26. Juli 1943
Am nächsten Tag nehme ich schon meine erste selbständige Rasur vor. Da ich den rechten Arm in der Binde trage und nur eine Hand frei habe, dauert die Prozedur sehr lange, und der Erfolg war auch recht mäßig.
Anschließend versuche ich ein Telefongespräch mit Krynica zu bekommen, wo Sofia jetzt in einer Buchhandlung beschäftigt ist. Es gelingt auch nach längerem Bemühen, eine Verbindung herzustellen, aber als ich zu sprechen anfange, wird die Leitung unterbrochen.[1]
Heute habe ich einen neuen Verband bekommen. Diese elenden Verbandswechsel! ••• S. 148 •••In einem stickigen Kellerraum des Lazaretts geht diese Marter vor sich. Vor mir sind noch einige Kameraden dran. Wir sitzen wartend auf einer Bank, und die Schmerzenslaute, die die Verwundeten beim Ablösen der alten Verbände ausstoßen, machen uns ganz kleinlaut. Als dann mein Vordermann auch noch ohnmächtig wird, erfasst auch mich eine leichte Übelkeit. Dann bin ich dran. Der Sani wickelt den alten Verband ab und kommt nun an die Stelle, wo die Binde zu kleben anfängt. Ich will gerade noch ganz bescheiden zur Vorsicht mahnen, da hat er den Verband auch schon heruntergerissen, und mein angefangener Satz erstirbt in einem ziehenden Zischen zwischen den Zähnen. Der Gummischlauch ist natürlich auch mit herausgeglitten und klebt nun an dem blutiggelben Verband. Aber nun ist alles überstanden. Mein Arm bekommt einen frischen, blütenweißen Verband und wird kunstgerecht wieder in ein Dreieckstuch gelegt. Ich kann wieder gehen. Bis zum nächsten Verbandswechsel!
In meinem Zimmer liegen noch zwei ältere Hauptleute. Der eine hat einen Hodenbluterguss und muss gerade wieder zur Punktion. Da möchte ich doch lieber meine Verwundung behalten als so eine Verletzung.
Morgen soll ich ins Reich verlegt werden. Dann war ich also drei Tage hier.[2]
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- ↑ Möglicherweise hatte die Fernsprech-Vermittlung mitgehört und die Verbindung mit dem Hinweis „Privatgespräche sind nicht gestattet!“ getrennt. So einen Fall gab es jedenfalls, denn der Autor spielte eine derartig Szene mit Ehefrau (als Gesprächsteilnehmerin) und Sohn (als Vermittlung und zu dessen größtem Vergnügen) gerne nach.
- ↑ bis 27.07.1943 gem. Soldbuch S. 12/13