15. November 1943

Aus Westmärker Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Hilfe

Kalendernavigation ab 1943 -05.jpg

Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Inhaltsverzeichnis

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

Chronik

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

English
GEO & MIL INFO
Cottbus Karte — map
Krakau Karte — map
Proskurow Karte — map
Odessa Karte — map
OKW-Lagekarte Dezember 1943 Karte — map
Führerreserve der H.Gr. Süd
H.Gr. Süd
OB: GFM von MansteinWP

Ich besuche eine Kirche zu einem kurzen Gebet und setze mich dann in ein Café. In der Bahnhofshalle treffe ich Unteroffizier NN, einen rothaarigen Sachsen, der in Jasło einmal mein Putzer war. Jetzt ist er Truppführer in einem Granatwerferzug. Ich habe ihn damals bei verschiedenen Gelegenheiten furchtbar angeschnauzt und glaube, dass er mir nicht besonders zugetan ist. Aber er ist sehr freundlich und scheint es ehrlich zu meinen.

In Krakau werden wir noch einmal ausgeladen. Hier sollen noch weitere Offiziersgruppen aus anderen Teilen des Reiches zu uns stoßen. Man rechnet ••• S. 154 •••mit einem Aufenthalt von mehreren Tagen, bis der Transport vollzählig beisammen ist. Wir sind für diese Zeit in einer Wehrmachtsunterkunft einquartiert. Ich überlege, ob ich schnell mal nach Krynica fahren soll, wo Sofia in einer Bücherei arbeitet. Das ist mir aber doch zu riskant. So suche ich denn die Dienststelle der Reichsgetreidekammer auf, bei der Hilde Voß beschäftigt ist. Wir haben uns jahrelang nicht gesehen, und so wird mein Erscheinen hier in Krakau völlig überraschend kommen. Sie lädt mich zum Abend in ihre Wohnung ein, die sie mit noch zwei deutschen Mädchen gemeinsam bewohnt. Ich bekomme ein reichhaltiges Abendessen mit Kartoffelpuffern. Dann plaudern wir von jetzigen und vergangenen Zeiten, bis es für mich Zeit ist, meine Unterkunft aufzusuchen. Eine zweite Verabredung hat sie aus unbekannten Gründen nicht eingehalten.

Im Verlauf der letzten vier Tage sind etwa 200 Offiziere hier eingetroffen. Wir sind vollzählig. Der Transport wird je nach Bestimmungsort in Gruppen eingeteilt. Abends um zehn Uhr rollt der Zug aus dem Bahnhof Krakau nach Osten.


6. Teil
Dritter Einsatz in Russland

Hinein in den Sack

– harte Rückzugskämpfe vom Dnjepr bis Kriwoi Rogzweite und dritte Verwundung

Kurz hinter der alten polnisch-russischen Grenze werden wir schon wieder ausgeladen. Wir sind in Proskurow, dem Standort der Führerreserve der Heeresgruppe Süd. Von hier aus sollen wir zu unseren alten Truppenteilen geschickt oder je nach Bedarf anderen Einheiten zugeteilt werden.

Die sowjetische Offensive hat gewaltig an Boden gewonnen. Die Front rückt näher. Lange Flüchtlingstrecks russischer Zivilisten ziehen durch Proskurow nach Westen. Sie führen ihre armselige Habe auf kleinen Panjewagen mit, die bei der Winterkälte auf knarrenden Rädern über die schneebedeckten Straßen rollen. Die Russen fliehen vor ihrer eigenen Armee! [1]

Wir sind in einer Kaserne untergebracht und warten auf unseren Weitertransport. Ich begucke mir inzwischen die Stadt oder sitze lesend auf der Stube und gehe zwischendurch zum gemeinsamen Essen. An einem Abend habe ich den Standortpfarrer aufgesucht und die heiligen Sakramente empfangen.

Nach acht Tagen erhalten wir unseren Marschbefehl. Eine kleine Gruppe von Offizieren (darunter auch ich) wird zu unserer alten 257. Infanterie-Division in Marsch gesetzt.

Verlauf der HKL (Hauptkampflinie) im Bereich der 1.PzA am 4.11.43 (aus Benary mit Einzeichnungen des Autors)
1. Panzerarmee I
Frontverlauf:
4.11.43
10.11.43
23.12.43
russische Großangriffe:

Inzwischen hatten wir uns über die Lage informiert. Das gesamte Gebiet ostwärts des Dnjepr ist bereits verloren gegangen. Darüber hinaus hat die Rote Armee im Mittelabschnitt gewaltige Geländegewinne erzielt und ist weit nach Westen vorgestoßen. In der Ukraine jedoch haben sich unsere Truppen am Dnjepr gehalten, so dass unsere Front hier in einem gewaltigen Bogen wie ein Schlauch nach Osten hineinragt. Die äußersten ostwärtigen Stellungen dieses Schlauches halten sich noch im östlichsten Bogen des Dnjeprknies gegenüber Saporoshje, während der Iwan mit haushoch überlegenen Kräften versucht, in unserem Rücken den Sack von Norden und Süden zuzuschnüren.[2]

Trotz hoher blutiger Verluste bringt der Iwan immer neue Kräfte und neues Material heran. Seine Reserven scheinen unerschöpflich, während unsere abgekämpften und übermüdeten Soldaten kaum noch Ersatz bekommen. Eine Frontbegradigung würde sie entlasten, aber Hitler lehnt jede Änderung ab. An der Südfront dieses Sackes ist Nikopol das letzte Bollwerk unserer Front, das von den Sowjets in wütenden Angriffen berannt wird. In diesem Raum liegt auch unsere Division.

In diesen äußersten Zipfel des Schlauches sollen wir also hinein wie die Katze in den Sack. Unsere Reise geht erst in mehrtägiger Bahnfahrt nach Odessa, wo wir aussteigen und übernachten. Unser Quartier liegt in einer großstädtischen Straße mit dreistöckigen Häusern. Ich kann von meinem Zimmer in die Wohnung auf der gegenüberliegenden Straßenseite gucken. Sie ist – wie viele russische Stadtwohnungen – spärlich, etwas hausbacken, aber sauber möbliert. Am Fenster steht der obligate Gummibaum. Wir besuchen ein Café, schlendern durch die Straßen und genießen den prächtigen Blick von der Großen Hafenterrasse[3] auf die Bucht von Odessa. Odessa ist Groß••• S. 155 •••stadt, deren schöne öffentliche Bauten und solide Wohnhäuser noch einen leisen Hauch des alten, wohlhabenden Bürgertums dieser großen Handelsstadt aus der Zarenzeit bewahrt haben.


— nächstes Datum — next date →

Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

  1. Es sind Sowjetbürger, aber höchstwahrscheinlich keine Russen, sondern Ukrainer.
  2. Der Begriff „Sack am Dnjepr-Knie“ findet sich z. B. im KTB AOK 6 Frame 000782 f.
  3. Was könnte gemeint sein? Die Potemkinsche Treppe?