Tagebuch-Originalmanuskript: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Westmärker Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 80: Zeile 80:
 
{{om|20:}} überwinden wir das Leid. Gleichzeitig wachsen + reifen
 
{{om|20:}} überwinden wir das Leid. Gleichzeitig wachsen + reifen
 
{{om|21:}} wir zu wahrem Menschentum heran, denn wer ohne
 
{{om|21:}} wir zu wahrem Menschentum heran, denn wer ohne
{{om|22:}} Leiden lebt, <b>Welt</b> trüge sich in diesem  
+
{{om|22:}} Leiden lebt, ... trüge sich in diesem  
 
{{om|23:}} ....................... Freuden dieser Welt + hat nur
 
{{om|23:}} ....................... Freuden dieser Welt + hat nur
{{om|24:}} Sinn für das irdische Leben. Wo aber M... ohne
+
{{om|24:}} Sinn für das irdische Leben. Wo aber ... ohne
{{om|25:}} d... M... dieser Welt + sein
+
{{om|25:}} d.ie/den M... dieser Welt + sein L/B... eing...-
{{om|26:}} --- in die Ewigkeit. ............
+
{{om|26:}} sig in die Ewigkeit. <b>Gewiß mag jeder</b> ... diese
{{om|27:}} ... . Jeder Mensch kann nur 1 gewisses Maß an   
+
{{om|27:}} P... . Jeder Mensch kann nur 1 gewisses Maß an   
 
{{om|28:}} Leid ertragen. Aber je größer der Mensch, desto größer
 
{{om|28:}} Leid ertragen. Aber je größer der Mensch, desto größer
{{om|29:}} das Maß. ...... oder zerbreche(n) daran. //  
+
{{om|29:}} das Maß. <b>Viele</b> aber zerbreche(n) daran. // Der wahre
{{om|30:}} Ch... nimmt der Krieg das Leidens ...dig.
+
{{om|30:}} Ch<b>rist</b> nimmt das Kreuz des Leidens freudig
{{om|31:}} auch ... <span style="text-decoration: underline">der Krieg</span> ist + bleibt das
+
{{om|31:}} auf sich. <span style="text-decoration: underline">Der Krieg</span> ist + bleibt das
 
</poem>
 
</poem>
 
| [[File:Originalmanuskript Seite 32.jpg|425px]]
 
| [[File:Originalmanuskript Seite 32.jpg|425px]]

Version vom 25. November 2019, 12:47 Uhr

Diese in der Gefangenschaft niedergeschriebene Seiten sind die einzigen, die der Autor als Beispiel und Erinnerung aufbewahrt hat. Er konnte sehr klein schreiben und spitzte den Bleistift ungern. So kann man sich einige Fehler erklären wie den falsch wiedergegebenen Ortsnamen Makarowka, der in Wirklichkeit Kalenniki hieß.

Welche Textteile auf diesen Blättern stehen, versuche ich derzeit herauszufinden. Es handelt sich jedenfalls um philosophische Texte, vielleicht aus einer Arbeitsgemeinschaft. Der anspruchsvolle Inhalt erschwert die Umschrift, da es keine vorhersehbaren Redewendungen gibt und immer wieder ungewöhnliche Wörter auftreten.

Markierungen zeigen beispielhaft, wie der Autor ursprünglichen Text dieses Manuskripts überarbeitete, während er in der Schreibmaschine das der Veröffentlichung zugrundeliegende Typoskript schuf:
violett: nur im Manuskript, nicht ins Typoskript übernommen
türkis: nicht im Manuskript, im Typoskript neu hinzugefügt
gelb: unsichere oder tentative Transskription

