Antrag auf Bildung einer politischen Gemeinde Hombruch

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Einige Baugebiete verstädtern

Für den Aufschwung im Bereich um Hombruch waren vor allem folgende Zechen verantwortlich:
Der Volksmund nahm die Siedlungen zum Teil gar nicht getrennt wahr; Station Barop wurde auch zu Hombruch gezählt.

Im Umland von Dortmund gab es lange Zeit nur bäuerliche Bebauung. Mit dem Aufschwung in den goldenen Jahren des Ruhrbergbaus ab 1880 begann auch der Typus der Neubauten sich zu verändern. Die Bergleute betrieben die Landwirtschaft nur noch im Nebenerwerb und bauten sich keine Bauernhöfe, sondern Wohnhäuser, die im allgemeinen einstöckig waren, aber in einigen Ortsteilen auch zwei- oder ab 1900 dreistöckig emporstrebten, dabei eng aneinander standen und der Bebauung städtisches Gepräge verliehen.[1] Ortsteile dieses Typs in unserer Gegend waren Hombruch, Station Barop und Baroperheide[2], in einer späteren topographischen Karte vielsagend Städtisch Barop genannt.

Diese drei waren um den Bahnhof Barop herum gruppiert und grenzten aneinander. Sie gehörten aber zu verschiedenen politischen Gemeinden. Hombruch gehörte zu Kirchhörde, Station Barop zu Menglinghausen und Baroperheide bzw. Städtisch Barop zu Barop.

Städtische Bebauung stellt andere Anforderungen

Die Einwohner solcher städtischen Gebiete standen vor ganz eigenen Aufgaben. Die hohe Bevölkerungsdichte erforderte eine leistungsfähigere Infrastruktur wie Straßen, Wasser- und Gasleitungen. Sie bedeutete aber auch, dass in den Gemeinden ein Schwerpunkt entstand, ohne dass das Gemeindezentrum sich dort befunden hätte, was vor allem im politischen Leben für eine wachsende Zahl von Bürgern weite Wege zum Gemeinderat, zur Wahl usw. hieß. Im allgemeinen schien der Gemeinderat kein großes Verständnis für diese neuartigen Sonderbedürfnisse zu haben. Möglicherweise spielte es auch - zumindest unterbewusst - eine Rolle, dass die betroffenen Bürger ja auch nicht alt eingesessen, sondern Zuwanderer waren.

Die Idee der Abtrennung wächst

Es ist verständlich, dass der Wunsch entstand, die politischen Gemeinden derart neu einzuteilen, dass die Gebiete städtischer Struktur von ihren bisherigen Gemeinden abgetrennt und in einer neuen Gemeinde zusammengefasst würden. Dazu gab es 1884 und 1891 je einen Anlauf. Beide scheiterten jedoch.

Die Zeitung schreibt 1896 rückblickend: "Es war ihm [von Steinaecker] nicht mehr vergönnt, seine Lieblingsidee, die auch einst die des jetztigen Regierungspräsidenten Winzer [Amtszeit 1889-1901] war, nämlich den städtischen Teil Barop-Menglinghausen mit Hombruch, dem städtischen Teil der Gemeinde Kirchhörde, zu einem politischen Gemeinwesen vereinigt zu sehen [...] wie sie der frührere Amtmann von Steinaecker geplant und ausgearbeitet hatte."

Der erste Ansatz von 1884

Seite 1 des Antrags Hombrucher Bürger (Original im Stadtarchiv Dortmund, Bestand ...

Bereits vor 1884 hatte die Gemeinde Kirchhörde einen Antrag auf Abtrennung Hombruchs gestellt, der aber von der Regierung in Arnsberg nicht genehmigt worden war, "weil Hombruch ein rein industrieller Bezirk sei". (Diese Begründung wird in der Presse zitiert, aber vermutlich war sie umfangreicher und verständlicher.)

Danach erhielt der Amtmann von Steinaecker hatte den Auftrag, einen Plan zu entwickeln, die drei genannten, zu seiner Zeit (1874–1888) beginnend in städtischer Weise bebauten Ortsteile aus ihren bisherigen Gemeinden herauszulösen und in einer eigenen städtisch geprägten Gemeinde zusammenzufassen. Dieses 1884 bereits laufende Projekt benötigte aus damaliger Sicht noch eine Bearbeitungszeit bis mindestens 1886.

Aus der Bevölkerung heraus entstand parallel dazu 1884 folgender Antrag, der jedoch auf Anraten von Steinaeckers nicht eingereicht wurde. (Wie er trotzdem in die Akten gelangen konnte, ist unklar.) Der Text ist interessant, weil er neben der Begründung für die Abtrennung Hombruchs auch Details der Entwicklung des Ortes von 1864 bis 1884 nennt, selbst wenn nicht alle Zahlen stimmen mögen.

Hombruch, d. 6. April 1884.

Antrag der Ortseingesessenen Hombruchs auf Theilung der Gemeinde Kirchhörde und Bildung einer eigenen politischen Gemeinde Hombruch.

...

Die Ortschaft Hombruch, zur politischen Gemeinde Kirchhörde gehörig, besteht dem Namen nach seit undenklichen Zeiten. Bis zum Jahre 1865 war Hombruch jedoch größtenteils Waldung; es befanden sich dort nur 2 Wege, - Straßen konnte man sie nicht nennen - die jetzige Bahnhofstraße und Mühlenstraße mit etwa 20 Wohngebäuden und einer Seelenzahl von ca. 300.

