25. Juni 1941

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Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Chronik 40–45

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

Chronik 45–49

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

English
GEO & MIL INFO
Radymno Karte — map
Lemberg Karte — map
Vormarsch der 257. I.D.[1] Die Division war über längere Zeitabschnitte nur mit dem Vormarsch beschäftigt und nicht in Gefechte involviert; der Autor war darüber hinaus überwiegend in der Führerreserve bzw. beim Stomarsch zur Verkehrsregelung
Brücke von Radymno (Foto von 1940)
Juni 1941: Es ist wohl der Autor, der hier eine russische Flak (offenbar eine 7,6 cm M1938) inspiziert
Juni 1941: erbeuteter T-35 (mit 3 Kanonen)[2], russische Panzerreparaturwerkstatt bei Lemberg, erbeutet mit 12 schweren, 8 leichten, 16 mittleren [Panzern] u. 45 Maibachmotoren, noch teils verpackt

Drei Tage später setzen wir uns in Marsch und gehen bei Radymno über den San. Die Brücke war im Handstreich genommen worden und ist völlig unbeschädigt. Bald marschieren wir an dem ersten abgeschossenen sowjetischen Panzer vorbei.

Auf dieser Straße hatte sich eine später viel belachte Episode abgespielt. Unsere durch viele Rekruten aufgefüllte Division war im Vormarsch, als von der Spitze der Befehl „Panjewagen nach vorn“ durchgegeben wurde. Der Ruf pflanzte sich allmählich hach hinten fort, wurde dabei aber langsam verstümmelt, bis dann „Panzerwagen von vorn“ daraus geworden war. Die Kolonnen gerieten in Erregung. Ein eifriger Melder, der die Panzerwarnung schneller durchgeben wollte, griff zu seiner Leuchtpistole, um das Panzerwarnsignal zu schießen. In seiner Aufregung vergriff er sich aber und schoss eine Pfeifpatrone ab, die „Gasalarm“ bedeutet. Nun liefen automatisch die exerziermäßig eingedrillten Maßnahmen des Gasschutzes ab. Die Männer setzten ihre Gasmasken auf und warfen sich ihre Gasplane über. Alles in allem gab es ein ziemliches Durcheinander, das den Vormarsch der Division um fast eine Stunde verzögerte, denn wegen des irrtümlichen Panzeralarms waren auch ganze Fahrzeugkolonnen von der Straße herunter in Deckung gefahren und mussten sich nun erst wieder einordnen.

Wer im Frieden das Durchsagen von Meldungen durch eine marschierende Kolonne geübt hat, weiß, mit welch grotesken Verstümmelungen solche Meldungen am Ende ankommen. Im Manöver gab das immer Grund zu Gelächter. Im Krieg kann es lebensgefährlich werden.

Es ist glühend heiß. Bei brennender Sonne marschieren wir täglich 25 bis 30 Kilometer nach Osten. Aber unser Gepäck ist leicht, weil wir nur das Nötigste bei uns haben. Kürzlich übernachteten wir in einer Scheune. Ich lag auf dem blanken Boden, den Kopf auf meinen Brotbeutel „gebettet“. Neben mir lag Major[3] Haarhaus, aber dieser arrogante (oder etwas verklemmte?) Offizier hat kein einziges Wort mit mir gewechselt.

Ich sehe die ersten sowjetischen Kriegsgefangenen. Etwa hundert Mann, meist Mongolen. Sie sitzen oder liegen im Gras, stumm und apathisch. Ihre platten, ausdruckslosen Gesichter verraten keinerlei Gemütsbewegung, nur die schwarzen Schlitzaugen gehen lauernd und misstrauisch hin und her. Man ahnt die verhaltene Wildheit dieser grausamen Rasse. Mongolen in Galizien. Die asiatischen Steppenhorden stehen wieder einmal vor den Toren Europas! Nun erkenne ich auch mein Kriegsziel: Die Rettung der europäischen Kultur vor der Unkultur der Steppe. Die Rettung des abendländischen Christentums vor der Gottlosigkeit des Bolschewismus.

Juni 1941: Vormarsch Richtung Lemberg (das "x" bezeichnet nicht der Autor)
Vormarschstraße; links ein zerstörter Panzerwagen BA-10

Wir nähern uns Lemberg. Die Spuren heftiger Kämpfe werden immer deutlicher. Vor uns liegt in hellem Sonnenglanz die Straße nach Lemberg. Sie zeigt das typische Bild aller Vormarschstraßen: Die Asphaltdecke ist stellenweise durch Granaten oder Bombentreffer aufgerissen. Die Bäume sind zerfetzt und recken ihre wenigen kahlen Äste klagend in den Himmel. Die Masten der Telefonleitungen am Straßenrand stehen schief, und die Drähte hängen in schlaffen Fadenbündeln herab. Im Straßengraben liegen abgeschossene Panzer, zertrümmerte Fahrzeuge und eine von Panzern plattgewalzte Pak (Panzerabwehrkanone). Hin und wieder kommen wir an aufgedunsenen Pferdekadavern vorüber, die in der Glut des Hochsommers rasch verwesen und einen süßlichen Gestank verbreiten. Hier bewährt sich dann immer der schnoddrige Humor meines Gefreiten Willi Neuhauß, eines Berliner Bierfahrers, der dann mit seinem langgezogenen Ruf „Kadaaaaaver!“ die Männer zum Lachen bringt.


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  1. Benary S. 29
  2. im Tagebuch irrtümlich als KW-1 bezeichnet
  3. im Original irrtümlich „Oberstleutnant