Originalgröße: 103 × 148 mm

Blatt 31

1: das ist folgerichtig. Schon die zweifelnde Frage nach der Gerechtig-
2: keit + Güte Gottes reißt sendltreten aus der Übereinstimmung mit ihm, mit/ein
3: darp/ßans 1/d. Narchsblotigkeit
. Das heißt nicht, daß man i. blindem Glauben
4: ... solch unbegreifliche Eingriffe gedankenlos hinnehmen muß.
5: Man kann + soll darüber nachdenken, aber es muß mit Ehrerbie-
6: tung geschehen. Nicht ist die Frage: Gibt es 1 Gott, sondern: Wo ist
7: Er unser Vater
? // Gott schuf nur Gutes. Das Böse mit
8: all seine schreckliche Folgen war nicht von Anfang an da (Mani-
9: chäer), sondern kam erst durch den Mißbrauch des freien
10: Willens durch die 1. Engel + Menschen in die Welt // Oft wer-
11: den wir keine Antwort auf diese Frage finden. Und die
12: Gattung d. M. [des Menschen] wird sich nach dessen grundsäztlicher [grundsätzlicher] Ein-
13: stellung zum Leben richten. Die 1 [Einen] zerfallen mit Gott, die
14: anderen beugen sich seinem unerforschlichen Ratschluß. Aber
15: weder die 1 noch die anderen können ihr Schicksal zwingen
16: oder anwenden. Das Leben geht seinen Gang. Er läßt
17: kein Rechenexempel aus sich machen[,] auch die klügsten Be-
18: rechnungen schlagen fehl. Die Vernunft ist hier hilflos.
19: Man kann nur Gottes Nähe suchen. Das ist die letzte
20: Värdheit. // [ gelöscht / radiert ? ] // Wir leben nicht, da in Frei-
21: die gemäß z. Menschen. Das dürfte jedem nach diesen Kriegs-
22: jahren klar geworden sein. Wer soll leben nicht aber Uzferleben
23: sähe, d. sähe uns als Raub? Staub?. Geben, nicht nehmen! An-
24: dern helfen, nicht immer an sich selbst denken! Das ist
25: die Antwort auf diese Frage. // Wir können nun die Tatsache des
26: Leides nicht h...den, mögen die Menschen auch die Augen vor ihm
27: verschließen wollen. Er gibt kein ungetrübtes Glück auf dieser
28: Erde. Durch sie offenbart sich die Dualität d. Lebens. Wie
29: das Gute erst wird, weil auch das Böse möglich ist, so ist das
30: Leiden die Vorstufe zur Seligkeit. Kreuz + Verklärung
31: sind jedes für sich undenkbar und sinnlos. Großes
32: wächst uns nur durch Mühe und Arbeit. Auch an die gemein/himm?-
33: lische Rat/Zeit? hat Gott den Schweiß, das Leid gefügt. Wer
34: für würdig befunden werden will, muß sich Prüfungen
35: + Versuchungen unterziehen. In diesem Sinn trage ich

Originalmanuskript Seite 31.jpg

Blatt 32

1: der lieben Bürde Gefangenschaft [darüber geschrieben: Zwangsarbeit] // Gibt es ...chige Glück
2: f. d. Welt? So darf man nicht fragen. ...... 1 Anliegen fröhliche
3: denn die Frage darf ihm ... , so bliebe an einem einzelnen hängen +
4: fände in dieser oder jener Lage, diesem oder jenem ... ...
5: + das gut. So ist es aber zu eng gesehen. Leute, die sich ihrer
6: Glücksumstände rühmen, tun ..... wegen t... So-
7: lange ...................................
8: .............. + bleiben in irgend einer
9: Finsternis gefangen, ........... . So ...
10: und Umzuheit gegangen, der frag ihn lebendig
11: ................ antreten + dann
12: Leute nur die Jahre ...deten. // Wo dem ...
13: ........................................ gegen das Leid,
14: .................. das ist 1 unerbittlicher/s ...
15: ... . Wir müssen das Leid ertragen lernen. Es ist 1
16: Kraft= + Charakterzweck. Im Leiden ist das herrlichste
17: Geheimnis d. Menschheit verborgen, die Fähigkeit, seine
18: Man zu sein, über alles. Wir tragen und ..., um
19: nun/r diesen Willen dazulegen. Indem wir das tun,
20: überwinden wir das Leid. Gleichzeitig wachsen + reifen
21: wir zu wahrem Menschentum heran, denn wer ohne
22: Leiden lebt, ... trüge sich in diesem
23: ....................... Freuden dieser Welt + hat nur
24: Sinn für das irdische Leben. Wo aber ... ohne
25: d.ie/den M... dieser Welt + sein L/B... eing...-
26: sig in die Ewigkeit. Gewiß mag jeder ... diese
27: P... . Jeder Mensch kann nur 1 gewisses Maß an
28: Leid ertragen. Aber je größer der Mensch, desto größer
29: das Maß. Viele aber zerbreche(n) daran. // Der wahre
30: Christ nimmt das Kreuz des Leidens freudig
31: auf sich. Der Krieg ist + bleibt das

Originalmanuskript Seite 32.jpg

Blatt 33

nach Angabe des Autors auf S. 349 "Ein Blatt vom Original-Tagebuch zu S. 279"

