13. April 1944

Aus Westmärker Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Kapitel‑Finder

Kalendernavigation ab 1944 -04-16.jpg

Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Chronik 40–45

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

Chronik 45–49

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

English
GEO & MIL INFO
Lehrter Bahnhof Karte — map
Cammin in Pommern Karte — map
Treptow an der Rega Karte — map
Reservelazarett in der Provinzialheilanstalt Treptow an der Rega Karte — map
Reservelazarett Treptow an der Rega
San.-Abt. Stettin oder Köslin Wehrkreis­kommando II

••• S. 201 •••13.4.44. Ich stehe mit meinem Bruder Joachim auf dem Lehrter Bahnhof. Wir sind auf dem Weg nach Cammin in Pommern, wo ich am Sonnabend, den 15. April, meine Hochzeit feiern will. Nach langen Diskussionen mit dem Wehrmeldeamt hat Achim einen Urlaubsschein nach Cammin bekommen. Ich habe ihn als Verwundetenbegleiter angegeben, so dass er nicht nur mitfahren, sondern auch mit mir die 2. Klasse[1] benutzen konnte. Leider hatte er keinen großen Vorteil davon. Die Abteile sind voll besetzt, und da ich wegen meines Fußes viel sitzen musste, musste er den größten Teil der Fahrt im Gang stehen.

Bahnhof Cammin (Pommern)

Die Bremsen quietschen. Der Zug läuft in den kleinen Bahnhof von Cammin ein und bleibt dann mit einem kleinen Ruck stehen. Joachim steigt aus. Ich selbst will noch nach Treptow/Rega weiterfahren, um mich in dem dortigen Reservelazarett anzumelden. Wenn ich Glück habe, komme ich heute abend noch zurück, sonst morgen Vormittag. Ich zeige meinem Bruder unser Haus, das nur dreihundert Meter vom Bahnhof entfernt ist, und reiche ihm meine zwei Koffer hinaus, als Carola plötzlich neben uns steht. Da sie meinen Bruder noch nicht kennt, mache ich sie schnell miteinander bekannt und erkläre dann meiner staunenden Braut, dass ich nach Treptow weiterfahre. Da erblickt Carola die Dame am Abteilfenster, die schon seit Stettin neben uns sitzt und alle unsere Gespräche mit angehört hat. Die Damen kennen sich. Es ist Frau Schwarzmeier, Kriegerwitwe, mit der ich nun gemeinsam weiterfahre, denn sie wohnt in Treptow.

Treptow/Rega

Bahnhof Treptow (Rega)
Bahnhof Treptow (Rega) 2009
Das spätere Reservelazarett um 1906

In Treptow werden einige Erinnerungen wach. Hier hatte ich auf der Fahrt nach Pustchow, wo ich als Student mit Albert meine Sommerferien verleben wollte, beim Umsteigen eine Stunde Wartezeit, die ich zu einem Bummel durch diese freundliche Kleinstadt benutzte und die mir wegen eines harmlosen Erlebnisses mit zwei jungen Mädchen in netter Erinnerung geblieben ist.

Bald aber weichen diese Bilder einem handfesten Zorn. Ich renne von einer Dienststelle zur anderen, um endlich zu erfahren, dass das gesuchte Lazarett weit außerhalb der Stadt liegt[2]. Ich humpele also wieder zum Bahnhof zurück, treffe unterwegs noch einmal Frau Schwarzmeier, und steige dann in die kleine Bimmelbahn[3], die zum Lazarett hinausfährt. In einer Aufnahme sitzt ein älterer Feldwebel, dem ich mein Anliegen vortrage: Ich sei zur ambulanten Behandlung hierher überwiesen, möchte meine Aufnahmeformalitäten erledigen und dann wieder nach Cammin zurück. Der Feldwebel ist sehr höflich, erklärt mir aber gleich, dass eine Rückkehr heute unmöglich sei. Erstens führe heute kein Zug mehr in die Stadt zurück. Zweitens müsste ich erst einmal untersucht werden. Es sei aber kein Arzt mehr da, denn es sei Feierabend[4]. Drittens gäbe es überhaupt keine ambulante Behandlung mehr, und ich müsste sowieso im Lazarett bleiben. Mir verschlug es die Sprache! Ich sehe im Geist schon die ganze Hochzeitsgesellschaft in Gala-Toilette[5] bereitstehen und auf mich warten, während ich hier festgehalten werde. Ich bestürme den Feldwebel, male ihm meine Situation aus und suche nach einer Lösung. Er hört sich alles sehr ruhig und gelassen an, bleibt aber völlig unbeeindruckt und lehnt alle meine Vorschläge ab. So eine verdammte Sturheit. Hier habe ich einen pommerschen Dickschädel kennengelernt. Es hilft nichts. Ich muss vorerst hierbleiben.

Man hat mir ein recht hübsches Einzelzimmer angewiesen, in dem ich übernachten soll. Eine DRK-Schwester bringt mir ein paar belegte Brote zum Abendbrot. Ich bin immer noch aufgeregt und rede mir alles von der Seele, erzähle von der übermorgen geplanten Hochzeit und meiner Zwangslage. Im Lauf des Gesprächs stellt sich heraus, dass die Rotkreuzschwester aus Cammin stammt und Carola kennt, weil sie ganz in der Nähe wohnt. Mir ist so etwas ganz neu, dass sie sich in den kleinen Nestern alle kennen.

Soldaten der 8.(?)/I.R.21 (17. I.D.) 1942 in Treptow an der Rega, laut Bildbeschreibung „im Quartier“, ...
... nach Ansicht des Herausgebers könnte es sich aber auch um das Reservelazarett handeln

— nächstes Datum — next date →

Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

  1. vergleichbar der heutigen 1. Klasse; die damalige besonders luxuriöse 1. Klasse wurde 1956 abgeschafft
  2. im heutigen Stadtteil Jaromin
  3. Linie Treptow–Broitz–Greifenberg der Greifenberger Kleinbahnen AG
  4. im Original irrtümlich „Wochenende“, gemeint ist sicher „Feierabend“, denn es ist Donnerstag
  5. alter Begriff für Kleidung