9. Oktober 1949

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Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Inhaltsverzeichnis

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

Chronik

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

English
GEO INFO
Minsk Karte — map
Baranowitschi Karte — map
Brest Litowsk Karte — map

9.10.49. Längerer Aufenthalt auf dem Güterbahnhof von Minsk. Ich krieche einen steilen Hang am Südrand des Güterbahnhofs hinauf. Oben stehen einige Häuser. Nach etwa 3 Stunden geht die Fahrt weiter. Über Baranowitschi rollen wir weiter nach Brestlitowsk, dem russisch-polnischen Grenzbahnhof. Der Zug hält vor der Stadt. Es ist der letzte Halt auf sowjetischem Boden. Alles aussteigen zur letzten großen Filzung. Schon vor dem Aussteigen bekamen wir einen kleinen Vorgeschmack auf das Kommende: Bei einem Landser hatten die Posten einen Zeitungsbogen entdeckt, auf dessen Rand angeblich eine Bleistiftnotiz geschrieben war. Er wurde mit seinem armseligen Bündel aus dem Waggon geholt und abgeführt.

Wir sitzen wartend neben unserem Gepäck im Gras, und ich denke an meine geschmuggelten Papiere. Einige Kameraden wissen davon und beschwören mich, das Kästchen wegzuwerfen. Als ich mich gerade schweren Herzens dazu durchgerungen hatte und es aus dem Rucksack herausholen wollte, wird unsere Gruppe zu Durchsuchung aufgerufen. Schicksal, nimm deinen Lauf!

Wir betreten die Baracke und müssen uns „zwecks ärztlicher Untersuchung“ nackt ausziehen. Und während wir in dem einen Raum oberflächlich untersucht werden, wird unser Gepäck und unsere Bekleidung einer sehr gründlichen Durchsuchung unterzogen. Die ärztliche Untersuchung war eine Farce. Sie war nur der Vorwand für die Untersuchung unserer Bekleidung und des Gepäcks. Sie war so schnell gegangen, dass ich bei der Durchsuchung meiner Sachen noch zusehen konnte. Ein Uniformierter in weißem Kittel durchsucht alle Taschen, tastet die Bekleidungsstücke sorgfältig ab, holt Stück für Stück meiner sonstigen Habe aus dem Rucksack, um es zu begucken. Auch das Holzkästchen. Es war halb so groß, wie eine Zigarrenkiste und enthielt lauter Krimskrams, wie Nähzeug, Nagelschere, ein gesticktes Berliner Wappen, das „Brandenburger Tor“[1]. Der Russe dreht das Kästchen in seiner Hand hin und her. Jetzt bestand noch eine Gefahr: Dass der Russe eine Stichprobe machte und die Wand des Kästchens durchbohrte. Das taten sie manchmal. Aber mein Kontrolleur schien kein Fanatiker zu sein. Er hantierte ruhig weiter und legte das Kästchen schließlich zur Seite. Was muss ich damals noch für gute Nerven gehabt haben! Ich durfte gehen, raffte meine Klamotten zusammen und verließ erst einmal den Raum, um meinen Rucksack draußen wieder zu packen. Leutnant Stockmann steht schon an einem der Waggons und ruft nach mir. Ich antworte ihm unbegreiflicherweise recht patzig,[2] dass ich schließlich erst meine Sachen verstauen müsste.

Nach der Fahrt durch Polen erreichen wir die deutschen Ostprovinzen. Auf den Schildern der Bahnhöfe stehen schon überall polnische Namen. – Wir halten auf freier Strecke. In einiger Entfernung stehen etliche Bauern••• S. 346 •••höfe. Ein Mädchen kommt angelaufen. Sie ist Deutsche. Sie zeigt auf einen der Höfe. Er gehörte ihrer Familie, aber jetzt sitzt ein polnischer Bauer drauf, und ihre Familie arbeitet als Knechte und Mägde auf ihrem ehemaligen Eigentum. Dann wird drüben der Pole sichtbar, und das Mädchen läuft zurück, weil der Pole „sonst schimpft“.


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Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

  1. Dieses Wappen mit dem Berliner Bären (nicht dem Brandenburger Tor), das ein Kamerad oder Mitgefangener als Nebenerwerb hergestellt hatte, ist noch vorhanden.
  2. nach dem gerade überstandenen Stress eigentlich sehr begreiflich