29. Juli 1943
Bad Schandau – Carola
GEO & MIL INFO | ||||
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Bad Schandau | ||||
OKW-Lagekarte August 1943 | ||||
Reserve-Lazarett Bad Schandau | ||||
San.-Abt. Dresden | Wehrkreiskommando IV | BdE |
29. (30.?) 7.43.[2] Ich bin im Reservelazarett Bad Schandau gelandet. Ich werde in eine ehemalige Pension[3] eingeliefert, die direkt an der Elbe liegt. Jetzt dient sie als Lazarett. Von unserem Balkon aus haben wir einen herrlichen Blick auf das steilwandige, romantische Elbtal und auf den Fluss. Es ist ein warmer Sommertag, und auf der Uferpromenade flanieren viele Frauen und Mädchen in bunten, luftigen Sommerkleidern. Ein Bild, das ich seit Jahren nicht mehr gesehen habe. Raddampfer schaufeln sich rauschend durch das Wasser, während kleine Motorboote den Fährverkehr zwischen den Ufern betreiben. Schräg unter uns befindet sich eine Anlegestelle, an der sich die Menschen sammeln und eine bunte Traube bilden. Wir aber sitzen hier oben und blicken sehnsüchtig auf dieses bunte Treiben herunter, denn wir dürfen noch nicht heraus.
Außer mir liegen noch zwei junge Leutnants auf dem Zimmer. Ein hübscher, blutjunger Österreicher und ein dunkler, lebhafter Artillerie-Leutnant, dessen stehende Redensart ist: „Ich komme soeben aus Orel.“[4] Er hatte einen Schuss vor die Brust bekommen, aber seine Erkennungsmarke hatte die Kugel abgefangen.
Dass wir das Haus noch nicht verlassen dürfen, ist angesichts des warmen Sommerwetters und der vielen kleidertragenden Menschen auf der Promenade wirklich hart. Zu allem Überfluss habe ich noch Ischias bekommen. Wenn ich aufrecht stehe, merke ich nichts, aber sobald ich mich abends in das weiche Bett lege, setzen die verdammten Schmerzen ein. Dann steh ich mitten in der Nacht auf und humpele am Stock im Zimmer auf und ab, weil ich vor Schmerzen nicht schlafen kann. Jetzt bekomme ich zweimal täglich Bestrahlungen unter dem Lichtkasten. Nach einigen Tagen bin ich die Schmerzen los.
In der Verwaltung fiel mir heute eine Stenotypistin auf. Drall und rotwangig, mit hellblondem Haar und blitzblauen Augen, die mich auffallend freundlich ansahen.
Heute hat der Österreicher Besuch bekommen. Seine Mutter und seine 15-jährige bildhübsche Schwester sind hier. Sehr gepflegt und kultiviert. Gute Wiener Gesellschaft.
(Wenn ich häufiger von bildhübschen Mädchen rede, dann waren sie wirklich bildhübsch. Von den vielen anderen weniger hübschen rede ich erst gar nicht.)
Editorial 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 Epilog Anhang |
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Eine Art Bilanz Gedankensplitter und Betrachtungen Personen Orte Abkürzungen Stichwort-Index Organigramme Literatur Galerie:Fotos,Karten,Dokumente |
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- ↑ Die gleiche Ansicht in Google Maps 3D!
- ↑ ab 29.07.1943 gem. Soldbuch S. 12/13
- ↑ heute Hotel Elbresidenz an der Therme
- ↑ Am 12.7. begann bei Orel der sowjetische Gegenangriff gegen das seit 5.7. laufende Unternehmen Zitadelle. Am 5.8. wurde Orel nach umfangreichen Zerstörungen geräumt (unidentifiz. KTB bei NARA, Frame 7428624).