alle Kurlandschlachten. Natürlich mussten wir vor der erdrückenden Übermacht der Sowjets langsam zurückweichen und erlitten blutige Verluste, aber der Russe hat trotz unvorstellbar hoher Blutopfer sein Ziel in Kurland nicht erreicht.

Die Nacht ist unruhig. Pausenlos brummen sowjetische Flugzeuge über Libau. Die Bombendetonationen lassen den Boden leicht erzittern, während unsere Flak mit wütendem Feuer ihre roten Krallen in die Bomberschwärme schlägt. Da wird wieder so mancher rote Flieger sein Leben lassen müssen, denn die Flak um Libau ist berühmt wegen ihrer hohen Abschusszahlen. Im Februar hatte sie z. B. an einem Tag zusammen mit deutschen Jagdfliegern 60 rote Bomber abgeschossen, nachdem schon auf dem Anflug 40 Maschinen der Sowjets vernichtet worden.[6]

Meine Soldaten zeigen eine bewunderungswürdige Haltung. Trotz aller Gerüchte und Munkeleien vom beginnenden Zusammenbruch bleiben sie völlig ruhig und tun wie selbstverständlich ihren schweren Dienst. Kein Andeut von Unzufriedenheit, keine Widersetzlichkeiten, keine Überläufer! Hier zeigt sich deutlich, wie tief die alte Manneszucht sitzt.[7] Eine bewunderungswürdige Armee! Sie hätte ein besseres Los verdient!

Was die Soldaten dieser Armee bis zuletzt an fast übermenschlichen Leistun••• S. 276 •••gen vollbracht haben, werden spätere Berichte bezeugen, wenn der Schock des verlorenen Krieges überwunden und die Zeit für eine objektive Beurteilung reif ist. Dann wird hoffentlich die Zeit der Hetz- und Schmutzkampagne unserer linken Literatur-Mafia und ihrer blinden Ideologen überwunden sein. Kein Volk der Welt hat seine eigene Armee jemals so in den Dreck gezogen, wie es bei uns geschehen ist.


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  1. Dieser zweite Absatz ist im Original auf den „30.4.45“ datiert. Das OKW gab aber Hitlers Tod, der am 30.04. um 15.30 Uhr eintrat (KTB OKW 1944–1945 S. 1469), erst am Abend des 01.05. im Rundfunk bekannt, und selbst GrAdm Dönitz scheint noch nichts gewusst zu haben, als er am 01.05. um 1.22 Uhr einen Funkspruch an Hitler sandte (KTB OKW 1944–1945 S. 1468). Der Autor will es aber bereits am 30.04. mitten in der Nacht erfahren haben. Da der 01.05. sein Geburtstag war, an den er sich sicher besonders gut erinnerte, erscheint die Angabe auf den ersten Blick glaubwürdig. Das bedeutet aber auch, dass zuerst der Adjutant und kurz danach der Kommandeur mit dem Oberzahlmeister in derselben Nacht zu ihm gekommen wären. Die frühe Nachricht und der doppelte Besuch führen insgesamt zu einem unglaubwürdigen Bild, so dass der Besuch des Adjutanten und seine Nachricht auf den 01.05. abends umdatiert werden müssen.
  2. Gr. Oberst v. Gise
  3. 18.–21.03.1945
  4. Unter Berücksichtigung der auf der Lagekarte vom 01.04. auffallenden Truppenmassierungen vor der Armeegrenze („Naht“) südwestlich Frauenburg und dem nördlich anschließenden Waldgebiet muss es sich um die in Allenstein aufgestellte 11. I.D. gehandelt haben.
  5. so Haupt 1979 S. 106. Zwei Regimenter dieser Division (NARA Roll ?? Frame 6459440 u. Karte 6065262 geben 7. GSD an) waren rund eine Woche lang, mindestens 21.–29.03.1945 (Frame 6459323/92) bei II. A.K./ 290. Inf.Div. südwestlich Frauenburg (Saldus), nordwestlich Pampāļi bzw. südwestlich Lapuki (Frame 6459341, Heereskarte Osteuropa 1:300000 Zusammendruck R58/S56) eingekesselt und erlitten schwere Verluste, aber die Division wurde nicht zerstört (Mitt. Alexander Rshavin vom 14.05.2019; Quelle: pamyat-naroda.ru S. 95 ff.). Schrunden (Skrunda) liegt 20 km nordwestlich von Pampāļi (Pampeln).
  6. Mitte Februar 1945 40 Abschüsse durch 6. Flak-Div., am 14.02.1945 weitere 48 Abschüsse durch I./JG 54 (kurland-kessel.de)
  7. Auch ein Verbindungsoffizier des OKW schildert am 09.05. die Stimmung der Truppe in Kurland als tadellos diszipliniert (KTB OKW 1944–1945 S. 1487; der Verbindungsoffizier war gem. Haupt 1979 Obstlt i.G. de Maizière, Ia des OKH und späterer Generalinspekteur der Bundeswehr).