7. Juni 1943
Drüben singen die Russen. Wenn die Iwans singen, dann empfiehlt es sich, die Wachsamkeit zu erhöhen. Häufig steht dann ein Angriff bevor. Die Russen bekommen vor solchen Unternehmen oft Schnaps, und wenn sie Schnaps getrunken haben, dann singen sie.
Offenbar sind russische Angriffsabsichten bekannt geworden[1], denn unsere Vorpostenlinie hier unten, die ja nur von einem Zug besetzt war, soll zu einer Dauerstellung ausgebaut werden und mit einer verstärkten Kompanie besetzt werden. Seit einigen Tagen wird hier wie toll geschanzt. Neue Stellungen werden ausgehoben und alte verbessert. Pioniere ziehen vor den Stellungen einen Drahtverhau. Mein bisheriger Unterstand wird zum Kompaniegefechtsstand ausgebaut und erhält als Decke eine vierfache Balkenlage. Ich selbst ••• S. 139 •••erhalte einen neuen Bunker fünfzig Meter rechts davon. Auch meine Werferbedienungen wühlen sich schon Feuerstellungen in den sandigen Boden. Ich soll nämlich zur Verstärkung der Schützenkompanie gleich mit unten bleiben, zumal ich die Gegend ja schon so gut kenne. Herrliche Aussicht! Immer dieselben![2]
Der Russe hat unsere Geschäftigkeit natürlich längst beobachtet und schießt erstmalig mit Granatwerfern in den Wald. So ist das nun, seit die verstärkte Kompanie hier unten liegt, haben wir nachts zwar mehr Sicherheit, dafür ist es aber mit der Ruhe am Tage vorbei.
Max kommt mit dem Kommandeur herunter, und wir erkunden weitere MG-Stellungen.
Ich muss hier mal etwas anderes einschalten. Ich habe zufällig den Bericht eines Kompanieführers gelesen, der denselben Abschnitt befehligte, den ich dann übernahm. Es war ein ausgesprochen ruhiger Abschnitt. Was der aber daraus gemacht hatte! Jeden auftauchenden Russen und jeden Schuss hat der zu einem Feuergefecht hochstilisiert. Und wie eisern er die furchtbar bedrohte Stellung gehalten hat! Oh, Leutnant Schrödter, Sie ahnungsloses Kind! Wann werden Sie endlich lernen, sich ins rechte Licht zu setzen?
Mein neuer Bunker ist nicht dicht. Es regnet durch. Da war mir der alte lieber, obgleich der nur ein Zeltdach hatte.
Die Verteilung der Marketenderware hat nicht geklappt. Das nächste Mal übernehme ich die Verteilung selbst. Mit der Marketenderware ist es wie damals mit den Wintersachen. Bevor sie nach vorn kommt, ist sie schon durch viele Siebe gegangen. Die besseren Sachen, wie Hautcreme, Kognac usw., sind ohnehin selten und bleiben gleich hinten hängen. Den Rest der brauchbaren Dinge vereinnahmt dann die Kompanieführung, und der übrig bleibende Brassel erreicht dann schließlich die Front. Hier nehmen sich dann die Gruppenführer noch zuerst, und den letzten Rest bekommt der Landser. Meist ist es nur noch Briefpapier.••• S. 139: anschließender Teil „Gawletta geht an die Front“ ans Ende des 1.7.43 verschoben •••
Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang |
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente |
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen |
- ↑ Am 07.06.1943 werden Angriffsabsichten vermutet (KTB 1.PzA, NARA T-313 Roll 58 Frame 7293568), aber auch später, vgl. z.B. Feindbeurteilung durch H.Gr. Süd vom 18.06.1943 (KTB OKW 1943 S. 662 f.).
- ↑ Semper talis, Wahlspruch und Schlachtruf des 1. Garde-Regiments zu Fuß, oft als Seufzer geäußert