1: Symbol des Christentums, für oft das Symbol der Mensch-
2: ....., das zwischen zwei sich kredgenden Prin-
3: zipien. der ist der Menschenwelt Wün-
4: schen, Neigungen, Begierden + Leidenschaften, dem ..... ist
5: Gottes Wille mit seinen Pflichten und Geboten. ... ... der
6: Krieg zum Kriterium für das Schicksal d. M. War ...
7: ..., geht daran zugrunde. Wer es aber freudig trägt,
8: der wir es bringen. diese Welt geschehe! In dem Maße,
9: ... der Mensch 1 wird im Wollen und Empfinden mit
10: dem, dan der Vater ihn ..............
11: ........... offenbart in sich .........
12: das Wesen des Vaters
13: .........................................
14: ....... . () // Das, was der Mensch bedarf,
15: ....... Macht Gottes u. s. äußeren Le-
16: bensumstände, das ungenau in 1 Kind in
17: ........................... väterliche Geist + seine
18: Liebe. Ja muß sich seinem Gott hingibt + auf sich ver-
19: zichtet, unterweichene wird s. Leben auch seligen s. Jugend
20: ...... an Gott oder Wahrheit + and. Freuden findet. Wer da-
21: gegen s. Leben sucht + an s. Wünschen eigensinnig festhält,
22: wird wenig unbesindage ... . Er verliert sich + d.
23: Leben. // Man kann diese ... von vielen Seiten be-
24: leuchten. Schiller kleidet dies Problem genialisch in
25: 2 kurze Sätze: "Nehmt die Gottheit auf in euren Willen, und sie
26: steigt von ihrem Weltenthron. Des Gese[t]zes strenge Fessel bindet
27: nur den Sklavensinn, der es verschmäht."[1] //
28: zu 1 Kampftag:
29: Nur der erkennt den Wert und das geheimnisvolle, beseligende Gefühl d. Lebens,
30: der es 1x aufs Spiel gesetzt hat + im Begriff war, es zu verlieren. Er erkennt
31: aber auch, wie bedeutungslos und gering es ist, wenn ein ...,
32: wenn es der Ehe, P..., G..., .............................
33: das Leben ist nicht der Güter höchstes. Es gibt ... ..., auch höhere
34: Wonnen, als nur die, zu leben.

Originalmanuskript Seite 33.jpg

Blatt 34

1: zu Goldb.[2]-Kirche: Vielen heutigen Menschen fehlt der Sinn für
2: Gehend, Geistiges, Über..dsser. Überall da, wo die ..age
3: anfangen, geistig oder geistlich zu werden, wie b. ... + Vor-
4: trägen, i. Philosophie und Religion, da hört ihr Interesse auf,
5: weil es ihnen "zu heiß" ist ▼. Und das in Offz- + sog. guten
6: tugend. Kreisen. Man kann mit ihnen darüber ... nicht reden,
7: nach ihnen ... da selbst ...
8:
9: sehen. Ihr Begriffsvermögen geht über das, was sie sehen
10: + erleben nicht hinaus. Ihr Denken bewegt sich in den
11: Dingen der sichtbaren Welt. Da sie nun ...
12: .....................................
13: ihnen auch 1 Märchen. Sie bringen das ...
14: ... geistigen Sphären, ... sie mit ihrem Spatzen-
15: gehirn 1 solche ....... haben. Sie glauben
16: ... an Gott ......,
17: begreifen. Es sind die glatten, ...
18: ... . // Man ist im allg. gewohnt, das Wunder
19: an dem zu messen, was wir als Naturgesetz erkannt
20: haben + das Wunder etwa als Durchbrechung der Naturges.
21: zu erklären. Das ist 1 Erklärung aus der Narinfeuereral sehe lalnn-
22: gasten Standpauke (punk[t]?). Nur müssen wir im Grunde ...
23: + ihrem Erfolgen? Vom Wesen d. Natur wissen wir überhaupt
24: weniger + was wir Naturgesetz nennen, dürften
25: fünfzig verbesserungsfähige Erkenntnisse haben. .. .. denn
26: .. .. indes Wunder .. .
27: wieder zu tun. Das W. ist nicht an der Natur, sondern
28: an Gott gemessen werden. W. sind göttliche Unmittel-
29: barkeit. W. können nicht erklärt werden, weil .. Geist
30: nicht erklären oder beweisen können, weil wir mit unserem
31: Denken einstweilen sinnlich .. an Raum, Zeit + Ort/Art
32: gebunden sind. Aber W. kann man verstehen, weil
33: wir Geist sind + .. .. Gottes sind. W. sind nur
34: dem verständlich, der sie erlebt und bewirkt. Es ist, als
35: öffne sich solchem im W. ein Blick in das Wesen des
36: ▼ Naturgesetze sind Willensausdruck Gottes.]

