13. Oktober 1949

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Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Inhaltsverzeichnis

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

Chronik

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

English
GEO INFO
Frankfurt/O., (sowjetische) Horn-Kaserne Karte — map
(deutsches) Lager Gronenfelde Karte — map
Feldpostbriefe/Rotkreuzkarten
✉ Telegramm an Eltern
Die Westfälischen Nachrichten von Freitag, 14.10.1949 meldeteten das Eintreffen „in der Nacht zum Donnerstag“ von „zwei Transporten mit insgesamt 1574 ehemaligen Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion in Frankfurt (Oder)“.

13.10.49. Um 3 Uhr morgens erreichen wir Frankfurt/Oder und werden in eine Kaserne[1] geführt, die jetzt von Russen belegt ist. Es ist die letzte russische Station für uns. Während die Russen in ihren Diensträumen unsere Papiere sichten und sonstige Formalitäten erledigen, rasieren wir uns in den Waschräumen der Kaserne und lungern dann herum. Um 18 Uhr heißt es dann wieder „antreten“. Die Kolonne steht abmarschbereit, aber es fehlen die Mädchen. Der Russe hält sie zurück. Angeblich sind ihre Papiere nicht in Ordnung. In Wirklichkeit müssen sie jetzt durch die Betten der russischen Offiziere, bevor sie gelegentlich entlassen werden. Eine verfluchte Sauerei! Eigentlich hätte die ganze Kolonne den Abmarsch verweigern müssen, bis die Mädchen mitkommen. Es hätte bestimmt Erfolg gehabt. Aber wer hätte den Mut, buchstäblich in letzter Minute vor dem Tor der Jahre lang ersehnten Freiheit noch etwas zu riskieren? Deutsche Gefangene bestimmt nicht! Ich tat es auch nicht, weil ich aus Erfahrung weiß, dass deutsche Kriegsgefangene nicht solidarisch sind. Die Hälfte hätte nicht mitgemacht, und den „Rädelsführern“ wäre es dann übel ergangen.

Wir marschieren zu Fuß ins deutsche Lager[2]. Unterwegs begegnet uns eine Gruppe deutscher Frauen, die von der Arbeit kommen. Eine ruft bei unserem Anblick scherzhaft: „Oh, so viele Männer auf einmal!“

Im deutschen Lager wieder Formalitäten und Auszahlung von 50,– Mark an jedem von uns. Dann gehe ich zu der kleinen Poststelle des Lagers, vor deren Schalter eine kleine Schlange von Männern steht, die alle Telegramme nach Hause schicken wollen. Neben dem Postangestellten türmt sich ein Hügel von Trinkgeldscheinen, die ihm in der Heimkehrerfreude großzügig gegeben werden. Dann notiert er meinen Text: „Eintreffe Freitag früh Friedrichshagen, Herbert!“

Es ist schon Mitternacht. Ich lasse mich zwar nach Westdeutschland entlassen, will aber erst in Berlin ein paar Tage Station machen, um bei meinen Eltern zu bleiben. Ich schließe mich also der Gruppe an, die nach Berlin weiterfährt. Hier von Frankfurt aus gehen nun nämlich die weiteren Transporte in verschiedene Richtungen ab. Es sind immer noch offizielle Transporte. Bei den Berlinern ist auch Gerd Maike, ein sympathischer Kamerad aus dem Lager Borissow.

Dieses Durchgangslager hier ist eine riesige Halle, an deren Wänden entlang die verschiedenen Dienststellen und auch Essbuden und Trinkstände aufgebaut sind. Außerdem stehen reihenweise 3-stöckige Pritschen hier. Blanke, kahle Bretter. Aber hier schläft keiner mehr. Ich lege mich trotzdem hin, denn ich habe eine Ewigkeit nicht geschlafen und bin sehr abgespannt. Wir haben noch drei Stunden Zeit, und ich versuche zu schlafen. Aber es ist zu kalt, mich fröstelt, die Bretter sind hart, und ich bin wohl auch zu aufgeregt.


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