12. Juli 1941
GEO INFO | ||||
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12.: Dżuryn/Białobożnica |
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13./14.: –Station Wygangka |
Am nächsten Tag sind wir in Czortków. Gleich neben der Unterkunft meines Zuges steht ein nettes Häuschen, in das ich hineingehe, um eine Übernachtungsmöglichkeit zu erkunden. Es gehört einer polnischen Familie. Der Mann ist abwesend, arbeitet auswärts. Die Hausfrau ist zur Zeit mit ihrer etwa zehnjährigen Tochter allein. Sie bietet mir eins der beiden Betten im Elternschlafzimmer an und will mit ihrer Tochter auf einer Chaiselongue in der Küche schlafen. Ich will aber Unteroffizier Mielenz noch mitbringen. Sie zögert. Zwei Mann will sie nicht haben, gibt aber schließlich nach, und ich ziehe mit Mielenz ins Elternschlafzimmer, wo wir beide in den Ehebetten wie Murmeltiere schlafen. Am nächsten Morgen bringt uns die gute Frau sogar ••• S. 25 •••noch jedem eine große Tasse gezuckerten Milchkaffee und eine große Semmel.
Ich sehe mal nach meinem Zug. In der Unterkunft sitzt mein zweiter Halbzugführer bei seinen Männern. Da kommt mir zum Bewusstsein, dass ich ihn eigentlich etwas vernachlässige. Er ist ein stiller, ordentlicher und anständiger Kerl, nur etwas zurückhaltender als Mielenz. Dass ich Mielenz mehr in meine Nähe gezogen habe, liegt wohl daran, dass ich ihn schon länger kenne, nämlich seit Jasło, und dass er in Neukölln ganz in unserer Nähe wohnte. Aber das dürfte kein Grund sein, meine beiden Unterführer so ungleich zu behandeln. Eine solche unbegründete Bevorzugung oder Benachteiligung ist das Schlimmste, was ein Vorgesetzter tun kann.
Es geht weiter. Wir müssen aber innerhalb der Stadt über eine gesprengte Brücke. Sie ist wie ein großes V in der Mitte geknickt und nach unten weggesackt. Wir müssen also erst schräg hinunter und dann wieder schräg hinauf. Der Böschungswinkel ist beachtlich. Für die Männer ist das kein Problem, aber für unsere Pferde mit den Fahrzeugen das Äußerste, was sie bewältigen können. Die Männer treten also gruppenweise zu ihren zugehörigen Fahrzeugen, um notfalls schieben zu helfen. Die Wagen, jeweils mit vier Pferden bespannt[3], fahren erst vorsichtig mit angezogenen Bremsen die Schräge hinunter, um dann mit Anlauf unter anfeuerndem Geschrei der Männer die steile Böschung hinaufzurollen, wobei sie jedoch immer langsamer werden, je höher sie kommen. Die braven Pferde stemmen sich in die Zuggurte, ihre Muskeln sind zum Reißen gespannt. Jetzt packen die Soldaten in die Speichen und mit dem unvermeidlichen Geschrei überwinden sie das letzte Stück. Da wir die Fahrzeuge vierspännig hinüberbringen müssen, können sie nur einzeln geholt werden, so dass der Übergang ziemlich lange dauert. Dann geht es weiter durch hügeliges Land. Es ist eine schöne Landschaft, aber unsere armen Pferde tun mir leid.
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