21. August 1949

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Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Inhaltsverzeichnis

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

Chronik

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

English
GEO & MIL INFO
29.08.:   Sowjetunion zündet erste Atombombe  [1]

07.10.:   Gründung der Deutschen Demokratischen Republik  

21.8.49. Nochmals eine radikale Filzung. Offiziere müssen auch ihre 2. Wäschegarnitur abgeben. Der Russe zieht uns buchstäblich bis aufs letzte Hemd aus. Es ist, als ob man unter die Räuber gefallen ist. Im Laufe der Gefangenschaft hat man mir mehrmals meine gesamte Habe abgenommen, und ich musste einen großen Teil meines Verdienstes dazu verwenden, mir immer wieder alles neu zu beschaffen. – Fußlappen werden aus alten Laken gemacht, und Hosen aus Decken.

V. Entlassung und Heimkehr nach viereinhalb Jahren

Ein weiterer großer Heimkehrertransport soll zusammengestellt werden, und unser Lager soll ein großes Kontingent stellen. Wir sind in dem großen Schlafsaal zusammengerufen worden und warten nun ungeduldig auf den russischen Offizier, der persönlich die Namen der 315 Heimkehrer vorlesen will. Er kommt mit seinen Papieren und einigen Begleitern. Nach ein paar einleitenden Worten beginnt er mit der Verlesung der Namen. Es geht langsam und etwas holprig, denn dem Russen macht die Aussprache der deutschen Namen einige Schwierigkeiten. Es geht alphabetisch. Bei „K“ ist er schon vorbei. Benno ist also nicht unter den Glücklichen. Offizier und adlig! Und dann liest er „Gärrbärrt Georgiew Schrettärr“ (bei den Russen wird immer der Vorname des Vaters mitgenannt). Das war also ich. Es war nicht zu verwechseln. Dennoch wird mir nicht bewusst, dass dies das Ende einer 4 1/2-jährigen Zwangsarbeit sein soll. Außerdem bleibt in mir noch ein erheblicher Rest von Misstrauen und Ungläubigkeit. Ich habe zu viele schlechte Erfahrungen mit dem Russen gemacht. Ich bin wohl erleichtert, aber überwältigende Freude empfinde ich nicht. Ich bin sowieso von gemäßigter Gemütsart und nur langsam „erregbar“. Jedenfalls: Bevor ich nicht zu Hause bin, glaube ich nicht an die Entlassung.

Die Skimütze auf einem Foto vom Dezember 1949
Banknoten aus dem Besitz des Autors[2]
1 Tschechoslowakische Krone (1919), wohl aus dem Osterurlaub 1940 im Riesengebirge
1 Polnische Mark (August 1919), wohl aus dem besetzten Polen
100 Sowjetische Rubel (1947)[3] aus der Gefangenschaft
Rückseiten der obigen Banknoten

Die Vorbereitungen für den Abtransport beginnen. Schon früher hatte ich mir eine Skimütze aus olivgrünem Stoff machen lassen, wie sie die Gebirgsjäger getragen haben, und später alle Offiziere.[4] Jetzt ließ ich noch einen Holzkoffer für mich anfertigen. Inzwischen kamen Gepäckvorschriften und weitere Anordnungen. Geschriebenes und Gedrucktes und auch Rubel durften unter keinen Umständen mitgenommen werden. Und ich hatte mehrere hundert Rubel gespart! Also kaufte ich große Mengen von Tabak und Papyrossi, die ••• S. 345 •••meinen ganzen Koffer füllten. Außerdem erwarb ich eine Menge Schmalz, das ich nach dem Einschmelzen mit angebratenen Zwiebeln mischte und in Flaschen abfüllte. Aber ich hatte immer noch Geld, es gab jedoch nichts Vernünftiges mehr zu kaufen, und mein Gepäck war voll. So beschloss ich, einen 100-Rubel-Schein trotz Verbots als Andenken mit nach Hause zu nehmen. Die letzten 20 Rubel schenkte ich Benno.

Nach unserem Weggang werden noch 120 Mann im Lager zurückbleiben. Unter ihnen Graf Spee, Benno von Knobelsdorff (Adlige!), mehrere andere Offiziere, Polizeiangehörige, SS-Leute (1) und andere „Verdächtige“. Auch Hauptmann Reher, ein etwas undurchsichtiger Bursche, bleibt zurück. Er wollte mal als Bestarbeiter nach Hause und für sonstige gute Dienste für den Russen früher entlassen werden. Er hat sich gründlich verrechnet. Er hat sich so unentbehrlich gemacht, dass der Russe ihn bis zuletzt festhält.

Diese 120 Mann sollen in ein anderes Lager gebracht werden.


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Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

  1. Der Autor hoffte bis dahin, dass die Amerikaner ihren atomaren Vorsprung ausnutzen würden, bevor die Russen selbst Atombomben haben.
  2. Diese Banknoten lagen dem Typoskript bei.
  3. Ausgabe 1947 erkennbar am Wappen mit rechts 8 und links 7 Bandschleifen
  4. Diese Mütze trug der Autor noch jahrelang bei der Gartenarbeit, zusammen mit seiner die ganze Zeit über getragenen Uniformjacke oder der ebenfalls aus Russland mitgebrachten Wattejacke. Nach seinem Tod sind diese Stücke leider abhanden gekommen.