Originalmanuskript Seite 34.jpg

Blatt 35

1: Seins, heraus aus der sinnlichen Gebundenheit in die
2: göttliche Weite. // Wer jemals schwerverwundet und heulend im Lazarett
3: lag, der ahnte vielleicht 1x etwas von der wunderbaren Kraft, die
4: in 1 Hand liegen kann, wenn sie sich beruhigend + lindernd auf
5: die heiße Stirn legt; der weiß, daß schon etwas daran ist,
6: an dem Handauflegen. Es kann Wunder wirken! // Ich will
7: nicht sagen, daß alle Menschen, die die Vorherrschaft des Geistes
8: Gott + Wunder leugnen, geistlos sind. Gibt es doch Leute,
9: die ihre ganze, zuweilen ganz allige Geistesgröße aufwenden, um
10: die Vorherrschaft des Geistes zu leugnen! Aber nur unter
11: dem .............. Wirken sieht, ---------, ...
12: man ................. Stofflich mit den Begriffen des Guten,
13: Schönen und Wahren zu verbrämen sucht. Diese ... nahe
14: ....................................
15: ... . Sie prüfen ............, können oder wollen
16: sich aber zu der ...............................
17: ..., denn Religion ist Sache des Glaubens, der Glau-
18: be aber, das Verhältnis zu Höherem, ist Sache der Gnade. Er
19: kan aber 1 guter und edler Mensch sein, aber wenn ... ihn
20: nicht in ... ergriffen hat, fehlt ihm eben die letzte
21: Einsicht in den Sinn d. Lebens 2) ihm fehlt der ... ...
22: .... .... s. Lebens, auf ... ... ... ... ...
23: ... Irrtümer dieses Lebens hier durch seinen ... kann. 1)
24: ........., der sich in evtl. Fragen + Schwierigkeiten jetzt + ...
25: ... . Der Weg dahin ist aber nicht leicht. Wer Gottes
26: ...............................
27: ..., sondern ... mit Kraft, ... ... .
28: Das aber wollen + können sie nicht. ...... dieser
29: ... Religion .....................
30: ................... f. d. Religion entsprechend. Ein Welt-
31: unglück, wollte man sie abschaffen. Für die Welt ........
32: ....................... Jünger/Zunft. Rel. ist aber ...
33: ... (Prüfungs...
34: Ring der Seele ist (ursprünglich 1 Kain + 1 Urzelle) 1 1 Urgrund aus
35: ... ... ... Anfang, wie Körper + Geist. ..............
36: ....... "verbrannt" sein der will 1 Lebensglück
37: + Lebenssinn haben. ........... Rel. ............

Originalmanuskript Seite 35.jpg

Blatt 36

1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
Der Rest der Seite ist durchgestrichen; der Inhalt erscheint im Typoskript auf S. 297 und [[1946/April/15|hier in der Edition "Tagebuch Tag für Tag"]].
15. 15.4.46 Heute sind wir 2 Jahre verheiratet. Aber 1 3/4 Jahre davon bin ich
16. fern der Familie. Und während dieser Jahre ist die große Katastrophe
17. über uns Deutschland hereingebrochen. D. hat den Krieg verloren. Von seinen
18. Feinden zerstückelt + ausgeplündert, ist es bitter arm geworden.
19. Und ich habe heute, fast 1 Jahr nach der Kapitulation, noch keine
20. Nachricht aus d. Heimat. Aber aus der ganzen Situation + den
21. zu uns gelangenden Nachrichten weiß ich, daß ich den
22. größten Teil meines Besitzes, Wohnung, Geld und anderes Gut verloren habe. Auch ich bin
23. arm geworden. // Ich habe mich damit getröstet, daß es meinem
24. Seelenheil vielleicht förderlicher ist, wenn ich nicht mehr so
25. reich bin, wie früher▼. Über dem Sambuge? das in 1 xxx trös
26. tung der Gedanke, daß mit ifizg sämtliche Gegen-
27. stände vernichtet sind, denn ...................................
28. ............................ nur daß ich mir nun 1
29. ......................... aufbauen kann
, das allein aus meiner Carolas
30. + Carolas meiner Arbeit geschaffen ist, – wenn ich heimkehren sollte. + ausschließlich unseren
31. Ehe- + Gedankengütern gehört.
.........................
32.
33.
34. ........................., dann 1 Ehe im
35. ▼: Pr.Bl..

Originalmanuskript Seite 36.jpg
  1. Friedrich Schiller: Das Ideal und das Leben
  2. hier ist sicher der jüdische Oberinspektor oder Politkommissar Goldberg aus dem Lager Salaspils gemeint, s. Tagebuch ab 18.12.1945