19. März 1944

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Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Chronik 40–45

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

Chronik 45–49

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

English

19.3.44 Und doch – wie so oft im Leben – fällt ein Wermutstropfen in den Becher der Freude. Ich bin in einer peinlichen Situation. Gleich nach meiner Ankunft hatte ich Carola in einem Brief einiges geschrieben, was gesagt werden musste. In ihrem Antwortbrief hatte sie ihren Besuch angekündigt, um darüber zu reden. Heute kommt sie nun. Voll innerer Unruhe und freudiger Erwartung zugleich stehe ich am Flurfenster und blicke in den Park hinunter. Der Boden ist noch von einer dünnen Schneedecke überzogen, nur die von der Sonne beschienenen Stellen geben den dunklen Boden frei. Von der Dachrinne tropft das Schmelzwasser.

Schade, dass ich gerade heute aus meinem Zimmer heraus muss. Es soll als Einzelzimmer für einen Schwerverwundeten hergerichtet werden. Ich siedle ins Nebenzimmer um, wo wir zu dritt liegen werden. Während die Hilfsschwester noch umräumt, schlurfe ich den Flur entlang. Am Ende des langen Korridors ist ein Fenster, von dem aus man auf den Friedhof blickt. Hier stehe ich nun und hänge meinen Gedanken nach.

Was habe ich schon für Menschenschicksale miterlebt. Ich denke da z. B. an einen Leutnant. Er hatte seine Schwächen und Fehler, wie andere Menschen auch. Aber er war nicht schlecht oder gar böse. Viele Kameraden mochten ihn sogar gut leiden. Aber er war auch nicht frei von jugendlichem Leichtsinn, und der hat eines Tages Unglück über ihn gebracht. Die Reue kam – wie immer – zu spät. Und dann sollte der Herrgott helfen, den er vorher vergessen hatte! Ihr Toten da unten, ihr seid besser dran als mancher Lebende, der mit schwerem Schuldbewusstsein belastet ist.

Wenn ich nach links gucke, fällt mein Blick auf einen hohen Berghang, an dem eine Reihe schöner Villen steht.[1] Dann mache ich immer utopische Zukunfts••• S. 200 •••pläne und stelle mir vor, wie schön es wäre, wenn ich mit Carola auch so wohnen könnte.[2]

Ich hinke langsam den langen Gang zurück, da biegt Carola plötzlich um die Ecke! Auf meinen Stock gestützt, bleibe ich stehen und blicke der geliebten Frau entgegen, die da in rotem Mantel und schwarzem Hütchen auf mich zukommt. Dann stehen wir voreinander, und sie reicht mir lächelnd die Hand. Da ich in mein altes Zimmer nicht mehr hineinkann und das neue noch nicht hergerichtet ist, bleiben wir draußen auf dem Korridor. Wir wechseln erst einige belanglose Sätze und dann, zögernd, die ersten unumgänglichen Fragen.

St. Martinskirche Landshut
Landshut in Bayern (Isar), Altstadt und Burg Trausnitz[3]

Schon vor Carolas Ankunft hatte ich in einem benachbarten Haus ein einfaches Zimmer in bäuerlichem Stil mit kariertem Bettzeug und knarrendem Fußboden gemietet. Ich hatte es genommen, weil es nahe beim Lazarett und außerdem billig war. Carola aber gefällt es gar nicht. So gehen wir in die Stadt zurück, wo Carola gegenüber der hochtürmigen Martinikirche ein Hotelzimmer nimmt. Hier gibt mir Carola nach einem langen, klärenden Gespräch zum zweiten Mal ihr Ja-Wort. Es war schon spät abends, als ich den langen, verschneiten Weg zum Lazarett zurückhinke. Durch das schwere Aufstützen auf den Stock habe ich mir unterwegs eine Blase auf der inneren Handfläche gescheuert.


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1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

  1. Google Maps 3D (Ebenen – mehr – Globusansicht muss aktiviert sein) vermittelt einen Eindruck von diesem Blick vom Ostflügel des ehem. Bezirkskrankenhauses, damaligen Lazaretts und jetzigen Landratsamtes auf den Friedhof und die Villen an der Neuen Bergstraße und am Brühfeldweg
  2. 10 Jahre später war die Utopie vom eigenen Haus dann Wirklichkeit geworden!
  3. Die Postkarte wurde am 10.04.1979 abgeschickt; damit lässt sich das Typoskript datieren