Die Ansiedelung, Gewerbstätigkeit u.s.w. ist seit 1865 von Jahr zu Jahr hier bedeutend gestiegen, so daß jetzt keine Spur mehr von Waldung vorhanden ist.

Kirche, Schulen...

Schächte, Coaksöfen...

Wasser, Gas...

Die geschlossene Ortschaft Hombruch grenzt im Westen an Station Barop (Gemeinde Mennglinghausen) im Norden an die Baroperheide (Gemeinde Barop) im Osten an Brünninghausen (Gemeinde Hacheney) im Süden an Kleinholthausen (Gemeinde Kirchhörde). In Hombruch befindet sich die Amts- und Polizei-Verwaltung, sowie die Amts- Gemeinde- und Sparkassen-Rendantur Barop. ...

Gemeindevertretung (weit entfernt und schwer zu erreichen...)

Es befinden sich hier 24 öffentliche Straßen, wovon jedoch bis jetzt nur 3 Gemeindewege sind, (Bahnhofstraße, Mühlenstraße und die Märkischestraße halb. Die übrigen sind Interessentenwege und gehören größtenteils dem Herrn von Romberg zu Brünninghausen.

Die Gemeinde Kirchhoerde, wir glauben wohl annehmen zu dürfen, die größte Landgemeinde des Regierungsbezirks hat eine Seelenzahl von 7338. Hiervon entfallen allein auf Hombruch 4421 oder rund 4500 und auf dem ganzen übrigen Theil der Gemeinde bestehend aus: Großholthausen, Kleinholthausen, Kirchhörde, Löttringhausen, Kruckel und Schnee nur 2917 oder rund 3000. Schon in dieser Hinsicht dürfte sich nach unserem Dafürhalten eine Theilung der Gemeinde empfehlen...

Auch in anderer Beziehung liegt kein Hinderniß vor, da zur kath. Schul- und Kirchengemeinde außerdem verschiedene andere politische Gemeinden des diesseitigen Amtes als Kirchhoerde gehören und bereits kürzlich mit Genehmigung Königl. Regierung auch eine evangelische Schulgemeinde Hombruch gebildet worden ist.

Zur Kirchengemeinde gehören die evangl. Bewohner hierselbst theils nach Barop und theils nach Kirchhoerde...

Ferner gehört die ganze jetzige politische Gemeinde Kirchhoerde zum Amts- und Landgerichtsbezirke Dortmund.

Der Gemeindeetat von Kirchhörde ist auf den Betrag von 83416,64 Mk. in Einnahme und Ausgabe festgesetzt. An Communalsteuern werden 339% der ganzen Klassen- und klassenfixierten Einkommensteuer, sowie der Communal-Einkommensteuer und der halben Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer erhoben.

Details des jetzigen Etats...

Leistungsfähigkeit der zu gründenden Gemeinde...

Ein Gemeindebote dürfte hier nicht erforderlich sein, ebenso kein Spritzenmeister, da bei etwa ausbrechendem Schadenfeuer die Hydranten der Wasserleitung, außerdem die Feuerspritze der Zeche Glückauf Tiefbau und der Baroper Maschinenfabrik und die hiesige, freiwillige Bürger-Feuerwehr sofort zur Hand sind.

Mögliche Einnahmen der Gemeinde...

Obwohl sich schon aus dem Überschusse von 13454 M. die Leistungsfähigkeit der neuen Gemeinde Hombruch in genügender Weise ergeben dürfte, so wird sich die Einnahme doch noch bedeutend erhöhen und zwar durch die Wieder-Inbetriebsetzung der Hammacher'schen Fabrik hierselbst, jetzt unter der Firma "Baroper Walzwerk, welche baldigst erfolgen soll.

...

Der zweite Ansatz von 1891

Die Zeitung berichtet von einem Versuch 1889 und 1891 von dem Erfordernis, es noch einmal zu versuchen. Archivierte Akten hierzu müssen noch ermittelt werden.

Weitere ähnliche Projekte

An der Oberen Bahnhofstraße[3] gab es andere Probleme. Hier war die Situation so, dass die südliche Straßenseite zur Gemeinde Kirchhörde im gleichnamigen Amt und die nördliche einschließlich der Straßen selbst zur Gemeinde Hacheney[4], Amt Wellinghofen gehörte.

Der Bereich nördlich der Oberen Bahnhofstraße sollte 1899 zur Erleichterung der Bautätigkeit und Erschließung wenigstens nach Kirchhörde eingemeindet werden. Selbst dies misslang, wie die Anregung zwei Jahre später, es noch einmal zu versuchen, beweist.

Die Eingemeindung nach Dortmund

1929 gingen alle genannten Gemeinden in Dortmund auf. Damit hatte sich das Thema erledigt.


  1. Die typische Fassadenaufteilung, die weithin anzutreffen ist, zeigt zwei Fenster, eine Tür und wieder zwei Fenster. Ich wüsste gerne, ob dieser Haustyp eine eigene Bezeichnung hat.
  2. Es gibt auch die Schreibweise Baroperheide oder Baroperhaide.
  3. der Abschnitt der heutigen Harkortstraße zwischen Gablonz- und Zillestraße sowie die Zillestraße entlang bis zum Hombruchsfeld
  4. im Zeitungsartikel irrtümlich Gemeinde Renninghausen