28. Februar 1944

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Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Inhaltsverzeichnis

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

Chronik

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

English

Mitten in der Nacht werde ich wach. Es ist dunkel. Von einigen Betten dringt leises Stöhnen zu mir herüber. Jetzt in der Nacht spürt man die Schmerzen stärker, weil man keine Zerstreuung hat. Tagsüber können Gespräche oder Lektüre oder die Vorgänge im Saal die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und von den Schmerzen ablenken. Ein Kamerad ächzt besonders laut. Er liegt in der Mitte des Saales. Jetzt ruft er nach der Schwester. Es rührt sich aber nichts. Er wiederholt seine Rufe, jedoch ohne Erfolg. Ein Landser schleppt sich zur Nachtklingel und drückt auf den Knopf. Niemand vom Krankenpersonal lässt sich sehen. Da läutet er Sturm, während andere Kameraden auch zu rufen anfangen. Da endlich erscheint eine Nachtschwester und geht zu dem Schwerverwundeten. Inzwischen ist der halbe Saal erwacht. Licht flammt auf. Da wird die Schwester plötzlich unruhig und beginnt zu laufen. Der Verband des Verwundeten ist durchgeblutet. Die Schwester verständigt einen Arzt. Der Verwundete wird hinausgefahren. Im Saal tritt allmählich wieder Ruhe ein.

Zwei Sanitäter treten an meine Pritsche, legen mich auf eine Tragbahre und bringen mich zum Operationssaal. Da die sechs Operationstische alle besetzt sind, stellen sie mich vorerst auf die Erde und verschwinden. Hier liege ich nun auf der Bahre zu ebener Erde zwischen zwei offenen Türen in der Zugluft. Da ich aber wohl jeden Augenblick auf die Schlachtbank kommen werde, sage ich nichts. Im Saal stehen sechs Operationstische nebeneinander. Auf jedem Tisch liegt ein Verwundeter, um den mehrere Ärzte und Schwestern herumhantieren. Die Luft im Raum ist muffig. Auf dem Fußboden häufen sich Ballen von verbrauchter Watte und Knäuel blutiger Verbände. Instrumente klirren auf Glasplatten, kurze Anordnungen schwirren durch den Saal. Verwundete schreien plötzlich auf oder stoßen in der Narkose unartikulierte Laute aus. Der Saal ist erfüllt von fieberhafter Geschäftigkeit.

An dem Tisch, der mir am nächsten steht, operiert ein Oberarzt mit einem Assistenzarzt und einer Schwester. Sie haben einem Verwundeten die Schwarte an der Schläfe aufgeschnitten und umgeklappt. Ich kann gerade den Kopf des Verwundeten sehen. Der Oberarzt stochert in der Wunde herum. Offenbar sucht er etwas und findet es nicht. Er ist offensichtlich nervös oder verärgert. Es dauert auch gar nicht lange, da entspinnt sich zwischen ihm und dem Assistenzarzt ein Disput, der bald in einen lauten Streit ausartet. Der Assistenzarzt schimpft, während der Oberarzt seinen Gehilfen anschreit. Soweit ich sehen kann, geben sie die Operation auf und entfernen sich wutentbrannt.

Es läutet zu Mittag. Der Operationssaal leert sich allmählich, die Tische werden frei, und das Personal geht zum Essen. Bevor ich noch fragen kann, was eigentlich mit mir werden soll, ist der letzte Arzt durch die Tür verschwunden. Der Saal ist plötzlich leer. Einsam und allein liege ich auf meiner Bahre zu ebener Erde in der Zugluft zwischen zwei Türen, die weit offen stehen.

Das ist ein toller Saubetrieb hier in diesem Lazarett. Als der erste Mann des OP-Personals nach dem Essen wieder erscheint, sage ich ihm deutlich meine Meinung über diesen Saustall. Es scheint ihn nicht zu erschüttern. Angesichts dieser unmöglichen Zustände hier werden sie wohl häufig solche Beschwerden hören und sind dagegen immun.

Ich komme nun gleich als erster auf die Schlachtbank. Das glatte Leder des Tisches ist kalt. Der Arzt besieht sich meinen Fuß, kann aber nichts Endgültiges unternehmen, da noch keine Röntgenaufnahme gemacht wurde(!). Also werde ich wieder auf meine Pritsche im großen Saal zurückgetragen.

Drei Tage habe ich das Kriegslazarett 1/606 genossen.[1] Dann werde ich für einen Heimattransport herausgesucht, der morgen abgehen soll.••• im Original weiter ohne Zeilenumbruch •••


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Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Erfahrungen i.d.Gefangenschaft Bemerkungen z.russ.Mentalität Träume i.d.Gefangenschaft

Personen-Index Namen,Anschriften Personal I.R.477 1940–44 Übersichtskarte (Orte,Wege) Orts-Index Vormarsch-Weg Codenamen der Operationen im Sommer 1942 Mil.Rangordnung 257.Inf.Div. MG-Komp.eines Inf.Batl. Kgf.-Lagerorganisation Kriegstagebücher Allgemeines Zu einzelnen Zeitabschnitten Linkliste Rotkreuzkarte Originalmanuskript Briefe von Kompanie-Angehörigen

  1. 27.–29.02.1944 gem. Soldbuch S. 12/13